Was genau passiert ist im Schul-WC, hört man die Polizistin in der Videoeinvernahme fragen. Mit leerem Blick drückt Rojda Moradi, damals gerade mal acht Jahre alt, ihren Plüschhund an die Wange und vergräbt das Gesicht in ihren Armen. «Hat der Junge etwas mit dir gemacht?» Rojda nickt fast unmerklich. Was er denn gemacht habe, hakt die Ermittlerin nach. Das Mädchen dreht sich ab. «Etwas Böses», sagt sie, kaum hörbar.

Mehr schafft sie auch nach knapp einer Stunde Befragung nicht zu sagen. Zu gross ist offenbar die Scham und wohl auch die Angst vor der eigenen Erinnerung. 

Einige Monate zuvor hatte sie ihrer Mutter vom Übergriff erzählt: Ein Jugendlicher, der im kleinen Zürcher Dorf die gleiche Aufnahmeklasse für Asylbewerber wie das Kindergartenmädchen besucht hatte, habe sie auf die Toilette gelockt und sich dort mit ihr eingeschlossen. Dann habe er sie gezwungen, seinen Penis in den Mund zu nehmen. So lange, bis er zum Samenerguss kam.