Es sind dramatische Zustände, die wir der Fachpublikation für Stress im sozialen Nahraum, «20 Minuten», entnehmen müssen. Ein Mann parkiert in Einsiedeln, Kanton Schwyz, sein Auto vor seinem Mietshaus mit dem Auspuff Richtung Thujahecke. Die Vermieterin stört das. Er müsse vorwärts parkieren, befiehlt sie, denn der Busch ersticke ansonsten im Abgas des Benziners. 

Ein Gärtner, von der Zeitung als Experte befragt, fällt ein Urteil mit Gewicht: «Rückwärts parkieren ist mehr als schädlich für die Thuja.»

Und wie so oft in solchen Fällen ist die Causa «Mieter kämpft für sein Recht, mit Benziner rückwärts vor Thujahecke zu parkieren, und wird von Vermieterin drangsaliert» eine Allegorie auf fast alles. Klimawandel. Klassenkampf. Kaleidoskop des Alltags. Wir schauen rein.

Das Sittenbild zeigt uns das Kapital (hier aufgeführt durch die Vermieterin), das sich die Proteststrategie gewiefter Graswurzelbewegungen aneignet, um – schwups! – die eigenen Interessen durchzudrücken. Mit Klimaschutz zur Parkplatzorder, darauf muss man erst einmal kommen. 

Auf in den Kampf – natürlich auf Facebook

Der kleine Mann organisiert sich derweil, heisst, er geht auf Facebook und schreibt über das ihm widerfahrene Ungemach. Und «20 Minuten» berichtet. Eine Mietrechtsexpertin sagt, falls der Mann durch die Belastung der Thujahecke seine Sorgfaltspflicht als Mieter verletze, könne er in Schwierigkeiten geraten. Woraufhin ein Wildpflanzenexperte, Plot Twist, entgegnet, die Pflanze sei ein importiertes Gewächs, und es gebe fast keine Insekten, die von der Thuja profitierten. 

Thujahecken, so muss man die Aussagen des Experten verstehen, sind unter Gesichtspunkten der Biodiversität ungefähr so wertvoll wie ein Parkplatz in Einsiedeln, Kanton Schwyz. Also gar nicht. Frei nach Bertolt Brecht: Was ist das Vergiften einer Thujahecke gegen das Pflanzen einer Thujahecke? Vorhang zu. Und alle Fragen offen.