Das war diese Woche richtig wichtig
Wurde die Schweiz diese Woche gerechter, transparenter, fortschrittlicher? Und wo gings rückwärts? Der Überblick des Beobachters für die Woche vom 14. Juli 2025.
Liebe Leserinnen und Leser
Willkommen zu «Das war richtig wichtig». Hier ordnen wir immer freitags die wichtigsten Nachrichten der vergangenen Woche für Sie ein.
Die Themen:
- Kürzer arbeiten und Mieterlässe: Grüne präsentieren Hitzeplan für die Schweiz
- Nach sieben Monaten Haft: Serienpleitier Goran Zeindler wieder auf freiem Fuss
- Camping-Boom: Viermal mehr Wohnmobilplätze in der Schweiz
- Und das Zitat der Woche kommt von einer Fussballerin.
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Grüne präsentieren Hitzeplan für die Schweiz
Darum gehts: Die Grünen haben einen Hitzeaktionsplan formuliert. Er nimmt Bund, Kantone und Gemeinden in die Pflicht. Der Plan will etwa den Hitzeschutz am Arbeitsplatz gesetzlich verankern. Dazu gehören Hitzepausen ab 26 Grad in Innenräumen, kostenlose Getränke oder reduzierte Arbeitszeiten. Vermieter sollen eine Mietzinsreduktion von 10 Prozent gewähren müssen, wenn es in Wohnungen zu warm wird. Für Pflegeheime, Spitäler und Schulen verlangen die Grünen bauliche Anpassungen und energetische Gebäudesanierungen.
Warum das wichtig ist: Im Juni sind innert zehn Tagen in zwölf europäischen Grossstädten über 2300 Menschen an den Folgen extremer Hitze gestorben. Dies ergab die Studie eines internationalen Forschungsteams. Die Grünen fordern darum Schutzmassnahmen für ältere Menschen, Kleinkinder, chronisch Kranke und Arbeitnehmende.
Das sagt der Beobachter: Hitze wird vor allem in Städten ein Problem. Schweizer Städte sind richtige Asphalt- und Betonwüsten, wie eine Analyse des Beobachters zeigt. Das führt zu steigenden Temperaturen. «Um ihre hohe Wohn- und Lebensqualität erhalten zu können, müssen sich die Städte und Agglomerationsgemeinden an die neuen Bedingungen anpassen», sagt Guirec Gicquel, Fachspezialist beim Bundesamt für Umwelt (Bafu), zum Beobachter.
⇒ Jetzt lesen: Leben auch Sie in einer Hitzeinsel?
Über «Das war richtig wichtig»
Was hat die Schweiz diese Woche gerechter, transparenter, fortschrittlicher gemacht? Und wo gings eher rückwärts? Wo weiterlesen, wenn Sie es genauer wissen möchten? Wir liefern Ihnen immer freitagmittags drei bis vier wirklich wichtige Nachrichten – kompakt, verständlich und mit Haltung aufgeschrieben. Auch als E-Mail abonnierbar.
Goran Zeindler aus Haft entlassen
Darum gehts: Der Immobilienunternehmer Goran Zeindler ist wieder auf freiem Fuss. Er war im letzten Dezember verhaftet worden, nachdem er als – kurzzeitiger – Verwalter der Zürcher «Sugus-Häuser» rund 200 Mietparteien die Kündigung überreicht hatte. Die Staatsanwaltschaft Zürich ermittelt gegen Zeindler jedoch nicht wegen seiner Rolle bei der umstrittenen Leerkündigung, sondern wegen des Verdachts auf ungetreue Geschäftsführung und Betrug.
Warum das wichtig ist: Goran «Gogo» Zeindler ist eine schillernde Figur. Der Beobachter berichtete bereits 2005 erstmals über die Geschäfte des Unternehmers (Texte nicht online verfügbar). Damals hatte er als Generalunternehmer Handwerker nicht bezahlt und Bauherren im Schlamassel gelassen. Seither zog er durchs Land – und hinterliess an mehreren Orten halb fertige oder mit Baumängeln behaftete Überbauungen. Wenn deshalb Ungemach drohte, schickte Zeindler seine Firmen in den Konkurs. Laut NZZ gehen nicht weniger als 16 Firmenpleiten auf sein Konto. Für Zeindler gilt die Unschuldsvermutung.
Das sagt der Beobachter: Es ist in der Schweiz sehr einfach, eine Firma in Konkurs zu schicken und mit einem neu gegründeten Unternehmen die Geschäfte fortzuführen. Staatsanwaltschaften, die Delikte wie ungetreue Geschäftsführung und Betrug untersuchen sollen, stehen oftmals vor schier undurchschaubaren Firmenkonstrukten. Wenn die Staatsanwaltschaft Schwyz nun die Geschäfte des Serienpleitiers unter die Lupe nimmt, ist das ein wichtiges Zeichen. Potenzielle Nachahmer und Mittäter wissen jetzt: Ganz machtlos ist die Justiz nicht.
⇒ Jetzt lesen: Politik will Schuldnertourismus stoppen
Viermal mehr Wohnmobil-Stellplätze
Darum gehts: Die Anzahl Stellplätze für Wohnmobile in der Schweiz hat sich in den letzten Jahren vervierfacht. Das gab der Verein Wohnmobilland Schweiz diese Woche bekannt. Gemeint sind damit nicht Plätze auf Campinganlagen, sondern Parkplätze, auf denen übernachtet werden darf. Vor sechs Jahren gab es 112 in der Schweiz, heute sind es 465. Im internationalen Vergleich ist das aber nach wie vor eher wenig.
Warum das wichtig ist: Der Wohnmobilboom in den letzten Jahren ist längst zum Streitthema geworden. Campen in der freien Natur liegt im Trend. Immer mehr Leute stören sich aber daran, in welchen Massen Wohnmobile die Alpen fluten. Mit mehr Stellplätzen – ausgestattet mit Abfalleimern, manchmal sogar Toiletten – soll Wildcampen entgegengewirkt werden.
Das sagt der Beobachter: Übernachtungsplätze für Wohnmobile helfen, Ordnung zu halten und die Natur zu schonen. Gut ist, wenn dafür bestehende Infrastruktur genutzt wird: Parkplätze von Strandbädern oder Skigebieten, die ausserhalb der Saison leer stehen. Der Verein Wohnmobilland Schweiz fordert einen weiteren Ausbau des Angebots: «Die Schweiz ist nicht wirklich vorbereitet auf den Wohnmobiltourismus, die Gesetze sind nicht auf diese Art Tourismus ausgerichtet», sagte Geschäftsführer Rolf Järmann gegenüber SRF. Das mag stimmen. Dazu gehört aber auch die Diskussion, wie viel von diesem Tourismus wünschenswert und nachhaltig ist.
⇒ Jetzt lesen: Zelten in der freien Natur – wo das erlaubt ist
Wohl noch nie fieberten so viele Menschen in der Schweiz einem Frauenfussballspiel entgegen: Heute Abend um 21 Uhr spielt die Schweizer Nati gegen Spanien um den Halbfinaleinzug an der Europameisterschaft im eigenen Land. Schon jetzt fällt die Bilanz des Turniers positiv aus, viel mehr aber noch neben dem Rasen.
«Wir haben der ganzen Welt gezeigt, was wir als Schweiz leisten können.» – Fussballnationalspielerin Riola Xhemaili
Die Schweizer Stürmerin sagte den Satz bezogen auf ihr Tor in der Nachspielzeit gegen Finnland, das der Nati das Weiterkommen sicherte. Er gilt jedoch auch für die bisherige EM als Ganzes: volle Stadien, eine ausgelassene, friedliche Stimmung in den Städten und eine Gastgebernation, die sich voll mit ihrem Team identifizieren kann – gerade weil es so vielgesichtig daherkommt, wie die Schweiz eben ist. Und wie sie unter anderem von der Solothurnerin Xhemaili mit Wurzeln im Kosovo verkörpert wird. Der Fussball schafft manchmal solche Momente. Und weil sie meist kurz sind: Geniessen wir sie!
Geschrieben haben diesen Überblick diesmal Caroline Freigang, Thomas Angeli und Raphael Brunner.
Wir bleiben für Sie dran. Bis nächste Woche.