Manchmal kommt alles im ungünstigsten Moment: In zwei Stunden steht eine wichtige Sitzung an – und dann wird das Kind krank, kann nicht in die Krippe oder zur Tagesmutter. Wer in einer solchen Situation nicht auf rüstige Grosseltern zählen kann, der hat ein Problem. «Die Kinderbetreuung ist für junge Eltern heute eine der grössten Herausforderungen», sagt Stephan Oetiker, Direktor von Pro Juventute. Die Schweiz sei kein familienfreundliches Land.

Aus diesem Grund führte Pro Juventute für die rund 1,9 Millionen Eltern in der Schweiz einen neuen Dienst ein. Die «Notfall-Nannys» springen ein, wenn jemand kurzfristig einen Babysitter braucht. Seit dem Start im Mai werde das Angebot «rege genutzt». Man mag sich fragen, wie realistisch es ist, ein krankes Kind von einer Unbekannten betreuen zu lassen – zu einem Zeitpunkt, da sie besonders an Mama oder Papa hängen. Oetiker beruhigt: «Unsere Nannys haben alle einen pädagogischen oder pflegerischen Hintergrund.»

Eine dieser Nannys ist Gloria Cortese. Die 24-Jährige hat eine Ausbildung als Kleinkindererzieherin und arbeitet Teilzeit in einer Krippe. «Einem fremden, kranken Kind lese ich als Erstes aus einem Buch vor», sagt sie. So sei der Kontakt am leichtesten, und es entstehe ein Austausch – und schon bald, wenn das Kind dazu in der Lage sei, auch ein gemeinsames Spiel.

Stundenlohn von 35 Franken

Wer eine Notfall-Nanny bestellen möchte, muss beim Elternclub von Pro Juventute Mitglied werden. Das kostet 120 Franken im Jahr. Die Vermittlung der Nannys ist dann kostenlos, dem Kindermädchen selbst zahlt man einen Stundenlohn von 35 Franken.

Auch die Krankenkasse Helsana kennt ein ähnliches Angebot. Wer die Zusatzversicherung «Kids Care» abschliesst, hat Anrecht auf 30 Stunden kostenlose Kinderbetreuung, wenn der Nachwuchs krank ist. Bei der Visana planen die Verantwortlichen ein ähnliches Angebot.