Nadia und Jürg Jäger werden demnächst glückliche Eltern und sorgen sich um die finanzielle Absicherung ihrer Zukunft. Barbara Hauser möchte in 15 Jahren nach Portugal auswandern und dort eine kleine Pension erwerben. In beiden Fällen stellt sich dieselbe Frage: Ist es sinnvoll, einen Teil des Einkommens für die private Vorsorge zu sparen?

Die gegenwärtige Diskussion um die Zukunft der staatlichen und der beruflichen Vorsorge (erste und zweite Säule) verunsichert viele. Dabei geht vergessen, dass es noch eine dritte Säule gibt: die private Vorsorge. In dieser Säule wird zwischen der freien Vorsorge (Säule 3b) und der gebundenen Vorsorge (Säule 3a) unterschieden.

Die Säule 3b ist sehr flexibel. Dazu gehören nicht nur Versicherungspolicen, sondern auch sonstiges Privatvermögen wie Wertschriften und Immobilien. Die Säule 3a hat klar definierte Vorgaben und ist an strikte Auflagen bezüglich Laufzeit, Einzahlungen und Begünstigung gebunden. Mit der Säule 3a schuf der Staat eine steuerbegünstigte Lösung, damit Berufstätige bis zur Pensionierung für ihre Altersvorsorge sparen können. In der Säule 3a können Gelder entweder bei einer Bank oder bei einer Versicherung angelegt werden. Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile.

Freie Wahl der Einzahlungshöhe

Das Säule-3a-Sparkonto ist die ursprüngliche Bankenlösung der gebundenen Vorsorge. Es wird mit einem Vorzugszins verzinst, der regelmässigen Schwankungen unterliegt. Diese Lösung eignet sich für die indirekte Amortisation der Hypothekarschulden. Dabei wird die Amortisation der Hypothek bis zur Auszahlung der 3a-Gelder aufgeschoben. Mit der ausgerichteten Summe zahlt dann der Schuldner seine Hypothek zurück.

Da die Verzinsung der Vorzugskonten tiefer ist als die Hypothekarzinsen, kommt die indirekte Amortisation in erster Linie der Bank zugute. Diese profitiert über viele Jahre von der gesicherten Marge zwischen dem Vorzugszins, den sie dem Anleger zahlen muss, und dem Hypothekarzins, den sie vom Anleger erhält. Das ist einer der Gründe, weshalb die Banken diese Spar- und Amortisationsform den Anlegern derart schmackhaft machen. Der Anleger selbst profitiert während der gleichen Zeit von der Steuerbefreiung seiner Einzahlungen auf sein Säule-3a-Konto.

Eine interessante Variante ist die Geldanlage in ein Säule-3a-Konto in Kombination mit einer Wertschriftenanlage. Dadurch lässt sich langfristig eine höhere Gesamtrendite erzielen als nur mit Zins auf dem Vorzugskonto. Beinahe alle Banken bieten diese Sparform über ihre Anlagestiftungen an. Diese Stiftungen unterliegen den strengen BVG-Richtlinien, denen auch die Pensionskassen unterstellt sind. Wer sich für diese Anlageform entscheidet, kauft Anteilscheine der entsprechenden Anlagestiftung. Dabei entstehen gewöhnlich keine zusätzlichen Kosten.

Der grosse Vorteil vom Säule-3a-Sparkonto ist die Freiheit, die Einzahlungshöhe selber wählen zu können. Jährlich können Angestellte zurzeit maximal 5789 Franken einzahlen, selbstständig Erwerbende 28944 Franken. Verlangt werden auch keine regelmässigen Einzahlungen. Die Laufzeit ist zudem individuell festlegbar. Sie endet jedoch mit der ordentlichen Pensionierung. All diese Pluspunkte wiegen den Nachteil des nicht garantierten Zinssatzes in vielen Fällen auf. Diese Sparform verlangt aber eine Selbstdisziplin, wenn man sein langfristiges Geldziel erreichen will.

Die Banken bieten heute Lösungen an, die es ermöglichen, über das 3a-Konto hinaus eine Risikoversicherung abzuschliessen. Diese kann die Absicherung von Tod, Invalidität und Erwerbsunfähigkeit einschliessen. Die Prämien werden in diesem Fall dem Vorsorgekonto belastet. Entsprechend reduziert sich der Sparteil. Diese Konstruktion kommt den Versicherungsprodukten sehr nahe. Der wichtigste Unterschied zwischen Bank- und Versicherungslösung: Die Bank garantiert keinen Sparzins.

Im Gegensatz zur Banklösung garantiert die Versicherung eine Mindestrendite auf dem Säule-3a-Sparkapital und deckt die Risiken Todesfall, Invalidität und Erwerbsunfähigkeit. Bei der 3a-Police handelt es sich also um eine gemischte Versicherung, wie man sie von der klassischen Lebensversicherung her kennt, mit periodischen oder variablen Prämien. Dabei wird eine bestimmte Prämiensumme zur Absicherung von Tod, Invalidität oder Erwerbsunfähigkeit verwendet. Der übrige Betrag wird dem Sparteil zugeschlagen.

Der Versicherungsschutz lässt sich mit einer Prämienbefreiung ergänzen. Wird der Versicherungsnehmer erwerbsunfähig, zahlt die Versicherung die Prämien weiter. Falls die Risiko- und die Verwaltungskosten besser verliefen, als von der Versicherung anfänglich kalkuliert, zahlt sie dem 3a-Policen-Inhaber einen Mehrertrag aus, den so genannten Überschuss. Dieser ist keinesfalls garantiert. Bei der Wahl eines Produkts ist deshalb stets auf die garantierte Erlebensfall-Leistung zu achten.

Unbedingt Fachperson beiziehen

Auch bei den Versicherungen kann der Vorsorgesparer die Jahresprämie mit Wertpapieranlagen, also mit Anlagefonds, kombinieren. Die so genannte Fondspolice ist aber mit Kosten verbunden, denn der Sparer bezahlt für die Erstanlage in Fonds eine Ausgabekommission. Will der Vorsorgenehmer von einem Anlagefonds in einen anderen wechseln, ist dies je nach Gesellschaft wiederum mit Kosten verbunden.

Neben den grundsätzlichen Unterschieden zwischen Bank- und Versicherungsangeboten sind für angehende Vorsorge-3a-Sparer auch folgende Überlegungen nötig:

  • Schätzen Sie die Lebensrisiken Tod, Invalidität und Erwerbsunfähigkeit ab. Dabei ist der Risikoschutz mit Bedacht auf die Versicherungsleistungen aus der ersten und der zweiten Säule abzustimmen. Wertpapieranlagen, Haus oder Eigentumswohnung – kurz: das aktuelle Vermögen – sind in die Analyse mit einzubeziehen, ebenso anstehende Erbschaften.

  • Ein ganz wesentlicher Aspekt sind die steuerlichen Überlegungen, die der Vorsorgesparer berücksichtigen sollte. Der Steuervorteil besteht darin, dass die einbezahlten Beträge von der Einkommenssteuer befreit sind. Erst bei Auszahlung erfolgt eine Besteuerung zu einem reduzierten Steuersatz. Auf dem Sparbetrag muss zudem bis zur Auszahlung keine Vermögenssteuer bezahlt werden.

  • Ob man sich überhaupt eine Säule 3a leisten kann, hängt in hohem Mass vom Einkommen und von der zukünftigen Einkommensentwicklung ab. Es sind deshalb auch die persönlichen Berufsaussichten und die damit verbundene Arbeitsplatzsicherheit abzuschätzen.

Die Frage, ob Bank oder Versicherung, lässt sich nur durch eine genaue Abklärung der Ziele beantworten – unter Einbezug der persönlichen und finanziellen Verhältnisse. Holen Sie stets drei Vorschläge respektive Offerten ein. Da Fehlentscheide kostspielig sein können, empfiehlt sich aber der Beizug einer Fachperson bei einer Bank oder bei einer Versicherung. Auch unabhängige Finanzberater sind in der Lage, Vorsorgeanalysen zu erstellen, und helfen, das geeignete Produkt zu finden.

Im Fall von Nadia und Jürg Jäger drängt sich eine Versicherungslösung auf. Das Ehepaar ist in der ersten und der zweiten Säule nur ungenügend versichert. Da sich Nadia Jäger nach der Geburt vorerst ganz der Betreuung des Kindes widmen wird, stützt sich der Haushalt ausschliesslich auf das Einkommen des Ehemanns ab. Eine gezielte Absicherung der Lebensrisiken von Jürg Jäger, verknüpft mit einem planmässigen Sparen, ist somit vordringlich.

Barbara Hauser kann folgendes Vorgehen helfen, ihren Traum von einer Pension zu verwirklichen: Mit einem Einnahmenüberschuss von jährlich 9000 Franken, einer voraussichtlichen Altersrente aus der ersten und der zweiten Säule, die 60 Prozent des bisherigen Einkommens deckt, sowie einem Vermögen, das aus heutiger Sicht nicht ausreicht, sich die gewünschte Pension zu kaufen, ist das Wertpapiersparen in der Säule 3a bei einer Bank empfehlenswert. Eine Versicherungslösung ist nicht angebracht, da Barbara Hauser zurzeit allein stehend ist, also für niemanden zusätzlich sorgen muss.