Andreas Weber ist für sein ausgeprägtes Gedächtnis bekannt. Er ist ein Geschichtenerzähler, beschreibt Mordfälle der Achtzigerjahre, als wären sie gestern passiert. Der ehemalige Oberrichter arbeitete in seinem Beruf, solange es möglich war. Mit 66 Jahren schickte man ihn in die Pension. Von einem Tag auf den anderen fielen die beruflichen Herausforderungen weg. Für Weber war schnell klar: «Es müssen neue her!» So schloss sich der heute 73-Jährige dem Verein Collegium 60 plus an. Das Konzept ist simpel: Pensionierte Menschen besuchen Kurse und bieten selbst Kurse an.

Ob Belletristik-Buchclub, Kinoabend, englische Diskussionsrunde oder Kochkurs für Männer: Weber hat schon allerlei Kurse besucht. «Ich wähle das aus, was mich aus meiner Bubble herausholt», erklärt er. «Golden Age oder Altersfrust?» heisst sein aktueller Lieblingskurs. Einmal im Monat diskutiert Weber mit zehn Teilnehmenden, ob das Rentenalter das schönste Alter ist. «Wir besprechen sehr intime Themen wie das eigene Sterben. Es herrscht absolute Offenheit, aber alles bleibt in der Gruppe. Wer sich nicht einbringen will, ist fehl am Platz. Manche nennen es Seeleblüttle», sagt Weber.