Brigitte Egli heisst in Wirklichkeit anders.

Meine Person:

Ich bin 62 Jahre alt. Gelernt habe ich Textilkauffrau. Heute arbeite ich in einem 70-Prozent-Pensum als Buchhalterin bei einem Optiker. Meine Kinder sind seit ein paar Jahren ausgezogen und stehen auf eigenen Füssen. Das gibt mir ganz neue Freiheiten.

Früher, als Familie, mussten wir mit sehr wenig Geld auskommen. Mein Ex-Mann stammt aus dem Ausland, seine Ausbildung wurde hier nicht anerkannt, seine Arbeit deshalb schlecht bezahlt. Ich habe den Haushalt geführt und die Kinder grossgezogen. Manchmal war unser Budget so knapp, dass es tagelang nur für Reis und Linsen oder Suppe gereicht hat.

Meine Einnahmen:

Mein Nettolohn beträgt gut 4200 Franken.

Meine Ausgaben:

Wohnen: Vor fünf Jahren habe ich mir ein Häuschen in einem Dorf im Appenzellischen gekauft. Zwei Zimmer oben, zwei unten, schon recht alt und ziemlich einfach, für mich aber passt es wunderbar. Der Preis war 450’000 Franken. Auf den Monat umgerechnet zahle ich gut 700 Franken für Hypozins, Heizen, Versicherung et cetera. Dazu kommen 350 Franken für gelegentliche Reparaturen.

Das Geld für das Haus hatte ich noch aus der Zeit, als ich ledig war. Ich bin in einfachen Verhältnissen aufgewachsen. Auch nach der Lehre habe ich meinen Lohn immer gespart. So hatte ich einen stattlichen Betrag auf der Seite, als ich geheiratet habe. Dieses Geld haben wir auch in den knappsten Zeiten nie angerührt. Irgendwann haben wir uns damit als Familie eine Wohnung gekauft. Nachdem die Kinder ausgezogen sind, habe ich sie verkauft. Mit diesem Geld konnte ich mir jetzt mein Häuschen leisten.

Gesundheit: Meine Krankenkasse kostet 526 Franken. Allgemein mit Zusatz Alternativ-Medizin und freier Arztwahl in der ganzen Schweiz. Ich habe die tiefste Franchise gewählt, weil mir eine gute Gesundheitsversorgung wichtig ist. Ich bin hochsensitiv, war in der Vergangenheit oft krank. Seit ich auf dem Land lebe, konnte ich wieder gesund werden.

Serie «Die Abrechnung»: So machen Sie mit

Telefon, Internet, Handy: Mein Abo für alles kostet 125 Franken im Monat. Einen Fernseher habe ich nicht. Trotzdem muss ich pro Jahr 335 Franken Serafe-Gebühren zahlen.

Mobilität: Ich habe ein Jahresabo für den Tarifverbund Ostwind. Das brauche ich für den Weg zur Arbeit. Meine täglichen Erledigungen meistere ich mit dem Velo, zu Fuss oder mit Bus und Zug. Insgesamt gebe ich 1600 Franken im Jahr für den ÖV aus. Wenn ich mal verreise, buche ich möglichst Sparbillette. Die Fahrt zu Freunden in Deutschland dauert dann halt sechs statt drei Stunden. Das macht mir aber nicht so viel aus. Manchmal hätte ich schon gern ein Auto, das würde vieles einfacher machen und Zeit sparen. Mittlerweile könnte ich es mir leisten. Aber weil ich es nicht wirklich brauche und nach meiner Pensionierung ohnehin nicht mehr finanzieren könnte, lasse ich es.

Altersvorsorge: Seit einigen Jahren zahle ich jährlich 2400 Franken in die dritte Säule ein. Als meine Kinder jung waren, habe ich lange nicht gearbeitet, und jetzt kann und will ich es wegen meiner Gesundheit nur in Teilzeit tun. Deshalb habe ich wenig Geld in der Pensionskasse, und meine Rente wird klein sein. Angst habe ich deswegen aber nicht. Ich weiss, wie bescheiden leben geht, und werde meinen Weg finden.

Steuern: Letztes Jahr habe ich 5600 Franken Steuern bezahlt. Weil die Hypothek auf meinem Haus tief und die Zinsbelastung deshalb niedrig ist und der Eigenmietwert zum Einkommen dazugerechnet wird, steigt mein steuerbares Einkommen. Dementsprechend fällt meine Steuerrechnung im Verhältnis zu meinem Lohn recht hoch aus.

Spenden: Ich spende im Jahr etwa 7000 Franken an diverse Hilfsorganisationen, zum Beispiel Beat-Richner-Stiftung, Mütter in Not, Ärzte ohne Grenzen, Blindenhilfe, aber auch für kirchliche Organisationen. Warum so viel? Ich verstehe die Spenden als Dankeschön für all das Gute, das mir in meinem Leben begegnet. Da sollen Menschen, denen es grad etwas weniger gut geht, auch Linderung erfahren. 

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Haushalt: Vieles kaufe ich im Hofladen eines Bauernhofs. Für den Rest gehe ich in den Coop und kaufe hauptsächlich Lebensmittel in Bio-Qualität. Gesund zu essen ist mir wichtig. In der Regel gebe ich etwa 800 Franken für den Haushalt aus. Dazu zähle ich auch die Ausgaben für Coiffeur, neue Schuhe oder mal einen Restaurantbesuch.

Kleidung: In der Regel nähe ich so viel wie möglich selbst. Das ist mein liebstes Hobby. Meinen Kindern habe ich sogar Skianzüge und Rucksäcke genäht. Ich bin Textilerin von ganzem Herzen. Ich habe ein ganzes Stofflager zu Hause, bekomme auch immer mal wieder Stoffe geschenkt. Ab und zu leiste ich mir ein besonders schönes Gewebe vom Haushaltsgeld.

Luxus: Ja, sogar Luxus kann ich mir leisten. Jeden Morgen nach dem Duschen verwende ich ein frisches, sauberes Frottéetuch. Grundsätzlich bin ich sparsam, heize das Haus nicht über 18 Grad, und Umweltschutz ist mir wichtig. Aber diesen Luxus gönne ich mir – wie eine Prinzessin im Hotel.

Sparen: Ich habe keinen Dauerauftrag. Nach Abzug aller Fixkosten bleiben mir rund 1000 Franken pro Monat zum Leben. Was Ende Monat noch auf dem Konto ist, lege ich zur Seite. Das sind mal mehrere hundert Franken, mal gar nichts. Wenn ich eine Reise plane oder eine grössere Reparatur am Haus, spare ich mir den Betrag zuerst separat vom Haushaltsgeld weg und vergebe den Auftrag erst, wenn ich das Geld beiseite habe. Vom Ersparten nehme ich möglichst nichts weg. In den letzten Jahren habe ich mir so ein Notfallpolster von etwa 40 000 Franken angespart, wobei ein Teil davon noch von der verkauften Wohnung stammt. 

Wie spüre ich die Inflation?

Ich sehe, dass alles teurer wird, auf mein Leben hat das aber bis jetzt noch keinen Einfluss.

So fühle ich mich:

Wunderbar. In den letzten 30 Jahren hatte ich noch nie so viele finanzielle Freiheiten wie jetzt. Als Familie war es immer eng, manchmal sehr eng. Schlecht ging es uns trotzdem nicht, finde ich. Man hat uns viel geholfen. Freunde haben uns die getragenen Kleider ihrer Kinder weitergegeben oder die zu klein gewordenen Velos. Die Kindheit prägt. Meine liess mich bescheiden, zufrieden und dankbar werden. Der finanzielle Überfluss ist nicht der Glücksbringer des Lebens. Wenn genügend Geld da ist, dann ist das natürlich beruhigend. Der wahre Reichtum aber ist die Zufriedenheit im wohlwollenden Austausch mit den Menschen um sich herum. Derjenige, der grad hat, gibt demjenigen, der grad braucht. Momentan bin ich glücklicherweise in der Lage zum Geben.

Aufgezeichnet von Raphael Brunner

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