Ein Schockmoment: Als eine Zürcherin ans Telefon geht, spricht der Polizist von einem Autounfall. Ihre Tochter sei schuld, der andere Fahrer liege im Spital. Im Hintergrund hört die Mutter eine junge Frau schluchzen. «Da die Versicherung abgelaufen ist, müssten wir für den Schaden 143’000 Franken bereitstellen», habe der Polizist gesagt. Die Zürcherin will schon die Bank anrufen, da wird sie doch misstrauisch. Zum Glück, denn beim Anruf handelt es sich um einen typischen Betrugsanruf (der Beobachter berichtete).

«Schockanrufe von Betrügern aus dem Ausland werden zum Massenphänomen», vermeldete der «Tages-Anzeiger» Anfang Juli. Zahlen aus dem Kanton Zürich zeigen, dass diese in den letzten Jahren stark gestiegen sind:

Daten liegen nicht in allen Kantonen vor, da Telefonbetrug in der Kriminalstatistik oft nicht separat erfasst wird. Zudem dürfte die Dunkelziffer hoch sein, denn viele Betroffene – meist ältere Menschen – melden die Anrufe aus Scham gar nicht erst.

Beim Beratungszentrum des Beobachters erkundigen sich regelmässig verunsicherte Abonnentinnen. «Die meisten beklagen sich über aggressives Telefonmarketing, es gibt aber auch Betrugsfälle», sagt Beobachter-Expertin Katharina Siegrist.

Die Maschen der Betrüger
  • «Spoofing» (vom englischen «to spoof», imitieren)
    Betrüger oder Callcenter kapern die Telefonnummern von Schweizer Firmen oder Privatpersonen. Mit diesen kommen sie mühelos an Werbeanruf-Blockern vorbei.
  • «Microsoft-Betrug»
    Die Anrufenden geben sich als Microsoft-Mitarbeitende aus und behaupten, sie hätten eine Fehlermeldung vom Computer der angerufenen Person erhalten. Um diese zu beheben, sei das Passwort nötig.
  • «Regula-Trick» oder «Enkeltrick»
    Betrüger suchen ihre Opfer anhand des Vornamens aus. Diese heissen etwa Regula oder Irene – Namen, die vor 60 Jahren gebräuchlich waren. Eine Polizistin oder ein Anwalt behauptet dann, die Tochter oder der Enkel habe einen Autounfall verursacht. Für die Kaution sei Geld nötig, sonst drohe eine Gefängnisstrafe.
  • Stimmenklau mit künstlicher Intelligenz
    Der «Regula-Trick» wird noch perfider: Eine Software bildet die Stimme einer Person nach, um deren Familienmitglieder zu täuschen. Die Sprachkopie ist überzeugend echt. Nötig sind dafür nur eine App und wenige Sekunden Audio- oder Videomaterial.

Das können Sie bei Telefonbetrug tun

Betrugsanrufe sind nicht immer leicht zu erkennen. Wichtig ist, dass sich Betroffene nicht unter Druck setzen lassen. «Geben Sie keine Passwörter preis und überweisen Sie niemals Geld. Das würde weder die Polizei noch ein Anwalt am Telefon verlangen», sagt Beobachter-Expertin Katharina Siegrist. Meist legt sich die Panik schnell, wenn Sie nach einem Schockanruf die vermeintlich verletzte Person kontaktieren.

Bei dubiosen Anrufen sollten Sie die Polizei informieren. Viele Kantone haben eine eigene Meldestelle für Telefonbetrug.

Weitere Informationen