Die «PostCard Creator»-App der Post ist beliebt. Einmal am Tag lässt sich damit eine kostenlose Postkarte versenden – mit Grüssen und dem eigenen Foto. Doch als Thomas Meier (Name geändert) den Service nutzen will, landet er fast in einer Abofalle.

Kaum ist seine Postkarte versandbereit, erscheint ein blauer «Weiter»-Button. Meier übersieht sowohl den feinen Schriftzug «MoxiGames» als auch den zweiten Button der Post. «Jetzt kostenlos senden», würde da stehen. Weiter unten, weisse Schrift, viel weniger auffällig.

Beim Klick auf den blauen «Weiter»-Button erscheint eine Eingabemaske, in die Meier die Handynummer eingeben soll. Das kommt ihm seltsam vor. Wurde er versehentlich aus der App ausgeloggt? Erst im letzten Moment sieht er das Kleingedruckte:

Werbung in der PostcardCreator-App

So sah die Werbung in der App aus. 

Quelle: Screenshot

Wer seine Nummer angibt, landet in einem Aboservice. Die Firma dahinter: MoxiGames, ein Gaming-Portal. Kosten: 15 Franken pro Woche, der Dienst wird automatisch verlängert. Button und Eingabemaske kommen im Design der Post-App daher – vermutlich kein Zufall. Auf eine Anfrage des Beobachters antwortet das Unternehmen nicht.

Die Post hingegen reagiert innerhalb weniger Stunden: «Wir haben den Werbeanbieter soeben blockiert», schreibt Mediensprecher Stefan Dauner. Die Werbung sei «optisch nicht optimal gestaltet» und hebe sich zu wenig vom Post-Design ab. Zudem werde das Werbefenster in der App gerade überarbeitet. «Wir möchten noch besser sichtbar machen, dass es sich um Werbung handelt.»

Viele Unternehmen kämpfen mit unerwünschter Werbung

Die Post prüft nicht jeden Anbieter, der auf ihrer Website Werbung schaltet. Verboten sind aber Inhalte zu Gewalt, Drogen oder Pornografie. Solche Kategorien können von Anfang an blockiert werden. Trotzdem rutscht gelegentlich unerwünschte Werbung durch.

Wie viele Firmen – darunter auch der Beobachter – nutzt die Post einen Adserver von Google. «Nutzerinnen und Nutzer sollten nur Werbung sehen, die sie auch interessiert. Ist das nicht der Fall, lassen sich Banner wegdrücken», schreibt Stefan Dauner.

Rechnung nicht immer bezahlen

Fazit: Wer auf einer Website oder App unterwegs ist, muss wachsam sein – selbst dann, wenn der Anbieter seriös ist. An diesen Punkten lassen sich Werbeanzeigen oft erkennen:

  • Sie sind durch einen Rahmen eingegrenzt.
  • Sie lassen sich durch ein x rechts oben wegklicken.
  • Sie haben oft eine leicht andere Optik (Farbe, Schriftart, Logo).

«Wenn man plötzlich die Telefonnummer oder die E-Mail-Adresse angeben soll, obwohl man schon eingeloggt ist, schaut man am besten ganz genau hin», rät Beobachter-Expertin Nicole Müller. Es sei aber kein Weltuntergang, wenn man die Daten angibt. Denn: «Zahlen muss man nur, wenn man ausdrücklich einen Preis akzeptiert hat.» Wenn vermeintliche Gratisangebote irgendwelche Kosten in den AGB verstecken, ist das nicht verbindlich. Auf eine allfällige Rechnung kann man mit dem Musterbrief des Beobachters antworten.