Für die Telefongespräche und den Telefonanschluss kann man zwei verschiedene Vertragspartner haben. Das ist vielen Leuten nicht bekannt. Genau das machen sich Preselection-Anbieter wie die Freefon AG in Zürich zunutze, wenn sie bei ihren Werbeanrufen Swisscom-Kunden für einen Wechsel zu ihrem Angebot gewinnen wollen. Bei Ursula Kalberer lief das nach der Begrüssung am Telefon so ab:

Freefon-Mitarbeiter: Es geht um die kostenlose Vergünstigung Ihrer Gespräche. Ich bin heute der versprochene Rückruf, dass Sie zur Kontrolle nochmals alles schriftlich nach Hause erhalten.

Ursula Kalberer: Sie, mein Mann sagt, er wolle nichts wissen von dem.

Freefon-Mitarbeiter: Na, Sie sind doch Kunde bei der Swisscom für Ihren Telefonanschluss, oder?

Kalberer: Ja.

Freefon-Mitarbeiter: Genau, daran wird sich ja gar nichts ändern.

Im Verlauf des achtminütigen Gesprächs wollte Ursula Kalberer noch zweimal wissen, ob sich für sie nichts ändere. Der Freefon-Mitarbeiter beschwichtigte: «Wir von der Freefon stellen diese günstigen Tarife einfach auf den Markt, allerdings nur für Kunden, die den Anschluss bei der Swisscom haben, dass sie da bleiben können, aber in Zukunft einfach bei den Gesprächskosten einsparen können.»

«Keine unrichtige Behauptung»

Was Ursula Kalberer auf keinen Fall wollte, passierte schliesslich doch: Sie bekam Rechnungen von der Freefon AG, die sie mit diesem Anruf als neue Kundin gewonnen haben wollte.

Nach Ansicht des Beobachters sind die Aussagen des Callcenter-Mitarbeiters irreführend. Die Freefon streitet das ab: «Wir können keine unrichtigen Behauptungen finden.» Es sei korrekt, dass Ursula Kalberer Swisscom-Kundin bleibe. Korrekt schon, aber eben nur die halbe Wahrheit. Eine Halbwahrheit notabene, über die wie Ursula Kalberer viele Ratsuchende stolpern, die sich zu diesem Thema beim Beobachter-Beratungszentrum melden.

Immerhin zeigte sich die Freefon verhandlungsbereit: Sie akzeptierte Kalberers Angebot, nur die aufgelaufenen Gesprächskosten zu zahlen – per saldo aller Ansprüche.