Der «Hinterzimmer-Deal» war eigentlich perfekt. Der Ärzteverband, der Apothekerverband, der Spitalverband und ein Krankenkassenverband hatten sich gemeinsam mit dem Bund auf eine Reform der Medikamentenpreise geeinigt. Doch aufgrund der heftigen Kritik der Konsumentenverbände buchstabiert Gesundheitsminister Alain Berset zurück. Er will die Reform nochmals diskutieren, wie der Bundesrat auf eine Frage im Parlament sagte.

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Über die Hälfte aller verkauften rezeptpflichtigen Medikamente hätte durch die Reform schon ab nächstem Jahr bis zu 70 Prozent teurer werden sollen, wie der Beobachter berichtete. Die Preiserhöhung beträfe nur Tiefpreismedikamente wie hoch dosierte Dafalgan-Schmerztabletten. Im Gegenzug würden teure Medikamente günstiger, so der Deal. Die Krankenkassen könnten dadurch rund 60 Millionen Franken einsparen.

Mit der Reform will der Bund die Apotheken und Ärztinnen dazu bringen, mehr günstige Generika statt teure Originalpräparate zu verkaufen. Ihre Marge beim Verkauf von günstigen Medikamenten soll deshalb erhöht werden. Das Problem: Die Reform führt dazu, dass Konsumenten deutlich mehr für Medikamente bezahlen müssen.

«Verlagerung der Kosten auf die Versicherten»

«Die Verteuerung der Tiefpreismedikamente ist eine Verlagerung der Kosten auf die Versicherten», sagte Yannis Papadaniel von der Westschweizer Konsumentenorganisation FRC dem Beobachter. «Kranke mit hoher Franchise müssen diese Medikamente in der Regel vollständig selbst bezahlen.» Er nannte es einen schlechten «Hinterzimmer-Deal». Auch der Krankenkassenverband Santésuisse kritisierte den Deal, der vom Bund als Kompromiss bezeichnet wird. Ein Kompromiss, bei dem der Konsumentenschutz nicht mitdiskutieren durfte.

«Weitere Gespräche» als Reaktion auf scharfe Kritik

Doch Bundesrat Alain Berset scheint nicht mehr ganz so überzeugt zu sein von seinem Projekt. Er antwortete auf die Frage im Parlament: «Weil dieser Kompromiss von Organisationen kritisiert wurde, die nicht in der Arbeitsgruppe vertreten waren, wird das Eidgenössische Departement des Innern nun weitere Gespräche unter Einbezug aller betroffenen Organisationen durchführen.» Der Bundesrat hat deshalb den Entscheid zur Reform aufgeschoben. Entschieden werden soll aber trotzdem «voraussichtlich» bis Ende Jahr, sagt ein Sprecher.

Ein Vertreter der Gesundheitslobby im Parlament ist gar nicht erfreut über die neuen Gesprächsrunden zur Reform. SVP-Nationalrat Thomas de Courten, der den Generikaverband Intergenerika präsidiert, verteidigte den «Hinterzimmer-Deal» gegenüber den CH-Media-Zeitungen: «Wir haben am Verhandlungstisch eine Lösung gefunden. Und es ist nun mal das Wesen eines Kompromisses, dass alle etwas geben müssen.»