Ich schätze, dass die Tochter Ihre Hilfe negativ als Bevormundung oder gar Entwertung empfindet und viel eher ein Bedürfnis nach Anerkennung hat.

Ich denke, es treffen bei diesen Konflikten drei verschiedene Themen zusammen: Grundsätzlich sollte man auch bei der Unterstützung der Schulaufgaben die Verantwortung bei den Kindern lassen - Hilfe zwar anbieten, aber nicht aufdrängen. Selbstgesteuertes Lernen ist nämlich wirksamer als aussengelenktes. Zweitens geht es im Jugendalter um die Suche nach der eigenen Identität, die eben auch in trotziger Auflehnung gefunden werden kann. Und drittens ist die Beziehung zwischen Mutter und Tochter grundsätzlich konfliktträchtiger als die Beziehung zwischen Mutter und Sohn.

Fachleute sehen verschiedene Ursachen dafür: Da Mutter und Tochter dasselbe Geschlecht haben, ist die Beziehung im Säuglingsalter besonders symbiotisch. Die Ablösung muss deshalb radikaler ausfallen als zwischen Mutter und Sohn. Freud war zwar der Meinung, Mädchen würden die Mütter vorübergehend ablehnen, weil diese keine Männer seien und die männliche die attraktivere Rolle sei (der berühmte Penisneid). Im Zeitalter der emanzipierten Frauen ist dies allerdings kein Argument mehr.

Der unbewusste Neid der Mutter

Wenn Mädchen zur Frau werden, entsteht eine Rivalität, was die Wirkung auf Männer angeht. Da es im Jugendalter um die Identitätsfindung geht, dienen Auseinandersetzungen der Abgrenzung und der Definition der eigenen Person. Schliesslich hat eine deutsche Soziologin entdeckt, dass die Konflikte oft auch durch den unbewussten Neid der Mutter auf die Jugend und den offenen Lebenshorizont der Töchter angeheizt werden.

Pubertierende Tochter? Einige Umgangstipps

  • Nehmen Sie die Auseinandersetzungen zwar ernst, aber betrachten Sie sie auch als Spiel. Faire Konfrontation festigt die Identität und kann durchaus für beide Seiten lustvoll sein.
  • Erziehung verlangt neben Festigkeit auch Elastizität und Flexibilität. Die Elternrolle ändert sich je nach Entwicklungsphase der Kinder.
  • Verstricken Sie sich nicht in einen unnötigen Machtkampf. Bleiben Sie souveräne Erziehungsperson, die bei Angriffen nicht gleich den Halt verliert.
  • Zeigen Sie Interesse für die Welt Ihrer Tochter, ohne eindringen zu wollen. Akzeptieren Sie, dass diese ganz anders aussieht als Ihre eigene.
  • Gestalten Sie Ihr Leben so befriedigend, dass kein Neid auf das Leben Ihrer Tochter aufkommen kann.
  • Zeigen Sie immer wieder Freude über die Leistungen und über die Attraktivität Ihrer Tochter.
  • Verhalten Sie sich so, wie Sie sich Ihre eigene Mutter gewünscht hätten.