Wenn im Jahr 2013 darüber abgestimmt wird, ob und wo in der Schweiz neue Atomkraftwerke gebaut werden sollen, entscheidet das Stimmvolk auch gleich über Bauten, die die AKWs um Jahrzehnte überdauern werden. Bei allen drei Neubauprojekten in Mühleberg (BKW), Beznau (Axpo) und im Niederamt (Alpiq) ist auch ein Zwischenlager für die radioaktiven Abfälle vorgesehen. Wenn, wie von den Betreibern geplant, zwei dieser Projekte gebaut werden, entstehen mit ihnen auch zwei temporäre Deponien für Atommüll.
Dabei ist klar, dass die geplanten AKWs Platz brauchen würden, um die radioaktiven Abfälle bis zur Inbetriebnahme eines Endlagers zwischenzulagern. Unbestritten war jedoch bisher, dass sämtliche Abfälle aus den bestehenden fünf Atomanlagen vorerst im zentralen Zwischenlager (Zwilag) in Würenlingen deponiert werden. Sämtliche abgebrannten Brennelemente, aber auch verstrahlte Anlageteile, die dereinst beim Rückbau der Anlagen anfallen werden, hätten in Würenlingen Platz, erklärt Zwilag-Geschäftsführer Walter Heep: «Das ist ja gerade der Sinn des Zwilag.»
Die Masse eines Fussballfelds
Nun sehen die AKW-Betreiber jedoch vor, neben den neuen Atomkraftwerken riesige Hallen zu errichten, in denen nicht nur die Abfälle der geplanten Atomanlagen, sondern auch die abgebrannten Brennelemente und die Rückbauabfälle der bestehenden AKWs Platz haben sollen. In Beznau etwa ist allein für das Zwischenlager für Brennelemente eine Halle von 145 Metern Länge und 42 Metern Breite vorgesehen – die Masse eines kleineren Fussballfelds. In Mühleberg könnte die Halle bis 200 Meter lang und bis 80 Meter breit sein. Neue Zwischenlager seien «im Moment bloss eine Option», sagt BKW-Sprecher Antonio Sommavilla: «Wir könnten damit Synergien ausnützen und die alten Werke schneller zurückbauen.»
Bei den Umweltorganisationen reagiert man skeptisch. Grundsätzlich habe man immer gefordert, dass der radioaktive Müll direkt bei den AKWs zwischengelagert werde, so Florian Kasser, Greenpeace-Atomspezialist: «Allerdings muss man den Leuten dann auch klar sagen, dass selbst nach der Stilllegung des AKWs noch während Jahrzehnten eine riesige Halle mit hochradioaktiven Abfällen in der Gegend herumstehen wird.»
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