«Es herrscht Notstand. Die Qualität der Volksschule ist in Gefahr, wenn wir so weitermachen», sagt Marion Heidelberger. Notstand in der Schule? Heidelberger ist keine Schwarzmalerin. Sie kennt sich aus. Bis letztes Jahr war die 50-Jährige Präsidentin der Sonderpädagogischen Kommission beim Schweizer Lehrerverband LCH. Jahrelang war sie als Förderlehrkraft in Kloten tätig, zog von Klasse zu Klasse und unterstützte stundenweise einzelne Kinder. «Es war damals schon schwierig. Aber da war ich noch zuversichtlich, dass wir es schon hinkriegen.»

Heute unterrichtet Heidelberger als Klassenlehrerin an einer 1./2. Klasse im Zürcher Unterland und sagt ernüchtert: «Die Situation hat sich verschlechtert. Alle geben ihr Bestes, aber es reicht nicht. Bei der enormen Verschiedenartigkeit kann man in einer normalgrossen Klasse mit 24 Kindern schlicht nicht mehr allen gerecht werden.»