Wer bei Coop Pronto einkauft, wird zurzeit mit bunten Farben geradezu bombardiert. Ob von Plakaten hinter der Kasse, Bildschirmen oder die Umrandungen der Kassen-Displays: überall strahlen sympathisch warme Farben. Mit der Kampagne in den Pronto-Läden versucht Coop, die hauseigene Zigarettenmarke «Bay» an das – vorwiegend junge – Publikum zu bringen.

«Die neue Marke sollte sich mit ihrem tollen, jungen und trendigen Auftritt von anderen Brands differenzieren und sich in einem Bereich positionieren, der noch nicht besetzt ist», schreibt dazu die Werbeagentur «Kreis vier», die die Kampagne gestaltet hat.

«Differenzieren» tut sich die neue Marke auch im Preis: Während die meisten Marken Fr. 7.80 oder mehr kosten, sind «Bay Malibu», «Bay Waiki» und die anderen Bay-Zigaretten für Fr. 6.95 zu haben.

Sieht so «griffiger Jugendschutz» aus?

Man reibt sich die Augen. Es ist noch kein Jahr her, dass Coop zusammen mit anderen Detailhändlern verkündete, keinen Alkohol und keinen Tabak an Minderjährige zu verkaufen. Und auf der «politischen Landkarte» des Detailhändlers, einer Art öffentlichen Absichtserklärung zur Konzernpolitik, liest man, dass Coop «einen griffigen Jugendschutz ohne übermässigen Erwachsenenschutz» durchsetzen wolle. «Diese Art von Kampagne hat nichts mit Jugendschutz zu tun», sagt dazu Wolfgang Kweitel von der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention.

Beim Detailhändler kommen kritische Fragen nicht gut an. «Coop Pronto hat eine eigenständige Werbeplanung», schreibt Sprecherin Andrea Bergmann auf Anfrage. «Wir führen keine Werbekampagnen für Zigaretten durch.» Die Bay-Zigaretten seien zudem nicht im tiefen, sondern «im mittleren Preissegment» angesiedelt. Auch den Hersteller der Glimmstängel «Made in the Netherlands, imported by Coop» mag Bergmann nicht nennen. Das werde «aus Konkurrenzgründen» nicht öffentlich kommuniziert.

Coop habe sich für das neue Tabakproduktegesetz ausgesprochen, schreibt die Sprecherin weiter. Dies dürfte dem Detailhändler auch leicht gefallen sein. Die Einschränkungen in Sachen Werbung sind selbst nach einer leichten Verschärfung durch die vorberatende Kommission des Ständerats noch immer nicht das, was sich Präventionsfachleute unter einem guten Jugendschutz vorstellen. Vor allem aber soll man für Zigaretten am so genannten «Verkaufspunkt» auch weiterhin fast uneingeschränkt werben dürfen. Also zum Beispiel am Kassendisplay in einem Coop-Pronto-Laden.

Prominente Zigarettenwerbung an der Kasse im «Coop Pronto»

Zum Wandplakat oben gesellen sich an der «Coop Pronto»-Kasse noch zwei weitere prominente Werbeträger für die «Bay»-Zigaretten. 

Quelle: ZVG
«Für dumm verkauft»

Etikettenschwindel, falsche Preisangaben, haarsträubende Werbung oder sonst ein Reinfall: Für Ärger von Konsumentinnen und Konsumenten ist leider nur allzu häufig gesorgt. Auch Beobachter-Redaktorinnen und -Redaktoren fühlen sich öfters für dumm verkauft. Was sie dabei erleben, lesen Sie unter dieser Rubrik.

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