Der Ständerat hat vor einem Jahr einen Entscheid gefällt, auf den Frauenorganisationen schon lange gewartet hatten: Tampons und Binden sollen reduziert besteuert werden. Anstatt des bisherigen Mehrwertsteuersatzes von 8,1 Prozent gilt neu ein Wert von 2,6 Prozent. Diese Änderung tritt voraussichtlich am 1. Januar 2025 in Kraft. 

Der Detailhändler Aldi Suisse wirbt nun damit, dass er der Politik vorgreifen wolle. Er reduziere die Preise bei Periodenprodukten der Eigenmarke dauerhaft – und zwar schon jetzt. Tampons der Marke «Satessa» kosten neu statt Fr. 2.99 nur noch Fr. 2.79 Franken (minus 6,7 Prozent). Slipeinlagen Fr. 1.09 statt Fr. 1.19 (minus 8,4 Prozent). «Im Durchschnitt sind die Preise bei Tampons, Binden und Co. um 6,9 Prozent gefallen», schreibt Aldi Suisse. 

Damit ist Aldi aktuell der günstigste Verkäufer von Hygieneartikeln für die Periode. Dort kosten die günstigsten Tampons pro Stück 3 Rappen. Bei Lidl sind es 4 Rappen und in der Migros 5 Rappen. Bei Coop sind die Tampons der Marke «o.b.» die günstigste Option mit 10 Rappen pro Stück. Auch bei anderen Periodenprodukten ist Aldi günstiger als alle anderen. Normale Slipeinlagen kosten beim Discounter 2 Rappen pro Stück. Bei Lidl, Migros und Coop sind Slipeinlagen der Billiglinien oder Eigenmarken ab 3 Rappen erhältlich. 

Forderungen verlangen noch mehr

Sobald der Mehrwertsteuersatz für Menstruationsprodukte auf 2,6 Prozent reduziert wird, sinken die Preise für Tampons und Co. Eine 32er-Packung von normal grossen «o.b.»-Tampons kostet derzeit bei allen Detailhändlern Fr. 4.95 bei einem Mehrwertsteuersatz von 8,1 Prozent. Mit dem reduzierten Satz kostet die Packung Fr. 4.70. Eine 26er-Packung von normal grossen «Always ultra»-Binden ist momentan für Fr. 5.20 erhältlich. Mit dem Mehrwertsteuersatz von 2,6 Prozent kostet sie Fr. 4.94. 

Frauenverbände sind zwar froh, dass sich die Politik endlich zu einer Reduktion der Mehrwertsteuer für Menstruationsprodukte durchringen konnte. Doch vielen geht der Schritt zu wenig weit. So setzte sich die SP-Nationalrätin Tamara Funiciello dafür ein, dass im Kanton Bern Tampons und Binden in öffentlichen Schulen gratis angeboten werden. Der Vorschlag wurde allerdings vom Regierungsrat abgelehnt. Eine ähnliche Initiative scheiterte Ende vergangenen Jahres im Zürcher Kantonsrat. In einzelnen Städten gibt es inzwischen aber Hygieneprodukte an allen öffentlichen Schulen gratis. Darunter in Freiburg, Bern, Luzern, Zürich oder Genf. 

In Irland und England sind Periodenprodukte inzwischen gänzlich von der Mehrwertsteuer befreit. Als erstes Land der Welt trat in Schottland im August 2022 eine gesetzliche Regelung für den Zugang zu Tampons und Binden in Kraft. Dieses verpflichtet Bildungseinrichtungen und städtische Betriebe, kostenlose Periodenprodukte anzubieten.