Der weltweite Verlust an natürlichen Wäldern ist gemäss der Umweltschutzorganisation WWF dramatisch. Eine treibende Kraft für diesen Waldverlust sei der Überkonsum der Industrieländer, etwa bei Papierprodukten. Knapp zehn Prozent des Papierverbrauchs in der Schweiz entfalle auf Haushalts- und Hygienepapier, das nicht recycliert werden kann.

21 Kilo Haushalts- und Hygienepapier wurden 2007 in der Schweiz pro Person verbraucht – fast ein Viertel mehr als noch vor zehn Jahren. Mit dieser Menge liegt die Schweiz zudem mit Abstand an der Spitze Europas. «Die Papierindustrie spielt eine Schlüsselrolle, wenn es um die Zukunft der Wälder geht. Weltweit geht fast die Hälfte des kommerziell geschlagenen Holzes in die Zellstoff- und Papierproduktion», erklärt WWF-Expertin Simone Stammbach.

Durch Recycling lasse sich der Ressourcenverbrauch für die Herstellung von Papier- und Tissue-Produkten erheblich mindern. Und Artikel mit FSC-Label stammen zumindest aus nachhaltiger Produktion. Der WWF wollte darum wissen, wie es in der Schweiz um das Angebot von Recycling- und FSC-Papier steht: In Zusammenarbeit mit der Rating-Agentur INrate wurde bei zwölf Detailhändlern das Sortiment an Toilettenpapier, Haushaltspapier, Taschen- und Kosmetiktücher sowie Babywindeln unter die Lupe genommen.

Das Fazit des WWF-Ratings: Die Migros hat das grösste Angebot an Recycling- und FSC-zertifizierten Fasern, Coop folgt auf dem zweiten Platz. Der Schweizer Marktneuling Lidl erreicht den dritten Platz. Der Discounter bietet bei Toiletten- und Haushaltspapier sogar ausschliesslich Recycling- oder FSC-Fasern an.

Bei allen Unternehmen sei immerhin eine ökologische Alternative zu Toilettenpapier aus frischem und nicht zertifiziertem Zellstoff zu finden gewesen. Nur die Hälfte der Detailhändler führe jedoch ökologisches Haushaltspapier im Sortiment, während Taschen- und Kosmetiktücher aus Recycling- oder FSC-Fasern praktisch ganz fehlten. Völlig ungenügend ist die Situation gemäss WWF bei den Babywindeln: Weder Recycling- noch FSC-zertifizierte Windeln sind auf dem Schweizer Markt zu finden.

Tipps des WWF

  • Verwenden Sie Hygienepapier aus Altpapier: Sie bieten die gleiche Qualität und schonen die Umwelt. Für Hygienepapier aus Altpapier müssen keine Bäume gefällt werden – und die Herstellung spart Wasser und Energie.

  • Achten Sie auf das FSC-Label: Wenn es doch mal Papier aus Frischfasern sein muss, kaufen Sie Holzprodukte, bei denen das Rohmaterial mit Rücksicht auf Mensch und Natur gewonnen wurde.

  • Setzen Sie Hygienepapier sparsam ein. Wenn jeder Schweizer eine Rolle Frischfaser-Haushaltspapier pro Jahr weniger verbrauchen würde, müssten 14'000 Bäumen weniger gefällt werden.

Was ist FSC?

Der FSC (Forest Stewardship Council) ist eine gemeinnützige Organisation, die ein global gültiges Label für Holz, Papier und andere Waldprodukte vergibt. Damit will sich der FSC für eine umweltgerechte und sozial verträgliche, aber auch wirtschaftlich tragbare Waldwirtschaft einsetzen.

In allen vom FSC zertifizierten Wäldern müssen gewisse Kriterien für die Waldbewirtschaftung eingehalten werden. Die Kriterien wurden in jedem Land unter Berücksichtigung aller Interessen ausgehandelt. Unabhängige Zertifizierungsfirmen überprüfen die zertifizierten Forstbetriebe regelmässig.

Produkte mit dem FSC-Label stammen laut dem FSC garantiert nicht aus Raubbau, sondern fördern die sozial- und umweltgerechte Waldwirtschaft. Es gibt drei Labelarten:

  • FSC Mix: Die Produkte werden aus drei Materialsorten hergestellt: aus FSC-Holz, aus Holz, dessen Herkunft vom Produzenten geprüft wurde und das nicht aus Raubbau stammt, sowie aus Recyclingmaterial.

  • FSC Recycling: Die Produkte enthalten ausschliesslich gebrauchtes Holz und Fasern.

  • FSC 100%: Die gesamte Menge des verwendeten Holzes stammt aus FSC-Produktion.


Die Umweltorganisationen empfehlen, nur FSC-zertifiziertes Holz aus einheimischer Produktion zu kaufen. Bei FSC-zertifiziertem Tropenholz gehen die Ansichten auseinander: Die einen sind der Meinung, das FSC-Label stelle keinen ausreichenden Schutz für eine wirklich nachhaltige Produktion dar, weil auch Holz aus Urwäldern und aus Plantagen (für die Urwald abgeholzt werden musste) zertifiziert werden kann. Andere weisen darauf hin, dass das FSC-Label bei der Urwaldnutzung für die Einrichtung grosser Schutzgebiete bürgt, was bei grossen Waldgebieten ausreiche. Stefan Bachmann