1. Nachhaltigkeit als Feigenblatt

Firmen brüsten sich gern mit nachhaltigen Initiativen, die nichts mit dem Kerngeschäft zu tun haben. Etwa Fluggesellschaften, die nachhaltigen Kaffee servieren oder gegen Foodwaste an Bord vorgehen. «Das sind gute Entwicklungen, stehen aber in keinem Verhältnis zum Gesamtschaden, den das Fliegen anrichtet», sagt Jon Andrea Florin, Geschäftsleiter der Non-Profit-Organisation Fairunterwegs. Dasselbe Problem zeigt sich bei Kreuzfahrtschiffen. «Solange diese tonnenweise Abfall und Abwasser produzieren und die Arbeitsbedingungen miserabel sind, bleiben Traumschifffahrten ethisch problematisch, auch wenn die Schiffe mit Schadstofffiltern fahren.»

Tipp: Achten Sie bei «nachhaltigen» Angeboten darauf, ob diese das Kernproblem erfassen oder eher von umweltfeindlichen Praktiken ablenken.

2. Eingeschränkter Fokus

Nachhaltigkeit im Tourismus wird oft auf den Ausstoss von Treibhausgasen reduziert. Doch der Einfluss auf die lokale Kultur und Wirtschaft, faire Arbeitsbedingungen sowie der Schutz von Biodiversität spielen eine ebenso wichtige Rolle. Worauf man bei der Planung einer Reise achten sollte, zeigt das Beispiel Freiwilligenarbeit. In eine fremde Welt eintauchen und gleichzeitig für Menschen, Tiere oder die Umwelt Gutes zu tun, klingt verlockend. «Viele Volontouristen wollen etwa Waisenkinder betreuen», sagt Florin von Fairunterwegs. «Doch Studien zeigen, dass in einigen armen Ländern bis zu 80 Prozent der vermeintlichen Waisenkinder eine Familie haben. Was für zahllose Kinder zum Trauma wird – die ständig wechselnden Betreuungspersonen –, ist für manche Betreiber der Heime ein lukratives Geschäft.»

Tipp: Prüfen Sie, ob der Anbieter von einer seriösen Organisation zertifiziert ist. Engagieren Sie sich nur dort, wo Sie Fachkenntnisse haben.

3. Zweifelhafte Ökolabels

Buchungsplattformen und Unternehmen schmücken sich gerade in der Reisebranche gern mit eigenen Ökolabels. Bevor Sie sich auf ein «grünes» Zertifikat eines Anbieters verlassen, werfen Sie einen genauen Blick darauf. Handelt es sich um ein hausinternes Label? Oder basiert es tatsächlich auf einer unabhängigen Prüfung durch eine anerkannte Organisation?

Tipp: Fairunterwegs.org bietet einen Guide, um sich im Labeldschungel zurechtzufinden.

4. Waschen Sie sich nicht selbst grün

Nicht nur Firmen können Greenwashing betreiben – wir schaffen das auch selbst. Kennen Sie den Gedankengang «Ich esse kein Fleisch, dafür erlaube ich mir einen Flug pro Jahr»? «Durch solche Argumentationen erteilen wir uns eine moralische Lizenz. Im dümmsten Fall strengen wir uns an, aber treten beim Klima- und Umweltschutz auf der Stelle», schreibt Nachhaltigkeitsexpertin Sabina Galbiati in ihrem Buch «101 Antworten für deinen nachhaltigen Alltag». Der WWF und der Ökobilanz-Spezialist ESU-Services haben die Rechnung gemacht: Würde ein Schweizer mit einem durchschnittlichen Fleischkonsum für neun Monate vegetarisch leben, würde das einem Flug nach Amsterdam entsprechen. Für einen Malediven-Flug müsste die Person knapp sechseinhalb Jahre lang auf Fleisch verzichten.

Tipp: Unser ökologischer Fussabdruck ist meist höher als vermutet. Ob Ihr Tauschhandel aufgeht, finden Sie mit dem CO2-Fussabdruck-Rechner von Myclimate.org heraus.

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