Hellgrau, graubraun, dunkelgrau, grau gesprenkelt: Fifty Shades of Grey im Bus. Die Schalensitze, die Sitzpolster, die Plastikverstärkungen, der Boden, die Haltestangen, die Mitfahrenden – alles grau. Nur die winzigen Halte- und Türöffnungsknöpfe stemmen sich tapfer grün gegen die Fadheit. Wieso eigentlich? Wer entscheidet, wie der Innenraum eines Busses gestaltet wird? Die grauen Männer aus «Momo»?

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Vermutlich gibt es praktische Gründe, wieso der Innenraum des Busses, in dem ich gerade sitze, aschefarben vor sich hin ödet. Gerade in einer stark frequentierten Buslinie, die durch ein Ausgehviertel fährt, ist es natürlich klug, Farbtöne zu wählen, die den Schmutz der Stadt und der Menschen quasi schon antizipiert. Aber die Sitze müssten deswegen nicht gleich die Farbe eines ausgeschiedenen Mageninhalts haben.

Ich stelle mir vor, wie schön so ein Bus sein könnte, wenn er nur etwas anders eingefärbt wäre. In hübschen Pastelltönen zum Beispiel. Mit Flokatiteppich. Zugang nur mit Socken, Ablageflächen für die Schuhe beim Eingang. Diese Idee verwerfe ich schnell wieder, der Bus ist schliesslich auch so bereits ein Ort der nicht immer angenehmen Gerüche.

Aber die Frage nach mehr Farbe beschäftigt mich. Es wäre doch viel schöner, nach einem langen Arbeitstag in einen Bus zu steigen, der einen mit warmen Erdtönen, dunklem Rot und saftigem Grün begrüsst. Ich denke an die WCs in einigen Zügen der SBB, die mit Bildern von Bergpanoramen, Blumenwiesen, Kacheln oder einem Birkenwald tapeziert sind. Keine Designmeisterleistung – und ein öffentliches WC bleibt ein öffentliches WC –, aber schöner als eine graue Zelle ist es allemal.

Nun gibt es zwar einige Bemühungen in diese Richtung, aber gelungen sind sie nicht: Der Thurbo-Zug mit seinen farblich überhaupt nicht aufeinander abgestimmten Kopfstützen ist für das sehende Auge genauso ein Graus wie die Überlandbusse mit kräftig blauen Sitzen und quietschgelben Haltestangen. Das Konzept «gebrochene Farben» scheint in verantwortlichen Kreisen unbekannt zu sein.

Natürlich würde es mehr kosten, verschiedenfarbige Teile zu produzieren, das sehe ich ein. Aber angesichts der Klimakrise dürfte die umweltschonende Alternative zum Individualverkehr ruhig etwas attraktiver gestaltet sein. Vielleicht lassen sich damit ein paar Leute mehr dazu bringen, die Benzinkutsche gegen ein GA einzutauschen. Das Auge fährt schliesslich mit.

Zur Person
Lisa Christ