Herbst! Kaum hat man sich an den farbigen Baumkronen erfreut, kitzelt es einen auch schon in der Nase, im Hals und in den Ohren – tatütata, die Erkältung ist da! Das Äquivalent zum Heuschnupfen im Frühling, der Nervtöter und Müdmacher vor dem Jahresende. Es wird geschneuzt, geschnoddert, gehustet und gerotzt, was das Zeug hält. Im ÖV, in Restaurants und im Büro umspielt einen die liebliche Kakofonie der vireninduzierten Geräuschkulisse.

Ich selbst liege allen Vorsichtsmassnahmen zum Trotz nun schon mit der zweiten Erkältung im Bett und frage mich, was ich tun soll, um den Rest des Herbstes und den Winter einigermassen unbeschadet zu überstehen. Rausgehen, Tee trinken, Vitamin C schlucken, regelmässig Sport machen, Wechselduschen, Sauna, Ingwer, Honig, Früchte und Gemüse essen. Alles mach ich – und trotzdem verliere ich gerade mehr Flüssigkeit durch die Nase als die Blase. Mein Abfall verschwindet unter vollgerotzten Schnodderlumpen. Erstaunlich, wie viel Schleim eine zierliche Nase fabrizieren kann. Wunder des Körpers!

Wegen meiner angeschwollenen Nasenschleimhäute zur Mundatmung verdammt, ist mir ansonsten nichts Eindrucksvolles mehr abzugewinnen. Das einzige Gefühl, das sich durch meine vernebelten Sinne drückt, ist Langeweile.

Es gäbe natürlich Dinge, die man während einer Erkältung tun könnte – ein Bad nehmen zum Beispiel. Aber eine Badewanne liegt in Zürich bei den aktuellen Mietpreisen nicht im Budget. Also versuche ich mir während des Inhalierens über der mit Salzwasser gefüllten Salatschüssel klarzumachen, dass Bäder überbewertet werden. Neben dem latent schlechten Gewissen, das man aufgrund des Wasserverbrauchs heutzutage gratis zu jedem Vollbad dazubekommt, ist der Wanneninhalt entweder nach kurzer Zeit bereits so abgekühlt, dass es unmöglich wird, noch länger gemütlich liegen zu bleiben, oder aber man lässt das Wasser so heiss ein, dass man sich nach fünf Minuten fühlt wie eine durchgekochte Nudel. Dann doch lieber die Salatschüssel mit etwas Restessig, für die besonders hartnäckigen Viren.

Immerhin etwas Trost spendet die Tatsache, dass es gefühlt gerade allen so geht – nachdem wir uns zwei Jahre lang mehr oder weniger vorbildlich gegen Viren geschützt haben, zahlt sich die neue Gedankenlosigkeit im Umgang mit Ansteckungskrankheiten bei vielen in Form geschwollener Lymphknoten aus. Und wirtschaftlich gesehen dürfte nicht zuletzt die Unterhemdenindustrie von diesem Trend profitieren. Ich jedenfalls werde mich den Rest des Jahres richtig dick einpacken.

Zur Person
Lisa Christ