Die Nationalbank hat den Leitzins in drei Schritten von - 0.75 auf 1 Prozent erhöht. Was das für Sie konkret bedeutet, erfahren Sie hier.

Ist jetzt bald Schluss mit Negativzinsen auf dem Sparkonto?

Ja, das Ende ist eingeläutet. Gewisse Banken haben nach den Entscheiden der Schweizerischen Nationalbank bekanntgegeben, dass sie die Negativzinsen für Kundinnen und Kunden mit hohen Guthaben anpassen werden. Zum Beispiel die BEKB, ZKB, UBS und Postfinance.


Gibt es sogar wieder Zins?

Das hängt unter anderem von der Zinsstrategie der einzelnen Banken ab. Solche, die neue Sparerinnen und Sparer anlocken wollen, werden die Sparzinsen eher anpassen. Da der Leitzins im Plus notiert, dürften Banken die Sparzinsen nun schrittweise anheben. 


Was bedeuten die Zinserhöhungen für Mieterinnen und Mieter?

Die Zinsanstiege dürften auch beim Referenzzinssatz eine Trendwende einläuten, und das heisst, die Mieten werden steigen. Allerdings nicht sofort. Das liegt daran, dass sich der Referenzzinssatz nach dem Durchschnittszinssatz aller Hypotheken berechnet, und dieser verhält sich ausgesprochen träge.

Dennoch: Vor dem Negativzinsregime lag der Durchschnitt bei 2,0 Prozent. Aktuell liegt er bei 1,25 Prozent. Wenn der Leitzins jetzt weiter steigt, ist es somit nur eine Frage der Zeit, bis auch der Referenzzinssatz wieder angehoben wird.

Welche Folgen haben die Erhöhungen auf die Hypothekarzinsen?

Generell verteuern sich alle Zinsen, also auch die Hypothekarzinsen. Die Zeit der Niedrigzinsen ist vorbei. Der Unterschied ist, dass sich die kurz-, mittel- und langfristigen Zinsen meist nicht im Gleichschritt bewegen. Im vergangenen Halbjahr haben sich die langfristigen Festhypotheken nicht mehr verteuert, nachdem diese im Oktober 2022 noch ein halbes Prozent höher notierten als aktuel. 

Für sogenannte Saron-Hypotheken bezahlt man hingegen mehr, weil die SNB den Leitzins letztmals am 15. Dezember auf neu 1 Prozent erhöht hat. Die Saron-Hypothek wird sich nochmals verteuern, wenn weitere Zinsschritte folgen. 


Wie wirken sich die Zinserhöhungen mittelfristig auf die Aktienmärkte aus?

Das weiss niemand. Aber wenn Anlegerinnen mit Anlagen, die weniger risikoreich sind (zum Beispiel Obligationen), wieder eine ansprechende Rendite erzielen können, ist es möglich, dass vermehrt Kapital aus den Aktienmärkten abgezogen wird. Ab welcher Zinsschwelle das geschieht, kann aber niemand sagen.

Aktien haben in diesem Jahr bereits Verluste erlitten und die Zinsentwicklung etwas vorweggenommen. Jedoch spielten hier auch andere Faktoren wie der Ukraine-Krieg oder die Folgen der Corona-Pandemie mit.


Gibt es jetzt wieder Alternativen für Kleinsparer?

Sollten die kurzfristigen Zinsen weiter ansteigen, könnten Anleger mit kurzfristigen Anlageprodukten wie Festgeldern oder Geldmarktfonds an der weiteren Erhöhung der Zinsen teilhaben. Kurzfristige Anlagen sind wichtig, weil sie dann nicht in einer langen Laufzeit gefangen sind und früher wieder zu besseren Konditionen neue Abschlüsse tätigen können.


Warum hat die Nationalbank den Leitzins überhaupt erhöht?

Um die Inflation zu bremsen. Höhere Zinsen kühlen die Kauflaune von Konsumenten und Unternehmen, weil Kredite teurer werden. Das bremst das Wachstum und die Nachfrage nach Gütern sinkt. Sie können teilweise nur noch mit Preisabschlägen verkauft werden. Das wirkt der Teuerung entgegen.


Durch die Zinserhöhungen wird auch der Franken aufgewertet. Was bedeutet das für mich?

Für Konsumentinnen und Konsumenten ist das gut, denn sie erhalten mehr für ihren Franken, wenn sie im Ausland einkaufen oder dort Ferien machen. Die Kehrseite ist, dass Schweizer Unternehmen leiden, die viel exportieren. Ihre Waren werden teurer, weil ausländische Käufer mehr Dollar oder Euro für den Schweizer Franken bezahlen müssen.

Der Beobachter-Newsletter – wissen, was wichtig ist.

Das Neuste aus unserem Heft und hilfreiche Ratgeber-Artikel für den Alltag – die wichtigsten Beobachter-Inhalte aus Print und Digital.

Jeden Mittwoch und Sonntag in Ihrer Mailbox.

Jetzt gratis abonnieren