Zoom kennt seit der Pandemie jeder. Die Plattform für Videokonferenzen ermöglicht es, virtuelle Sitzungen abzuhalten – dank Video-, Audio- und Chatkommunikation über das Internet. 

Seit einigen Tagen steht das Unternehmen jedoch in Kritik, es hat nämlich Nutzerdaten für das Training von künstlicher Intelligenz (KI) verwendet. Eine Einwilligung der Nutzerinnen und Nutzer ist dafür nicht nötig. So steht es seit März in den AGB. 

Die harschen Reaktionen in den sozialen Medien zu diesem Vorgehen zeigten Wirkung: Zoom krebste zurück, Produktchefin Smita Hashim kündigte an, dass vor der Verwendung der Daten von Nutzerinnen und Nutzern künftig eine Zustimmung für die KI-Trainings eingeholt wird. 

Doch einige Fragen bleiben offen: Was macht Zoom mit den verwendeten Daten, und ist das überhaupt erlaubt? Fünf Fragen und Antworten: 

Welche Daten hat Zoom benutzt?
Laut dem Chaos Computer Club Zürich (CCCZH), einem Klub, der sich für verschiedene Aspekte der Computersicherheit, Privatsphäre, Freiheit im digitalen Raum und Technologieaktivismus einsetzt, hat Zoom Stimmenmaterial, Bildmaterial, Chat-Inhalte und Präsentationsmaterial genutzt, um seine KI zu trainieren. Das Unternehmen behauptet, Inhalte von Zoom-Konferenzen würden nur zur Verbesserung interner Funktionen genutzt.

Ist das überhaupt erlaubt?
Unternehmen können Nutzerdaten nicht beliebig weiterverarbeiten – schon gar nicht ohne Zustimmung. «Ein solches Vorgehen widerspricht der Europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), wobei entsprechende Klagen nötig sind», sagt Hernâni Marques vom CCCZH. Einerseits seien die Regeln konzernfreundlich und andererseits sind Urteile nötig, damit Bussen verhängt werden können. 

Was geschieht mit den verwendeten Daten?
Die gesammelten Daten könnten laut Marques verwendet werden, um Zoom-Nutzerinnen und -Nutzer zu erkennen, ohne dass sie sich einloggen. Zoom könnte Identitäten nachahmen oder Daten so aufbereiten, dass sie perfekt dazu geeignet sind, Profile von Nutzenden zu erstellen. Das ist beispielsweise für Werbung interessant.

Jetzt hat Zoom versprochen, künftig das Einverständnis der Kundinnen und Kunden einzuholen. Gilt das auch rückwirkend?
Das ist in den AGB nicht geregelt. «Die Daten, die bisher ohne Zustimmung verwendet wurden, gehören wohl Zoom. Bereits in der Vergangenheit wurden Daten von Nutzerinnen und Nutzern ohne Zustimmung verwendet», sagt Marques. Der einzige Unterschied sei, dass die Verwendung für künstliche Intelligenz nun zu den AGB hinzugefügt wurde.

Verwenden Skype und Google Meet auch künstliche Intelligenz? 
«Alle Anbieter verwenden Nutzungsdaten, um bestehende und neue Produkte zu entwickeln», so Martin Steiger, Anwalt und Unternehmer für Recht im digitalen Raum. Der Unterschied ist jedoch, wie diese Verwendung offengelegt wird. Unternehmen wie Google und Microsoft setzen laut Steiger stark auf KI-basierte Produkte.

Wie verwenden Microsoft und Google KI?

Microsoft verwendet mit der Videokonferenzplattform Skype zum Beispiel eine KI-Nutzung namens TruVoice. Dabei können Nutzerinnen und Nutzer ein Gespräch mit jemandem führen, der eine andere Sprache spricht, und die Übersetzung erfolgt automatisch und in Echtzeit. Ebenfalls kann Microsoft mit Hilfe von KI bei Videokonferenzen Stimmen von Lärm unterscheiden. Diese Funktion benutzt auch Google Meet. Auch kann man mit Hilfe von KI eine Sitzung transkribieren lassen.