Hans Fluri widmet sich genüsslich seinem Gämspfeffer,
da stösst er überrascht auf Pilze: Der Präsident
des Verbands Schweizerischer Vereine für Pilzkunde identifizierte
sie als «Durchbohrte Leistlinge». Obwohl sie essbar
sind, fragt er das Personal, ob die Pilze von einem Fachmann
kontrolliert worden seien. Der Wirt kenne sich aus, lautet
die Antwort.
Bis diesen Frühling hätte der Gastronom die Pilze
zwingend einem Kontrolleur zeigen müssen. Doch das Bundesamt
für Gesundheit stellte sie anderen Lebensmitteln gleich:
Die Selbstkontrolle bei wild gewachsenen Pilzen genüge.
Dabei stützte sich das Amt auf eine noch nicht veröffentlichte
Studie: In den letzten zehn Jahren starben in der Schweiz
«nur» vier Menschen an Pilzvergiftungen.
Überhaupt keine Freude an diesem Entscheid hat Peter
Kaupp, Präsident der Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane:
«Die Abschaffung der obligatorischen Kontrolle ist skandalös.»
Damit werde in Kauf genommen, dass sich mehr Leute an Pilzen
vergiften können. Die Gefahr lauere nicht beim Grosshandel,
sondern bei kleinen Sammlern. Sie können jetzt ihre gesammelten
Pilze an Restaurants verkaufen, ohne dass je ein Fachmann
einen Blick darauf geworfen hat. Der Pilzkontrolleur rät,
im Restaurant bei Wildpilzen unbedingt zu fragen, wer sie
kontrolliert hat.