65 Pharmafirmen bezahlten letztes Jahr gesamthaft 221 Millionen Franken an Ärztinnen und Ärzte, Spitäler, Fachgesellschaften, Patientenorganisationen und andere Institutionen der Gesundheitsbranche (Vorjahr: 196 Millionen).

Am spendabelsten ist derzeit Novartis mit 31 Millionen Franken, gefolgt von Roche (21,9 Millionen) und Pfizer (20 Millionen). Das zeigt eine Auswertung durch das Ringier Axel Springer Research Network. Beteiligt waren Beobachter, «Handelszeitung», «Blick» und «Sonntags-Blick».

 

Ein Rückblick zeigt: Jedes Jahr lässt sich die Pharmaindustrie den Zugang zu medizinischen Fachpersonen und Spitälern mehr kosten. 2015 (als die Selbstregulierung der Pharmabranche eingeführt wurde) bezahlten alle Firmen gesamthaft 141 Millionen Franken, dieser Betrag ist nun auf 221 Millionen gestiegen. Über die letzten acht Jahre summieren sich diese Zuwendungen an Ärzte und Spitäler auf astronomische 1,4 Milliarden Franken.

Grafik Entwicklung Gelder der Pharma an Spitäler und Ärzte, neuer Rekord

Neuer Rekord: Im Jahr 2022 zahlte die Pharmaindustrie 221 Millionen Franken an medizinische Fachpersonen und Spitäler.

 

Quelle: Pharmagelder Schweiz, Scienceindustries, Angaben der Firmen | Infografik: Andrea Klaiber und Anne Seeger

Mehr Ärztinnen und Ärzte lassen sich bezahlen

Pharmafirmen bezahlen Ärztinnen und Ärzten zum Beispiel Kongressgebühren, Übernachtungsspesen, Beratungshonorare oder sie sponsern Fortbildungsveranstaltungen von Ärztenetzwerken, Spitälern und Qualitätszirkeln. Zudem bezahlen Pharmaunternehmen Spitäler für klinische Forschungsprojekte. Seit 2015 legen die Pharmafirmen aufgrund einer brancheninternen Transparenzregelung diese Zahlen offen (Pharma-Kooperations-Kodex). 

Die Zahl der Ärztinnen und Ärzte, die sich von der Pharma Kongressgebühren, Spesen und Beratungshonorare bezahlen lassen, ist im letzten Jahr von 3289 auf 3698 gestiegen. In den Vorjahren waren die Zahlen gesunken. 2015 waren es noch 4131 Ärztinnen und Ärzte gewesen, die sich von der Pharmaindustrie Kongressgebühren und Spesen auszahlen liessen oder sogar auf deren Lohnliste standen (Beratungsaufträge, Referentenhonorare).

Welche Spitäler profitieren, bleibt geheim

Wie setzen sich die 221 Millionen Franken zusammen, die letztes Jahr von der Pharma ins Gesundheitswesen flossen? 7,5 Millionen Franken, also rund eine Million mehr als im Vorjahr, zahlten die Firmen direkt an Ärztinnen und Ärzte (plus 15 Prozent).

Die Sponsorengelder, die von Pharmafirmen an Spitäler, Ärztenetzwerke, Patientenorganisationen, Fachgesellschaften und weitere Institutionen des Gesundheitswesens fliessen, summierten sich auf 124 Millionen (Vorjahr 106 Millionen, plus 17 Prozent).

Grafik: Entwicklung Gelder der Pharma an Spitäler und Ärzte
Quelle: Pharmagelder Schweiz, Scienceindustries, Angaben der Firmen | Infografik: Andrea Klaiber und Anne Seeger

Unter dem Begriff «Forschung und Entwicklung» finanzierten Pharmafirmen Spitälern 89,7 Millionen Franken (Vorjahr: 82,4 Millionen, plus 9 Prozent) für klinische Forschungsprojekte. Welches Spital profitiert, ist nicht bekannt, begründet wird diese Intransparenz mit dem Forschungsgeheimnis. Das heisst: Über den grössten Teil der Gelder, die zu Spitälern fliessen, herrscht nach wie vor Stillschweigen.

Mitarbeit: Michael Heim, Seraina Gross, Lisa Aeschlimann, Simon Huwiler.

 

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Pharmagelder.ch ist ein Projekt des Ringier Axel Springer Research Network, die Analyse erfolgte durch Beobachter, «Handelszeitung», «Blick» und «Sonntags-Blick».