Es kann kein Zufall sein, dass ausgerechnet eine Spinne den schwächlichen Peter Parker durch ihren Biss in einen Superhelden verwandelt. Denn nicht nur die Comicfigur Spiderman profitiert von den Fähigkeiten der Spinne, auch Bioniker machen sie sich zunutze. Spinnenfäden sind 20-mal reissfester als Stahl und elastischer als Gummi. Keine synthetische Faser kommt annähernd an die Qualitäten der Spinnenseide heran.

Jeder Faden besteht aus einem Bündel dünnster Fasern, die aus Eiweissketten zusammengesetzt sind. Eine Spinne kann bis zu sieben verschiedene Arten von Fäden produzieren; je nach Fadentyp sind die Eiweissketten unterschiedlich angeordnet.

Weil man Spinnen nur mit grossem Aufwand züchten kann, versuchen Wissenschaftler seit Jahrzehnten, Spinnenseide künstlich herzustellen. Dem Biochemiker Thomas Scheibel von der Universität Bayreuth ist es gelungen: Er hat Bakterien dazu gebracht, Seidenproteine zu produzieren, aus denen sich Fasern herstellen lassen.

Die künstlichen Spinnenfäden sind nicht ganz so reissfest und elastisch wie das Original, aber ihre Qualitäten so erstaunlich wie die Anwendungsmöglichkeiten zahlreich – vom Airbag über den Fallschirm bis zur kugelsicheren Weste. Schon eine dünne Schicht in einer Weste reicht aus, um Bleikugeln aufzuhalten.