Fleisch, das nicht am Tier, sondern im Reagenzglas gezüchtet wurde: Wie finden Sie diese Idee? Unheimlich? Grusig? Damit sind Sie nicht allein. Weltweit tüfteln etliche Unternehmen am Fleisch aus dem Labor. In der Schweiz ist das etwa Mirai Foods aus Wädenswil. Prognosen gehen davon aus, dass wir 2030 solche Produkte wie Steak oder Burger aus dem Labor in Schweizer Supermärkten vorfinden dürften. 

Allerdings machen die Konsumentinnen und Konsumenten da noch nicht ganz mit. In einer Umfrage des Gottlieb Duttweiler Instituts (GDI) gaben 65 Prozent der Befragten an, dass es für sie eher unwahrscheinlich sei, dass sie diese Produkte probieren würden. Sie sind mit ihrer Haltung deutlich skeptischer als Konsumentinnen und Konsumenten anderer Länder.

Noch unbeliebter sind Insekten 

So gaben im Vergleich 45 Prozent der US-Amerikaner an, Fleisch aus dem Labor probieren zu wollen. In der Schweiz sagten das nur 20 Prozent. 15 Prozent waren hierzulande unentschlossen. 

In der GDI-Umfrage zu sogenannten Novel Foods kamen nur wenige Lebensmittel schlechter weg als das Fleisch aus dem Reagenzglas. Insekten und Kaffee aus Pilzen stand die Schweizer Bevölkerung noch misstrauischer gegenüber. 

Der Preis ist entscheidend

Was könnte dem Laborfleisch zu mehr Akzeptanz verhelfen? Die GDI-Forscherinnen und Forscher nennen hier neben Faktoren wie Informationen und Verfügbarkeit vor allem auch den Preis. Aktuell geht man davon aus, dass Laborfleisch deutlich teurer sein wird als Fleisch vom Tier. Konsumentinnen und Konsumenten würden für solche Produkte allerdings einen ähnlichen Preis zahlen wollen wie für konventionelles Fleisch. 

Hier könnte die Einführung von sogenannten True Prices helfen, schreibt das GDI. Das bedeutet, dass man soziale und ökologische Kosten der Herstellung von Fleisch miteinbeziehen würde. Mit einer solchen Berechnung würde tierisches Fleisch teurer und kultiviertes günstiger werden. 

Fast-Food-Ketten dürften aufspringen

Zudem könnte es helfen, wenn zunächst hybride Produkte auf den Markt kämen. Also solche, die teils aus pflanzlichem Protein, teils aus kultiviertem Fleisch bestehen. Fleischersatzprodukte aus pflanzlichem Protein gibt es bereits zuhauf – sie haben sich im Ernährungsplan der Konsumentinnen und Konsumenten fest als Alternative etabliert. 

Dem Laborfleisch dürften zudem Fast-Food-Ketten einen Schub geben. Sie hatten in den letzten Jahren immer wieder mit fleischlosen Alternativen experimentiert. Laborfleisch dürfte sich allerdings auch bei diesen Händlern erst etablieren, wenn es günstiger verfügbar werde, so das GDI.