«Alle meine Freunde sind Fussgänger», sagt Prospero Trovato. Ein banaler Satz – doch aus seinem Mund klingt er bedeutungsschwer. «Fussgänger» sind für den 22-jährigen Glarner all jene, die sich zu Fuss fortbewegen können. Prospero Trovato wird das nie können. Denn er wurde mit Spina bifida, einem offenen Rücken, geboren und ist von der Hüfte an gelähmt. Dennoch kann der gelernte Bürokaufmann heute ein nahezu normales Leben führen.

«Prospero war von klein auf voll integriert», sagt seine Mutter Claudina stolz. Unermüdlich kämpfte sie für ihren Sohn und leistete in Glarus Pionierarbeit: Sie setzte durch, dass Prospero mit seinen gehenden Freunden Kindergarten und Schule besuchen konnte. «Bei Prospero sind nur die Beine nicht gesund. Warum sollte er also die ‹Hilfsschule› besuchen?»

Prospero Trovato ist ehrgeizig. Statt eine IV-Rente zu beantragen, arbeitet er 100 Prozent – gelebte Selbstverantwortung, auf die er stolz ist. Sein Job als Steuerberater bei der Glarner Kantonalbank gefällt ihm gut. «Wir sind ein lässiges Team, mein Chef ist tipptopp.» Und wenn Trovato einen Ordner von ganz oben braucht, hilft ihm einer der Kollegen.

Über seine Beeinträchtigungen spricht Prospero Trovato nicht gern. Aber er ist froh um die Hilfe seiner Mutter. Die gemeinsame Wohnung ist rollstuhlgängig. Viele Türen wurden entfernt, der Küchenherd kann unterfahren werden. Trovato nutzt die Küche jedoch selten, er lässt sich lieber von seiner Mutter bekochen. Oder fährt auswärts essen.

Auf das Auto angewiesen
Sein behindertengerecht ausgebauter BMW ist Prospero Trovatos Ein und Alles. «Es wird immer wieder etwas verändert. Ich entwickle Ideen und lasse sie dann ausführen. Viele meiner Freunde sind Automechaniker oder Spengler.» Mit dem tiefer gelegten 320 i und Freunden geht es an den Wochenenden auf Passfahrten, in die Diskothek oder zum Basketball- und Billardspielen.

Das Auto ist so ausgerüstet, dass Prospero Trovato selbstständig ein- und aussteigen kann. Die linke Seitentür gleitet auf Knopfdruck nach hinten, der Rollstuhl wird über einen Flaschenzug eingeladen. Auf dem Lenkrad ist ein zusätzlicher Ring montiert – zum Gasgeben. Daneben ragt rechts der Bremshebel aus der Lenksäule. Dennoch sind noch Pedale vorhanden. «Damit der Wagen auch von Fussgängern genutzt werden kann», scherzt Trovato.

Mobilität spielt in Prospero Trovatos Leben eine entscheidende Rolle. Dank Rollstuhl und Auto ist er beweglich und gesellschaftlich integriert. Er kann arbeiten, ausgehen und Freundschaften pflegen. Aus diesem Grund unterstützte SOS Beobachter vor vier Jahren auch den behindertengerechten Umbau seines damaligen Autos. Als KV-Stift fuhr er damit jeden Tag von Glarus nach Lachen an seinen Lehrplatz.

«Mein Auto ist mein Leben», sagt der junge Mann. Sein grösster Traum ist denn auch, einmal Rennen zu fahren: «Ohne Limit. Zum Beispiel auf dem Hockenheim-Ring.»