Die Stimmung im abgedunkelten Wohnzimmer ist so trüb wie draussen das Wetter in diesem nicht enden wollenden Regenfrühling. Dabei hat die Wohnung etwas Freundliches, Verspieltes. Mit dem Billardtisch mittendrin, mit den Fotos an den Wänden, dem Nippes in den Gestellen: Vespa-Modelle und Eselsfiguren.

Irgendwann sagt Salvatore Verde selbstvergessen in die Stille hinein: «Wir haben nur noch uns, gäll Schatzi.» Auf dem Stuhl neben ihm sitzt Susanne Keller und ringt sich ein trauriges Lächeln ab. Fionnlagh, ihr Hund mit dem zotteligen Fell, streicht ihr um die Beine. Beide, Verde wie Keller, heissen in Wirklichkeit anders.

Das Leben der heute 56-jährigen Susanne Keller wurde an einem Montagmorgen im November 2011 auf den Kopf gestellt. Damals steckte sie in einer Ehe, die gerade noch «erträglich» ist, wie später in den Gerichtsakten stehen wird.