Die Schritte verraten ihn, noch bevor er das Zimmer betritt. Vanja Rossi hat gelernt, auf Signale zu achten: Stampfen, Schnaufen, Seufzen. Wenn sie einen Fehler macht – ein schiefer Blick, ein falsches Wort –, reagiert er aggressiv. Er brüllt und tobt, schlägt mit den Fäusten gegen Türen, bringt die Kinder zum Weinen. «Weisst du, wieso ich dich nicht schlage?», fragt er einmal. Zu diesem Zeitpunkt fühlt sich Rossi komplett machtlos. Sie wartet, schweigt, erduldet. «Dann könntest du mich anzeigen», beantwortet er die eigene Frage.

Es wäre einfach, diese Geschichte schwarz-weiss zu zeichnen. Hier Gut, da Böse. Ein Opfer, ein Täter. Aber so will es die 25-Jährige nicht. Also malen wir grau – und ersetzen richtige Namen durch erfundene. Hier Vanja Rossi, da Adrian Kunz. «Mein Ex ist ein toller Mensch, aber er hat einen Dämon», sagt sie. Der Dämon heisst Alkohol.