Wenn ich an meine Kindheit denke, sehe ich mich als Mädchen: verlässlich, fürsorglich, liebevoll. Die Starke, die sich um alles kümmert. Optisch kam ich aber als Junge daher. Ich durfte laut, wild und frech sein. Menschen sahen auf, wenn ich einen Raum betrat, sie hörten mir zu. Das sind Privilegien, die ich als trans Frau nicht mehr habe – nicht automatisch.

Der Blick zurück schmerzt mich. Dreissig Jahre meines Lebens fühlte ich mich als Aussenseiterin. Gedanken und Gefühle, mein Inneres und Äusseres – nichts passte zusammen. Das hört sich abstrakt an, oder? Vielleicht hilft ein Bild: Ich stand auf der Bühne und spielte einen Mann. Eine perfekte Show, die allen gefiel. Doch sobald ich hinter den Vorhang trat, fiel diese Hülle von mir ab. Zurück blieb ein Nichts.

2019 änderte sich alles. Alles! Eine Freundin schleppte mich zu einem queeren Festival. Ich ging als richtiger Dude: schwarzes Hemd, Jeans, komische Latschen.