Es ist ruhig in Tscherlach bei Walenstadt, der Sportplatz liegt friedlich in der Sonne. Welch ein Kontrast zu Videoaufnahmen vom Sommer, wo Jugendliche Bälle über den Zaun aufs Nachbarhaus schiessen: Scheppern im Minutentakt. Anrainer Robert Kocher spricht von «unhaltbaren Zuständen». In den letzten drei Jahren sei er mit seiner Familie an Wochenenden häufig aus dem Weiler geflüchtet.

Zu viel ist passiert: Alle Reifen am Auto wurden zerstochen, Scheiben eingeworfen, Blumentöpfe zerstört, Telefonterror ausgeübt, Schmähungen auf die Strasse gemalt, und selbst die Schwiegermutter wurde angepöbelt. Die materiellen Schäden belaufen sich auf über 10'000 Franken. Kochers haben rund 20 Anzeigen erstattet.

Roland Sidler, Präsident der für den Betrieb des Platzes verantwortlichen Interessengemeinschaft Tscherlach, spricht von «Lausbubenstreichen, provoziert durch die vielen Strafanzeigen». Er räumt aber ein, dass «einiges zu weit gehe» und man die Situation nun beruhigen wolle. Ist hier ein Nachbarschaftsstreit eskaliert, wo überempfindliche Hausbesitzer keine spielenden Kinder ertragen? So einfach ist es nicht.

«Wir waren zu naiv»

Als Kochers vor sechs Jahren bauten, war das angrenzende Terrain – der heutige Sportplatz – eine Pferdeweide. 2004 reichte die Gemeinde ein Baugesuch für einen «Kinderspielplatz samt Spielfeld mit Hartbelag» ein. Weil es keine Detailpläne gab, erhoben Kochers Einsprache. Sie wollten wissen, welche Altersgruppen hier spielen und welche Geräte eingesetzt würden. Zudem verlangten sie einen höheren Zaun. Sie befürworteten jedoch den Spielplatz «in einer verträglichen, sinnvollen und funktionstüchtigen Form».

Als der höhere Zaun zugesichert war, zogen sie ihre Einsprache zurück, und die Baubewilligung wurde rechtskräftig. «Von einem Sportplatz mit Handballtoren und Basketballkörben war im Bauverfahren nie die Rede. Wir waren zu naiv und haben darauf vertraut, dass die Gemeindebehörden unsere Interessen schützen», sagt Kocher.

Zwei Jahre später wurden auf dem mittlerweile asphaltierten Spielfeld zwei Tore montiert – es wurde zum beliebten Fussballplatz, offen bis 21 Uhr. Mit dem Wunsch nach Feierabendruhe vertrug sich das schlecht. Kochers beschwerten sich und verlangten ein Spielplatzkonzept.

Nun verhärteten sich die Fronten: Die Gemeinde sah keinen Handlungsbedarf, Kochers legten Aufsichtsbeschwerde ein, forderten ein partielles Nutzungsverbot und ein nachträgliches Baugesuch für die Tore. Der Gemeinderat winkte erneut ab. Kochers und ein weiterer Anrainer reklamierten diverse Mängel im Bauverfahren. Im Quartier brodelte es: Die IG Tscherlach organisierte Demonstrationen; es ertönten Rufe wie «Kochers raus».

Die Gemeindebehörde beharrte darauf, dass der Sportplatz samt Toren und Basketballkörben zonenkonform sei. Die Anrainer reichten Beschwerde beim Kanton ein, blitzten aber aus formalen Gründen ab: Der Sportplatz sei rechtmässig bewilligt, und gegen vom Baugesuch abweichende Bewilligungen hätte man innert angemessener Frist rekurrieren müssen. Der Regierungsrat stützte diesen Entscheid.

50'000 Franken Rechtskosten

Die Sportplatzgegner verstehen die Welt nicht mehr: «Da zieht man uns zuerst mit einer Baubewilligung für einen Kinderspielplatz über den Tisch, funktioniert das Ganze zum Tschuttplatz um und wirft uns nun vor, wir hätten das alles vorher wissen und Einsprache erheben müssen.»

50'000 Franken hat der Rechtsstreit die Anrainer bisher gekostet. Zählt man die Ausgaben der Behörden hinzu, wurde mehr fürs Prozessieren ausgegeben als für den Platz. Zurzeit liegt der Fall beim Bundesgericht. «Wenn wir gewusst hätten, was auf uns zukommt, wären wir nie hierhergezogen», sagen Kochers und ihre Nachbarn heute. Jetzt sei ein Verkauf des Hauses nur mit Verlust möglich.