Warme Räume im Winter, heisses Wasser zu jeder Tages- und Nachtzeit – das ist ein Wohnkomfort, der viel Energie benötigt. Rund 30 Prozent des Energiekonsums der Schweiz gehen auf das Konto von Heizung und Warmwasser in Wohnhäusern. Da zwei Drittel aller Heizanlagen mit Öl und Gas betrieben werden, ist unser Wohnkomfort auch für einen erheblichen Teil des CO2-Ausstosses verantwortlich. «Energiesparende Gebäude und Heizanlagen ohne fossile Brennstoffe sind deshalb ein wichtiges Element des Klimaschutzes», sagt Elmar Grosse Ruse, Projektleiter Klima und Energie beim WWF Schweiz. «Wer seine mit Öl oder Gas betriebene Heizung ersetzen muss, kann hier durch die richtige Systemwahl einen grossen Beitrag leisten.» 

Wenn nur der Preis zählt

Das geschieht aber noch zu selten. Gemäss Statistik bauen knapp 50 Prozent der Einfamilienhausbesitzer beim Austausch der Heizanlage wieder eine Öl- oder Gasheizung ein. Ein Grund dafür sind die oft höheren Anschaffungskosten von alternativen Heizsystemen wie etwa einer Wärmepumpe. «Meist wird leider nur aufs Preisschild geschaut», sagt Grosse Ruse. Doch wer so handelt, bezahlt über die Lebensdauer einer Heizung hinweg oft mehr. «Entscheidend sind nicht nur die Investitionen beim Einbau, sondern auch der Wärmepreis», sagt Robert Diana, Leiter Fachbereich Heizung bei Suissetec, dem Branchenverband der Gebäudetechniker.

Der Wärmepreis berücksichtigt nicht nur die Anschaffungs-, sondern auch die Betriebskosten, die Lebensdauer, die Energiepreise oder Gebühren. So gerechnet, gehören vermeintlich günstige Heizsysteme plötzlich zu den teureren. Das zeigt ein Vergleich mit dem vom WWF entwickelten Excel-Tool für den Heizanlagenvergleich (siehe Tabelle und Links). 

Bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus kommt etwa eine Ölheizung bezüglich Kapitalkosten günstig zu stehen, beim Wärmepreis hingegen ist die Kilowattstunde vier Rappen höher als beim Kauf der teureren Wärmepumpe mit Erdsonde. Das Tool zeigt auch, wie die Umweltbilanz der jeweiligen Heizsysteme aussieht – etwa beim CO2: Hier schneidet die Wärmepumpe ebenfalls besser ab. Ein wichtiges Detail in diesem Zusammenhang ist der verwendete Strom. Wenn der durchschnittliche Schweizer Strommix zum Einsatz kommt, tragen auch Wärmepumpen mehr zur CO2-Belastung bei. Der Grund: Im Winter, wenn viel geheizt wird, bezieht die Schweiz auch Strom aus ausländischen Gas- und Kohlekraftwerken, die wiederum CO2 produzieren. Umweltfachleute empfehlen daher die Verwendung von zertifiziertem Ökostrom.

Heizung wechseln
  1. Heizungsersatz von einem Experten prüfen lassen. 
  2. Systeme auf Wärmekosten und Umweltfreundlichkeit prüfen. 
  3. Ergänzende Arbeiten (Verbesserung der Dämmung) festlegen. 
  4. Offerten einholen und Handwerker und Lieferanten auswählen. 
  5. Mit dem Installateur Garantie vereinbaren.
  6. Arbeiten abnehmen. 
Frühzeitig planen

Die grosse Auswahl an Heizanlagen und die Vorabklärungen für den Tausch machen die Sache nicht einfach. «Eine saubere Vorausplanung zusammen mit Fachleuten ist das A und O», sagt Heizungsfachmann Robert Diana von Suissetec. Der Beobachter hat die wichtigsten Punkte zusammengetragen:

  • Zeit Wenn die Heizung im Winter aussteigt, bleibt kaum Zeit für Abklärungen. Daher sollte man früh planen. Bei Öl- oder Gasheizungen in Einfamilienhäusern ist ein Tausch nach 15 Jahren sinnvoll – auch wenn die Anlage noch läuft. 
  • Energieträger Nicht alle Energieträger sind überall verfügbar oder erlaubt. So gibt es Gebiete, in denen man keine Erdsonden bohren darf. Andernorts wiederum verlangen Vorschriften den Anschluss an ein Fernwärmenetz. 
  • Platz Je nach System schränkt der Platz die Auswahl ein. Eine Pelletheizung etwa braucht mindestens vier Quadratmeter Fläche für die Lagerung des Brennmaterials. 
  • Vorlauftemperatur In schlecht gedämmten Gebäuden benötigen Heizungen hohe Vorlauftemperaturen; der Einbau von Wärmepumpen ist nur sinnvoll, wenn das Gebäude gleichzeitig isoliert wird oder eine Wärmedämmung geplant ist. 
  • Integrale Lösung Wenn das Gebäude vor dem Heizungstausch gedämmt wird, kann die Anlage oft kleiner dimensioniert werden. Deshalb lohnt es sich, auch die Gebäudehülle zu prüfen. 
  • Umwelt Wer umweltfreundlich heizen möchte, setzt auf Systeme ohne fossile Energie. Wer trotzdem eine Gas- oder Ölfeuerung will, kann die Umweltbilanz durch die Kombination mit Sonnenkollektoren verbessern. 
  • Baubewilligung Wärmepumpen brauchen oft eine Baubewilligung, sei es für die Aufstellung im Aussenbereich oder die Bohrung der Erdsonde. Die Erteilung benötigt drei bis vier Monate. 
  • Fördergelder Je nach Standortkanton und -gemeinde sowie Heizsystem können Fördergelder beantragt werden (siehe Links). 
  • Energievorschriften Vielerorts werden derzeit die Energievorschriften angepasst. Beim Ersatz von Heizungen gelten danach in den meisten Kantonen strengere Regeln: Wenn ein Gebäude nicht mindestens die Kategorie D des Gebäudeenergieausweises (GEAK) erfüllt, müssen neu mindestens zehn Prozent der Energie für Heizung und Warmwasser aus erneuerbaren Quellen stammen. Alternativ kann man auch die Dämmung verbessern, damit der Verbrauch um zehn Prozent sinkt. 
Energieberatung hilft beim Planen

Eine Verbesserung der Wärmedämmung ist bei Gebäuden, die vor 1990 erbaut und noch nie wärmetechnisch saniert wurden, im Rahmen des Heizungsersatzes auf jeden Fall sinnvoll. 

Um die Planung aller Arbeiten zielgerichtet angehen zu können, lohnt sich der Beizug einer Fachperson. Vielerorts bieten Gemeinden zu einem günstigen Preis eine Energieberatung an. Diese liefert erste wichtige Hinweise. Wer es genauer wissen möchte, der kann einen Gebäudeenergieausweis (GEAK Plus) erstellen lassen (siehe Adressen links). Dieser zeigt die Schwachstellen des Gebäudes und Lösungsvorschläge auf. 

Ansprechpartner für die Beratung sind Haustechnikplanerinnen oder Heizungsinstallateure mit Erfahrung in alternativen Heizsystemen. Eine gute Beratung ist wichtig: «Ein neues Heizsystem ist für 15 bis 20 Jahre in Betrieb, entsprechend sorgfältig sollte die Auswahl erfolgen, gerade auch mit Blick auf den Klimaschutz», rät Elmar Grosse Ruse vom WWF.