Die Empörung war immens. Die Zürcher Oberländer Gemeinde Seegräben hatte im Februar einem langjährigen Mieter die Wohnung gekündigt. Sie müsse Platz für Geflüchtete schaffen, verteidigte sich die Gemeinde. Schweizer rauswerfen, um Zuwanderer einzuquartieren? Das ging zu weit. Freiheitstrychler marschierten durch das Dorf.

Doch dann wurde bekannt, dass der Schweizer allein in einer günstigen 5,5-Zimmer-Wohnung lebte. Die Wogen gingen erneut hoch, diesmal in eine andere Richtung. Eine billige, viel zu grosse Gemeindewohnung für einen Single-Haushalt? Solche Wohnungen sind knapp, werden von Familien verzweifelt gesucht.

Wer bekommt wie viel Platz wofür? 

Die Schweiz wächst rasant, wir müssen zusammenrücken. Das schürt Neiddebatten und provoziert berechtigte Fragen zum Wachstum mit Nebenwirkungen. Seegräben könnte überall in der Schweiz sein. Und doch ist es kein Zufall, entbrannte gerade hier, am idyllischen Pfäffikersee, die Diskussion besonders heftig. Das Zürcher Oberland ist in den letzten Jahrzehnten zur Boom-Region geworden, ein Pendlerparadies zwischen grünen Hügeln. Doch längst ist das Wohnen auch hier teurer geworden, gibt es in der S-Bahn fast nur noch Stehplätze, Autoschlangen quälen sich durch verstopfte Dorfzentren, und an sonnigen Wochenenden bleibt um Pfäffiker- und Greifensee kaum ein Stück Spazierweg frei.