Eveline Hauser

«Soliva ist der richtige Platz für uns»: Eveline Hauser, 34, Soliva GR

Quelle: Stephan Bösch und Daniela Schwegler
Mit der Karawane gelandet

Es begann mit einer Karawane. Aber mit Geissen statt Kamelen. Im Sommer 2011 beluden Eveline Hauser und ihr Partner Dominik Waldmeier sechs Packziegen und trekkten durch die Schweiz. Zwei Monate später kamen sie im Val Medel an. Und verliebten sich in das abgelegene Tal bei Disentis. Im Dörfchen Soliva auf 1500 Meter über Meer schlugen sie ihre Jurte auf und blieben. 

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Heute hält das Paar 70 Ziegen, 13 Kühe, 2 Herdenhunde, 5 Katzen, 20 Buschhühner und 8 Bienenvölker. Mit ihren Packböcken führen Hauser und Waldmeier mehrtägige Ziegen-Trekkings durch. «Schon nach einer Nacht gehören die Gäste zur Herde», erzählt Eveline Hauser. Der Bock, der am Ende gehe, merke zum Beispiel, wenn jemand aus der Gruppe nicht da sei, und meckere lauthals. «Damit teilt er den anderen Böcken mit: Wartet, hier hinten fehlt jemand.»

Dass zu den Geissen bald auch Kühe kamen, war Zufall. Das Paar bekam die Chance, einen Mutterkuhbetrieb zu übernehmen. Heute produziert ihr Betrieb neben Ziegenmilch, -käse und -fleisch auch Natura Beef. 

Das Paar hat im Val Medel sein Paradies gefunden. «Soliva ist der richtige Platz für uns», sagt Eveline Hauser.

Edith Freidig

«Er war mein Ein und Alles»: Edith Freidig, 87, Lenk BE

Quelle: Stephan Bösch und Daniela Schwegler
Die Liebe zu Mann, Land und Tradition

Rundherum hielt die moderne Technik Einzug – doch Edith und Werner Freidig blieben bei Sense, Rechen, Beil und Hornschlitten. Stets bewirtschafteten sie ihr Land im Berner Simmental nach alter Tradition, ganz ohne Maschinen. 

Auf Super-8-Filmen, die Edith Freidig ihr Leben lang mit ihrer Schmalfilmkamera machte, sieht man Werner, wie er eine grosse Heuburde schultert und von der Alpwiese herunterbuckelt. Oder wie er mit dem Holzschlitten voller Heu ins Tal hinunterfährt. Dazwischen Sequenzen einer jungen Edith, die in einer saftigen Alpwiese Blumen pflückt. Das zeigt der Dokumentarfilm «Drum het äs es gfiumt. Dengeln, Super 8 und anderes altes Zeug» aus dem Jahr 2015. 

Die 87-jährige Edith Freidig lebt immer noch selbständig auf ihrem 400-jährigen Hof. Sie hat viel erlebt, auch viel Schweres. Als junge Frau wurde sie auf dem Weg zur Arbeit von einem Auto angefahren, ihr linker Arm ist seither gelähmt. Auch die Auseinandersetzung um das an den Hof angrenzende Land ist ein schwieriges Kapitel – es gehörte Werner und seinen zwei Brüdern. Erst wollten diese den Boden zu einem anständigen Preis an Werner und Edith verkaufen. Doch dann wurde er zu Bauland umgezont, und die Brüder wollten damit nur noch möglichst viel Geld verdienen. «Darum stehen jetzt all diese Einfamilienhäuser rund um unseren Hof», sagt Edith Freidig traurig. Die ganze Geschichte habe ihrem Mann Werner das Herz gebrochen. 

Werner ist vor vier Jahren verstorben. «Er war mein Ein und Alles», sagt Edith Freidig. Vor kurzem, als sie im Bett lag, sei er im Traum zu ihr gekommen und habe gesagt: «Ich hab dich gern.» Das habe sie ihm dann auch gesagt. 

Doris Martinali

Will später den Hof übernehmen: Doris Martinali, 18 Jahre

Quelle: Stephan Bösch und Daniela Schwegler
Es zieht sie magisch zu den Tieren

«Ich will später den Hof übernehmen», erklärte Doris Martinali keck schon in ganz jungen Jahren. Sie wollte Landwirtin werden, seit sie denken kann. Wie magisch zog es sie in den Stall zu den Kühen. Noch heute ist sie verliebt ins Braunvieh, das auf dem Hof in Largario die Hörner in ihrer ganzen Pracht tragen darf. Damals sass die Dreijährige in der Futterkrippe und naschte Kraftfutter. Der Mutter gefiel das gar nicht. 

Mittlerweile ist Doris Martinali 18 und hat die Lehre an der Zürcher Landwirtschaftsschule Strickhof abgeschlossen. Auf dem elterlichen Hof in Largario packt sie kräftig mit an. Ihre grosse Schwester Marina studiert an der Berner Fachhochschule Agronomie. Auch sie kann sich durchaus vorstellen, danach auf dem Hof mitzuarbeiten und den Direktverkauf und die Vermarktung zu übernehmen. Vielleicht werden also die Schwestern Martinali den Betrieb einst gemeinsam führen. Schon heute stellt die Familie ein breites Angebot von Produkten wie Alpkäse, Fleisch, Sirup, Konfitüre und Brot her.

«Es ist nicht ohne, als 18-Jährige so eine Verantwortung zu übernehmen. Unser Hof ist ein Bergbetrieb und sehr arbeitsintensiv, das wird nicht einfach für sie», sagt Mutter Monika Martinali. Doch Doris habe schon immer genau gewusst, was sie wolle und was nicht. «Sie wird ihren Weg gehen, da mache ich mir keine Sorgen.» Die Jungbäuerin sagt denn auch: «Ohne den Hof kann ich nicht leben.»