Auf der Autobahn ist die Hölle los. Laster keuchen die Nordrampe hoch oder preschen hinunter, an ihnen vorbei drängelt das Ameisenheer der Autos. Im Sieben-Minuten-Takt winden sich Züge durch die Kehrtunnel von Wassen. Karl Muoser, Pfarrer des berühmten Kirchleins, blickt täglich auf das Gewimmel auf der direktesten Nord-Süd-Achse der Alpen hinab. «Ja, die Kirche von Wassen ist ein bedeutungsvoller Ort», sagt er. Eine Insel in der Brandung des Verkehrs, ein Ort zum Verweilen mitten im Tumult. «Der Verkehr ist des Teufels späte Rache», sagt Muoser. Laut der Sage überlisteten die Urner den Teufel, als er für den Bau der Schöllenenbrücke eine Seele verlangte. Dann aber, so der Volksmund, habe der Satan drei Plagen ins Tal geschickt: Höllenlärm, Pechruss, Schwefelgestank – und jetzt lache er sich krumm.

Im Transitkorridor Europas herrscht ein Gedränge und Gedröhne, das man rasch hinter sich lassen will, um an ein Ziel zu gelangen, das anderswo liegt. Das soll sich ändern. Während tief unten der läng-ste Tunnel der Welt entsteht, orientiert man sich oben um: Die geschundene Region soll selbst ein Reiseziel werden, ein Ort, den Touristen nicht bloss streifen, sondern bewusst ansteuern, um zu verweilen. Der Gotthard soll nicht mehr nur eine Etappe sein, sondern eine Destination werden – das bedeutet eine epochale Verwandlung. 

Seit Jahrhunderten ist das Gebiet zuallererst eine Passage. Am deutlichsten sichtbar ist das in Silenen in Uri. Am alten Saumweg steht noch die Sust, das Rasthaus fürs leibliche Wohl der Säumer, daneben die Kapelle der 14 Nothelfer für das Seelenheil der Pilger und als Zeichen weltlicher Macht der Turm der Edlen von Silenen, die einst den Verkehr überwachten. Von seinem Wehrgang aus eröffnet sich das Panoptikum der Epochen: Gotthardstrasse, Gotthardbahn, Nationalstrasse und der Bauplatz des Neat-Basistunnels. Säumer und Söldner, Herolde und Händler, Pilger, Beamte, Dichter und Denker machten den Gotthard zum Pass der Pässe. Die Gotthardreise ist eine kulturgeschichtliche Konstante. Aber Ziel war nie der Pass selbst, sondern stets seine Überwindung.

Johann Wolfgang von Goethe, «Über den Granit», 1784

Der neue Basistunnel verbindet Ebene mit Ebene. Während im Berg die Funktion des Gotthards als Passage ihre letzte Steigerung erreicht, dehnt sich oben das Vakuum aus. Damit die Reisenden das Gebiet um seiner selbst willen besuchen, müssen sie seinen Eigenwert erkennen. Genau darum geht es bei der gegenwärtigen Metamorphose: Die Region macht sich auf, sich selbst zu entdecken und neu zu erfinden.

Pioniere am Werk

Der Gotthard als Reiseziel – das ist, wie Pionierhaftes oft, aus der Not geboren. Die Kantone Uri, Tessin, Graubünden und Wallis haben erkannt, dass sie alle an der gleichen Entwicklung leiden: Die Täler am Gotthard – Uri, das Alto Ticino, die Surselva und das Goms – sind Randgebiete mit dunkler Perspektive. Sie berühren sich am Gotthard, stehen aber Rücken an Rücken und blicken talauswärts. Die Beschäftigung sinkt, die Menschen wandern ab – vor allem seit Armee, Bahn und Post sich zurückziehen. Die Neue Eisenbahn-Alpentransversale (Neat) wird 2018 neue Bedingungen schaffen. Die Anbindung an die grossen Zentren und Touristenströme wird schwieriger. Ohne neue Ideen droht das Gebiet zur alpinen Einöde zu werden.

Es brauchte einen zündenden Funken, damit den Gotthardkantonen ein Licht aufging. Den lieferte die Vision der «Porta Alpina», jener Station im Basistunnel unter Sedrun, die die Neat mit dem Glacier-Express verbinden und mit ihrem Lift im 800 Meter tiefen Schacht eine Attraktion erster Güte werden sollte. Die Idee lief 2007 in Bern auf Grund, aber die vier Kantone erkannten, dass sie die Region nur geeint voranbringen können: Sie haben das Projekt «Regio San Gottardo» lanciert, mit dem sie von Altdorf bis Bellinzona und von Brig bis Chur einen blühenden Wirtschafts- und Lebensraum entwickeln wollen.

«Die Kantone stehen nicht mehr Rücken an Rücken, sie arbeiten Schulter an Schulter», sagt Jean-Daniel Mudry, der das Projekt seit 2008 leitet. Mit 2,2 Millionen Franken für vier Jahre ist es an den Start gegangen; Beiträge haben die beteiligten Kantone und Regionen sowie die Berghilfe gezahlt, 800 000 Franken hat das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) beigesteuert.

Die Kantone orientieren sich an den Chancen des ganzen Gebiets. Deshalb ist «San Gottardo» zum Modellfall der Neuen Regionalpolitik des Bundes geworden, die auf funktionale Räume und grenzüberschreitende Kooperationen setzt. Das ist politisches Neuland. In einem schwierigen Lernprozess haben die vier Kantone gemeinsame Gremien intalliert. Sie stimmen ihre Entscheide ab und müssen im höhe-ren Interesse auch mal nachgeben. Der Gotthard ist zum Zukunftslabor geworden, in dem die Stoffe für die Schaffung eines neuen Tourismusgebiets gemixt werden.

Die alte Strasse nördlich des Hospiz

Quelle: Adrian Michael
Operation im Herzen der Schweiz

Zehn regionale Tourismusorganisationen und rund 50 lokale Verkehrsvereine kümmerten sich bisher um ihre eigenen Gärtchen, es herrschten Kirchturmdenken und Futterneid. Allein jedoch erreichen die Täler die kritische Masse für eine touristische Zukunft nicht, weder beim Angebot noch in der Vermarktung. «Diese Strukturen sind nicht mehr markttauglich», sagt Mudry. Jetzt soll eine Grossregion entstehen, die einheitlich und schlagkräftig auftritt.

Ab Juli 2010 wird eine Trägerorganisation die vielen Attraktionen und privaten Initiativen bündeln, neue entwickeln und ein touristisches Gesamtangebot formen. Sie wird mit den jetzigen Organisationen zusammenarbeiten und deren Marketingaktivitäten koordinieren. «Wir konkurrenzieren damit das Bestehende nicht, sondern werten es auf», betont Mudry. 2015 soll eine marktgerechte und effiziente «Destinations-Managementorganisation» stehen. Ihr Ziel: den Gotthard als eigenständige Topdestination etablieren, die mit St. Moritz und Zermatt mithalten kann.

Vorbereitet wird auch die Dachmarke «San Gottardo», die im Namen- und Logo-Wirrwarr Klarheit schaffen soll. Die Kernbotschaft «Im Herzen der Schweiz» werde sich in den Köpfen verankern, und bei der Bevölkerung werde eine Identifikation wachsen, die die Region in die Zukunft trage. «Die Talschaften mit 120 Gemeinden sollen langfristig zusammenwachsen», sagt Mudry. «Wenn sie merken, dass ihnen die Kooperation nützt, entsteht daraus ein neues Bewusstsein, das Gefühl, Teil von etwas Grösserem zu sein.»

Das Interesse etablierter Destinationen allerdings hält sich in Grenzen. Für die Unesco-Welterberegion Jungfrau-Aletsch etwa könnte die neue Dachmarke Gotthard sogar zur Konkurrenz werden.

Altes Passschild beim Hospiz

Quelle: Adrian Michael

Die Gotthardregion erfüllt in nahezu idealer Weise, was Tourismusfachleute von einer Destination verlangen: Sie ist unverwechselbar, ermöglicht intensive Erlebnisse und bietet viele Optionen, die leicht genutzt werden können. «Der Gotthard als Ganzes ist eben weit mehr als die Summe seiner Teile», ist Mudry überzeugt. Er ist ein Natur- und Kulturraum mit einer Vielfalt, die in dieser Verdichtung nirgendwo sonst vorkommt: Er scheidet Klima und Kulturen und ist als Quellgebiet wichtiger Ströme und Flüsse Europas Wasserschloss. Elementare, wuchtige Natur wie die Rheinschlucht, der Rhonegletscher, das Unesco-Welterbe Jungfrau-Aletsch und die Greina-Hochebene findet sich neben Meisterwerken der Zivilisation: den Burgen von Bellinzona, den Verkehrswegen der Tremola, der Schöllenen- und der Piottino-Schlucht, der Gotthardbahn als technisches Gesamtkunstwerk und helvetisches Weltwunder, der Furka-Dampfbahn, dem Glacier-Express und vielen historischen Gebäuden und Kirchen.

Die Angaben beziehen sich auf das Gebiet zwischen Altdorf, Chur, Bellionzona und Brig.

9 Alpenpässe - 4000 Kilometer Wanderwege - 300 Kilometer Velowege - 1100 Kilometer Mountainbike-Pisten - 550 Kilometer Skipisten - 200 Kilometer Langlaufloipen - 300 Kilometer Winterwanderwege - 52 Tennisanlagen - 5 Golfplätze - 38 Museen - 300 Hotels - 24 Campingplätze - 3300 Ferienwohnungen - 20 Jugendherbergen - Hunderte von Gästehütten und Gruppenunterkünften

Quelle: Kantonsregierungen Uri, Graubünden, Tessin, Wallis

Mythische Mitte

Der Gotthard ist nicht zuletzt auch der «Identitätsfelsen» der Schweiz, an dem ihre Entstehung festgemacht wird und von dem immer wieder Wesen und Schicksal des Landes abgeleitet wurden. Das macht ihn zu einem einzigartigen Ort. Er hat, was andere Marken erst künstlich aufbauen müssen: einen Mythos.

Dass der Gotthard etwas Besonderes ist, merkten die Menschen schon früh. Er ist die einzige Stelle in den Alpen, wo die grossen Gebirgsketten in einem Punkt zusammenlaufen. Lange galt er deshalb als höchster Berg Europas. Auch als die Wissenschaft diese Vorstellung im 18. Jahrhundert bodigte, blieb dieses Sinnbild bestehen. Ein «königliches Gebirg’» nannte Goethe den Gotthard 1779, einen «merkwürdigen Kreuzpunkt». Seither gehört das Motiv der Mitte zum Gotthard. Er ist Ursprung, von dem alles ausgeht, und Zentrum, in dem sich alles vereint. Er ist der ruhende Pol, um den sich alles dreht.

«Ich habe den Anfang und das Ende der Welt gesehen», schrieb der deutsche Dichter Wilhelm Heinse 1780, als er den Gotthard überquerte. Der Urner Arzt und Historiker Karl Franz Lusser schuf 1834 die Metapher vom «unschlüssigen Wasser», das sich zufällig nach Süden, Norden, Westen oder Osten ergiesst. Und der Urner Volkskundler Eduard Renner schrieb 1941: «Hier ist alles Ursprung und ohne Wertung.» Der Gotthard-Besuch als existen-tielles Erlebnis, als Rückkehr zum Anfang, zur Quelle, zur Reinheit, dorthin, wo alles möglich ist – was gibt es Besseres, um eine unverwechselbare Marke zu etablieren?

Es sind die sinnstiftenden Qualitäten, die den Gotthard aus der Masse der Destinationen herausheben. Für das Gebirgsmassiv wurden unzähliche Metaphern konstruiert, die alle einen tieferen Sinn erschliessen: Berg der Mitte, Wiege der Eidgenossenschaft, steinerne Seele der Schweiz, Schicksalsweg. Geschichte und Mythos sind hier lebendig. Die zerfurchten Pflaster des Saumpfads, Wegkapellen, Steinbrücken – und daneben die Pfeiler der Autobahn. Historische Wasserkraftanlagen – und Windturbinen als Stromquelle der Zukunft. Burgen und Turmstümpfe – und als Zitadellen des 20. Jahrhunderts die Festungen des Reduits.

Blick ins Val Bedretto

Quelle: Adrian Michael
Aufbruch aus dem Tal der Tränen

Innovative Geister wollen aus dem alten Granit nun Gold schlagen. Allen voran Samih Sawiris, der ägyptische Grossinvestor, der in Andermatt für anderthalb Mil-liarden Franken ein Resort baut: sechs Hotels, 500 Appartements und 25 Villen, Golfplatz, Eventhalle, Wellnesscenter. Anfang Mai hat der Aushub begonnen, das erste Luxushotel soll im Winter 2013 eröffnet werden. Seit April werden Wohnungen verkauft, die erst auf dem Plan bestehen.

Das Projekt wirkt als Beschleuniger. Das Dorf putzt sich heraus, der Bahnhofplatz wird umgestaltet, Andermatt und Sedrun/Disentis bereiten den Verbund der Ski-gebiete vor. Kein Wunder, sehen viele in Sawiris den Messias aus dem Morgenland, der das Tal der Tränen aus der Verdammnis erlöst.

Aber es gibt auch einige, die nicht daran glauben oder den Wandel gar fürchten. Laut Sage habe der Teufel eine Seele verlangt, und man opferte einen Geissbock heute sei es eine ganze Talschaft, heisst es da und dort in der Urseren.

Die neue Dynamik hat auch Umweltschützer aufgeschreckt. Die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (SL) schlägt vor, die Region zur Biosphäre zu machen, um Nutz- und Schutzinteressen in Einklang zu bringen. «Statt blosser touristischer Intensivnutzung braucht es eine natur- und landschaftsverträgliche Entwicklung im ganzen Gebiet», sagt Projektleiterin Christine Neff. «Nimmt man den Gotthard als gewachsenen Kulturraum und Schatzkammer intakter Natur ernst, kann der Aufbruch eine Chance sein.» Zusätzlich ist der Plan entstanden, einen Naturpark vom Vierwaldstättersee bis zur Göscheneralp einzurichten.

Carl Spitteler, «Der Gotthard», 1897

Einer der Ersten, die sich daranmachten, nachhaltige Attraktionen zu schaffen, war der Künstler Jean Odermatt. Er gestaltete 1999 die Festung San Carlo auf dem Gotthardpass zu einem Hotel um, das sich jeder Zuordnung entzieht. Transformation – ein Lieblingswort Odermatts – ist hier wörtlich zu nehmen. Man geht durch einen langen, dunklen Gang und wird hineingezogen in die Vision. Auf 2050 Metern über Meer, tief im Berg, hat er einen sphärischen Ort geschaffen: «La Claustra», das Kloster – eine innerirdisch-ausserirdische Oase. Für vier Millionen Franken richtete er schlichte Zellen ein, japanische Pools mit Reuss-Quellwasser, Ateliers und Seminarräume. Der Rückzug ins Innere, nackter Fels, warme Hölzer, asiatisch-reduktionistisches Design, Stille, Brutwärme und Uterusgeborgenheit sollen den Gästen ermöglichen, zu entspannen, sich zu vertiefen, Inspiration zu finden, sich auf Essentielles zu besinnen. «So etwas ist nur am Gotthard möglich», sagt Odermatt, der sich ein halbes Leben lang mit dem Gebiet befasst hat. Seit 2008 betreibt eine Luzerner Gastrofirma seine Vision im Berg professionell.

Galerie oberhalb der Tremola

Quelle: Adrian Michael
Eine neue Welt erschaffen

Auch im «Sasso da Pigna», der grössten Festung am Pass, ist eine Transformation im Gang. Alfred Markwalder, ehemals Kommandant der Gotthardbrigade, Martin Immenhauser, der letzte Festungskommandant, und einige Gleichgesinnte sind daran, eine Themenwelt zu schaffen. Die grossen Gotthardthemen Mobilität und Lebensraum, Wetter und Klima, Wasser, Energie und Sicherheit werden in Szene gesetzt und sollen starke Eindrücke und Reflexionen auslösen.

«Indem man in den Berg hineingeht und die Tageseinflüsse zurücklässt, taucht man in eine andere Welt ein», sagt Immenhauser. «Es gibt europaweit keinen anderen Ort, wo die Auseinandersetzung mit diesen Themen und unserem Umgang mit Ressourcen so selbstverständlich und authentisch möglich ist.» Ende Jahr sollen die budgetierten 12,7 Millionen Franken beschafft sein, damit die Themenwelt 2012 eröffnet werden kann.

Auch anderweitig wird der Gotthard aufgewertet. Die Bergstrecke der Gotthardbahn soll Unesco-Welterbe werden, damit ihr Betrieb nach der Neat-Eröffnung weiterhin gesichert ist. Bereits 2007 wurde zum 125-Jahre-Jubiläum ein Wanderweg eingerichtet, auf dem man die Bahngeschichte abschreiten kann. Weitere Themenwege sind geplant, etwa der Vier-Quellen-Weg, der zu den Ursprüngen von Rhein, Reuss, Rhone und Tessin führt. Und ab Sommer 2011 soll die Via Suworow auf den Spuren des russischen Generals durch fünf Kantone und über sechs Pässe führen. Alexander Suworow schrieb Militärgeschichte, als er 1799 seine Armee im Krieg gegen die Franzosen in einem Gewaltmarsch von Ponte Tresa über Gotthard- und Pragelpass nach Glarus und weiter nach Chur führte.

Heinrich Federer, «Berge und Menschen», 1911

Im Aufbau sind auch Angebote für wissenschaftlichen Tourismus im Raum Piora, Acquacalda, Olivone und Furka. Hinzu kommen Passquerungen aller Art. Schon länger wird die Fahrt von Andermatt nach Airolo in einer fünfspännigen Postkutsche angeboten. Die Dampfbahn Furka-Bergstrecke eröffnet im August das Teilstück Oberwald-Gletsch und befährt damit die gesamte historische Strecke Oberwald-Realp. Die Passfahrt der Zukunft erlebt man im Elektroauto von Meiringen oder Oberwald auf die Grimsel. Künftig werden in der ganzen Region E-Mobile für Feriengäste stationiert sein. Der Gotthard ist aber auch Prüfstein für stramme Waden: Der Breitensportanlass «Granfondo San Gottardo» lockt Velofahrer über drei Pässe.

Alpenexpo im Jahr 2020 geplant

Bis die Region als grosses Ferienziel verstanden wird, ist noch viel Basisarbeit nötig. «Eine Destination sind wir erst, wenn die Gäste uns als solche wahrnehmen», so Jean-Daniel Mudry. Deshalb wurden Sommer- und Winterkarten der ganzen Region herausgegeben. Es gibt einen Verkehrsverbund und Ermässigungskarten für touristische Bahnen. Im Aufbau sind eine Veranstaltungsagenda und eine Buchungsplattform, auf der man seine Gotthard-Ferien individuell zusammenstellen kann. Die Fahrpläne des öffentlichen Verkehrs sollen harmonisiert und alle Pässe im Frühling möglichst gleichzeitig geöffnet werden.

Zur Promotion des Gebiets gehört auch die geplante Alpenexpo «Gottardo 2020»:Die Festausstellung der Gotthardkantone zur Eröffnung der Neat soll die Attraktivität des Gebiets steigern und Gäste für das Reiseziel begeistern.

Den ersten Verkehrsweg am Gotthard baute der Teufel über Nacht. Mudry weiss, dass die Verwandlung vom Durchgangsraum zur Destination nicht so schnell geht. Noch nie wurde eine Landschaft in einem bewussten Prozess so umgeprägt wie jetzt der Gotthard. «Aber», sagt er, «nichts Grosses wurde an einem Tag gebaut.»

Mit Hilfe des Bundes soll ein Wirtschafts- und Lebensraum mit dem Gotthard im Zentrum entstehen. Welche Gemeinden in welchem Ausmass kooperieren werden, ist noch offen.

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Infografik: Beobachter/DR

Quelle: Adrian Michael

Attraktionen: Nostalgie und Visionen für die Zukunft

Die Gotthardregion hat mehr zu bieten als urtümliche Berglandschaft und Skipisten. Auf und im Berg gibt es Zeugen der Vergangenheit und Boten der Zukunft zu entdecken – und es kommt laufend Neues hinzu.

Unter Dampf über die Furka: Die Dampfbahn Furka-Bergstrecke versetzt die Besucher eisenbahntechnisch um 100 Jahre zurück. Am 12. August wird das Teilstück Oberwald-Gletsch eingeweiht; damit verkehren die Züge wieder auf der gesamten historischen Strecke bis Realp.
www.furka-bergstrecke.ch

Unterwegs mit fünf PS: In der nachgebauten Kutsche der Gotthard-Pferdepost kann man stilecht wie vor 150 Jahren von Andermatt UR nach Airolo TI reisen, Postillion und Hornklang inbegriffen.
www.gotthardpost.ch

Bahnwandern: Ein Erlebnis ist die Wanderung entlang der Gotthard-Bergstrecke in Uri und im Tessin. Der Weg führt durch 125 Jahre Bahngeschichte und bietet spektakuläre Panoramen.
www.gottardo-wanderweg.ch

Via Gottardo: Die Route führt in jeweils fünf Tagesetappen auf dem historischen Saumpfad von Luzern nach Airolo und von Airolo nach Bellinzona – und dabei durch die Geschichte und Mythenwelt der Schweiz.
www.kulturwege-schweiz.ch

Grimsel elektrisch: in Oberalp VS, Meiringen BE und an anderen Punkten stehen insgesamt 60 Elektroautos bereit. Damit können Besucher geräuschlos und emissionsfrei auf die Grimsel fahren.
www.energieregiongoms.ch

Tierisches Trekking: Wer seinen Rucksack nicht selber tragen will, kann
ihn im Goms einem Lama anvertrauen – oder gleich selber auf einem Maultier reiten.
www.goms.ch

Passmärkte: Die Vermarktungsplattform Alpinavera organisiert auf den Pässen Gotthard, Oberalp, Lukmanier und Klausen im traditionellen Stil Märkte für regionale Produkte, inklusive Saumpferd-Transport. Zudem bietet sie kulinarische Entdeckungsreisen in der Region an.
www.alpinavera.ch

Wasser hautnah: Die «Wasserwelten Göschenen» bieten auf Themenwegen und verschiedenen Tagesrouten Spass und Information zum Thema Wasser.
www.wasserwelten.ch

Suworow am Gotthard: Der russische General Alexander Suworow, der 1799 seine Armee über den Gotthard führte, kehrt im Sommer zurück – im Theaterstück der Freilichtspiele Andermatt.
www.theater-suworow.ch

Alpines Radeln: Mit dem «Granfondo San Gottardo» entsteht im Gotthardgebiet ein Breitensportanlass für Velofans. Wer sich unter www.tracemyworld.com registriert, kann bereits im Sommer auf den Pässen Gotthard, Furka und Nufenen seine Trainingszeit messen lassen.

La Claustra: Die ehemalige Festung
San Carlo wurde zu einem einzigartigen Erlebnis- und Seminarhotel umgebaut, zu
einem sphärischen Ort für Entspannung, Konzentration und Inspiration.
www.claustra.ch

Sasso San Gottardo: Auf der Gotthardpasshöhe entsteht eine Themenwelt: In der alten Artilleriefestung Sasso da Pigna werden Themen wie Wasser, Energie, Mobilität oder Sicherheit in Szene gesetzt.
www.sasso-sangottardo.ch

Quellen-Wanderung: Der Vier-Quellen-Weg soll ab 2011 in fünf Tagesetappen zu den Ursprüngen von Rhein, Rhone, Reuss und Tessin führen.
www.vier-quellen-weg.ch


Literatur

  • Killian T. Elsasser: «Wanderweg Gottardo. Zu Fuss entlang der Gotthardbahn»; AT-Verlag, 2007, 188 Seiten, 29.90 CHF
  • Helmut Stalder: «Mythos Gotthard. Was der Pass bedeutet»; Orell-Füssli-Verlag, 2003, 208 Seiten, 45.90 CHF
  • Reto Solèr: «Uri–Gotthard. Vom Mythos zur Moderne: 22 Wanderungen in der Urschweiz»; Rotpunkt-Verlag, 2007, 292 Seiten, 42 CHF



Weitere Infos
: www.regiosangottardo.ch