Ein Jugendlicher hat Anfang März einen jüdischen Familienvater in Zürich mit dem Messer angegriffen. Im nahegelegenen Restaurant sassen drei Kampfsportler, Passanten riefen sie um Hilfe. Die jungen Männer konnten den Täter ausser Gefecht setzen und festhalten, bis die Polizei kam. Damit haben sie dem Opfer das Leben gerettet.

Was sollen normale Menschen tun, wenn sie an eine solche Situation heranlaufen?

Ganz sicher falsch ist es, nichts zu tun. Richtig ist es, hinzuschauen: Was geht hier genau vor sich? Wenn Menschen in Gefahr sind, sofort die Polizei anrufen unter der Telefonnummer 117. Wenn die Polizei nicht informiert wird, kann sie auch nichts machen. Jede Minute kann über Leben und Tod entscheiden: Darum lieber einmal zu viel melden. 

Soll ich mich wie Superwoman auf den Übeltäter stürzen?

Vielleicht. Aber zuerst sollten Sie die Situation einschätzen und überlegen: Kann ich eingreifen, ohne mich selbst in Gefahr zu bringen? Besonders wenn Waffen im Spiel sind, ist das heikel. Entscheidend ist, welchen Hintergrund man selbst hat, welchen Beruf oder welche Hobbys. Eine ausgebildete Polizistin ist für solche Situationen trainiert, ein Kampfsportler hat gelernt, sich zu schützen. Bei Schreibtischtäterinnen und Yogalehrern sieht das in aller Regel anders aus. 

Wenn ich nicht direkt eingreifen kann, soll ich schreien oder Dinge nach dem Täter werfen zur Ablenkung?

Je nach den Umständen ist das eine gute Idee. Wer etwa zu Hause vom Balkon aus eine Schlägerei beobachtet, kann so ins Geschehen eingreifen und im besten Fall die Dynamik unterbrechen. Wenn man sich nicht in sicherer Distanz befindet, kann es aber gefährlich werden: Vielleicht kommt man plötzlich selbst in den Fokus des gewalttätigen Menschen. Das sollte man auf keinen Fall riskieren – sonst haben wir am Schluss eine Verletzte mehr.

Was also, wenn auch das nicht in Frage kommt?

Hilfe holen. Die 117 hat man schon angerufen, die Polizei ist unterwegs. Bis dahin können Sie sich mit anderen Anwesenden zusammentun – so wie die Passanten beim Messerangriff. Wer weiss, vielleicht sitzt ein junger Kampfsportler um die Ecke.

Soll ich die Szene filmen?

Nur, wenn Sie sich damit nicht in Gefahr bringen. Es kann sein, dass sich die aggressive Person dadurch provoziert fühlt. Wer aber aus sicherer Entfernung filmen kann, hilft damit der Polizei, die Tat später aufzuklären. Auch ohne Videoaufnahmen gilt: aufmerksam sein, sich Dinge merken. Wie genau sehen die Täter aus, haben sie spezielle Merkmale? Wie viele sind es, wer ist der Anführer? Haben sie ein Fahrzeug und damit ein Nummernschild?

In solchen Situationen ist wenig Zeit, um nachzudenken. Kann ich mich auf mein Bauchgefühl verlassen?

Das können Sie mit dem Selbsttest der Stadtpolizei Zürich ausprobieren. Dabei werden verschiedene Situationen geschildert – und Sie können angeben, wie Sie am ehesten reagieren würden. Am Ende des Tests sehen Sie, ob Ihre Reaktion dem entspricht, was auch die anderen Teilnehmenden angaben. Gehören Sie zur schweigenden Masse? Oder zu den Menschen, die aktiv werden? Weiter bekommen Sie konkrete Tipps, wie Sie effektiv helfen können.

Prix Courage – Melden Sie uns mutige Menschen!

Wer hat in den letzten Monaten besonders viel Zivilcourage gezeigt? Wer kann uns Vorbild sein? Der Beobachter sucht Menschen, die den diesjährigen Prix Courage verdienen. Um eine gute Auswahl zu treffen, brauchen wir Ihre Mitwirkung, liebe Leserinnen und Leser.

Gesucht sind Menschen, die halfen, wo andere weggeschaut haben. Die sich für eine Sache engagierten, ohne selbst davon zu profitieren. Die mit ihren Taten bewiesen haben, dass jede und jeder von uns die Welt ein Stück besser machen kann. Kurz: Melden Sie uns Menschen mit Mut!

Ihre Vorschläge per E-Mail an: prixcourage@beobachter.ch oder direkt melden unter: beobachter.ch/prix-courage