Ob Babyboomer oder Generation Z: Wir merken, dass uns solche Begriffe in Schubladen stecken, in die wir irgendwie nicht passen. Ist es denn überhaupt sinnvoll, Menschen in Generationen einzuteilen? Bringt es etwas fürs Zusammenleben? Experte François Höpflinger macht klar: durchaus. 

François Höpflinger, können Sie in einem Satz sagen, was eine Generation ist?
Das geht nicht, weil es verschiedene Konzepte gibt. In der Wissenschaft untersuchen wir vor allem familiäre Beziehungen. Da sind Kinder, Eltern, Grosseltern und Urgrosseltern jeweils unterschiedliche Generationen. Die Zuordnung der Generationen ist klar.

In Medien und Politik fallen eher Begriffe wie «Babyboomer» oder «Gen Z».
Das fällt unter den gesellschaftlichen Generationenbegriff. Damit werden Menschen beschrieben, die in einer bestimmten historischen Epoche geboren und aufgewachsen sind. Ich wurde 1948 geboren, gehöre also der Generation der Babyboomer an. Das ist die Generation, die als Wohlstandsgeneration gesehen wird – und den demografischen Alterungsprozess auslöst. Das Problem ist, dass die einzelnen Labels sehr ungenau sind. Eigenarten einzelner kultureller oder sozialer Milieus werden häufig auf ganze Bevölkerungsgruppen übertragen. In der Wissenschaft finden sie darum zu Recht kaum noch Verwendung.

Aber in den Medien schon. Die Babyboomer sollen zielstrebig und konservativ sein, die Generation Z soll vor allem Erfüllung im Privatleben suchen. Benutzen die Medien diese Zuschreibungen zu leichtfertig?
Es gibt Forschung, die zeigt, dass die Medien Vorurteile, Generationenbrüche und Konflikte viel stärker betonen, als sie tatsächlich sind. Der Generationenbegriff wird in vielen Fällen überstrapaziert. Manche Labels beziehen sich auf Modeerscheinungen und verschwinden wieder, kaum sind sie erfunden. In den letzten 50 Jahren gab es an die 50 unterschiedliche -Labels – etwa die vaterlose, die rebellische oder leidende Generation. Diese Zuschreibungen sind vor allem bei den Medien beliebt.