Manchmal sind es vermeintliche Kleinigkeiten, die die Situation eines Menschen verbessern. Ein offenes Ohr an der Beobachter-Hotline zum Beispiel. Oder wenn jemand dank Einsatz des Beobachters eine aufrichtige Entschuldigung erhält von den Verantwortlichen für einen Missstand.

Doch sich zu entschuldigen, fällt dem Basler Bischof Felix Gmür offenbar schwer. Im Sommer machte der Beobachter publik,  dass der Bischof es unterlassen hatte, nach einer Missbrauchsmeldung eine kirchenrechtliche Untersuchung durchzuführen und den Fall in Rom zu melden. Mehr noch: Er schickte Tagebuchnotizen des Opfers, ihre Telefonnummer und Adresse an den mutmasslichen Täter weiter, einen Priester aus Nigeria.

Bischof Gmür schickt Akten zu Missbrauch endlich nach Rom

Nachdem der Beobachter die Versäumnisse publik gemacht hatte, reagierte Felix Gmür zwar mit einer offiziellen Mitteilung und sprach von einem «Scheitern, das nicht mehr vorkommen darf». Sexueller Missbrauch Bischof Gmür krebst zurück   Zudem schickte er nachträglich die Akten nach Rom. Er schreibt auch einen Brief an das Opfer. Leider ist dort von Einsicht oder Entschuldigung nichts zu lesen. Für die betroffene Frau bleibt unverständlich, wieso der Bischof das Verfahren gegen den mutmasslichen Täter nicht wieder aufgenommen hat.

Der Beobachter recherchiert – die Versicherung zahlt

Worte wirken. Die des Beobachters manchmal mehr als die eines Gerichts: Eine heute 56-jährige Frau aus der Ostschweiz wurde 2011 von ihrem damaligen Ehemann schwer misshandelt – ihr Leben geriet in der Folge komplett aus der Bahn. Obwohl die Gerichte der Frau Entschädigungen zusprachen, weigerte sich die Versicherung jahrelang, zu zahlen.

Als der Beobachter den Fall im Frühjahr aufgriff, löste sich die Blockade im ewigen Rechtsstreit mit Gutachten und Gegengutachten plötzlich schnell. Nur gerade eine Woche nach der ersten Kontaktnahme mit der Swica floss Geld auf das Konto des Gewaltopfers: Über 60’000 Franken an finanzieller Genugtuung bekam die Frau sofort, weitere Zehntausende Franken könnten noch folgen – sowie die Zusicherung einer IV-Rente aus der Unfallversicherung.

Einsatz für Schulwege hat sich gelohnt

Deutlich weniger Geld war nötig, um Mängel auf Schulwegen zu beheben. In den Gemeinden Goldach SG und Vorderthal SZ konnte mit 10’000 respektive 34’000 Franken die Sicherheit der Schulkinder erhöht werden. Bei der Beobachter-Aktion «Achtung Schulweg!» meldeten fast 600 Personen heikle Stellen. In Vorderthal, wo die Kinder eine unübersichtliche Hauptstrasse überqueren müssen, beschritt ein Vater den Rechtsweg, Gefährliche oder lange Schulwege Der lange Kampf um sichere Schulwege  weil der Bezirksrat seinem Anliegen kein Gehör schenkte, und zahlte dafür über 15’000 Franken aus der eigenen Tasche.

Der Beobachter und weitere Medien berichteten über den Fall. Schliesslich lenkte der zuständige Bezirksrat ein und setzte eine Reduktion auf Tempo 30 um.

«Ich bin froh, dass meine Tochter dank dem Beobachter nun sicher in den Kindergarten kommt.»

Désirée Bösch, Mutter aus Goldach SG

Auch in Goldach wies eine Mutter auf eine unübersichtliche Querungsstelle hin. Dort war bereits ein Kindergartenkind angefahren und leicht verletzt worden. Als der Beobachter über die Versuche der Mutter schrieb,  die Gemeinde zum Handeln zu bewegen, wetterte der Gemeindepräsident in einem Mitteilungsblatt: «Einen so grossen Unsinn habe ich noch selten gelesen.»

Doch der Beobachter-Artikel zeigte Wirkung: Wenige Wochen später liess man den offiziellen Schulweg verlegen und die Fahrbahn mit «Trottoirnasen» verengen. Die betroffene Mutter, Désirée Bösch, sagt: «Ich bin froh, dass meine Tochter dank dem Beobachter nun sicher in den Kindergarten kommt.»

Zürcher Kunsthaus klärt über Bührle-Vergangenheit auf

Taten folgten auch nach Recherchen über den verstorbenen Schweizer Unternehmer Emil Bührle. Der Beobachter zeigte auf, Akte Bührle – Teil 3 Die Geschäftspraktiken des Emil G. Bührle  wie der Waffenhändler in der Nachkriegszeit «versorgte» junge Frauen ausbeutete. Sie mussten in seiner Textilfabrik Zwangsarbeit leisten. Wie sie als «Fabrikmädchen» in der Industrie behandelt wurden, gleicht in vielerlei Hinsicht der Behandlung der Verdingkinder in der Landwirtschaft. 

In der Neuauflage der Bührle-Ausstellung im Zürcher Kunsthaus erfährt das Publikum nun unter dem Titel «Ausbeutung und Investitionen», Bührle-Sammlung Zürcher Kunsthaus spricht erstmals Klartext über Zwangsarbeit  was Bührle im Jahr 1954 tat. «Bührle profitiert von der staatlich geduldeten Ausbeutung dieser Arbeitskräfte, gleichzeitig profiliert er sich als Mäzen des Kunsthauses Zürich», schreiben die Ausstellungsmacher an der Wand neben den Gemälden. Zwangsarbeit war schon damals verboten.

Mehr Schutz für Minderjährige beim Alkoholkauf

Manchmal helfen Beobachter-Recherchen auch, Menschen zu schützen. Etwa beim Verkauf von Alkohol und Zigaretten übers Internet: Ein Klick auf den «Ich bin über 18»-Button genügte bislang, um Bestellungen auszulösen und die Produkte zu erhalten – selbst für Minderjährige. Online kaufen, offline saufen Test zeigt: Minderjährige können online problemlos Alkohol kaufen  

Der Beobachter hat Grosshändler wiederholt mit dem Missstand konfrontiert, den Testkäufe durch das Blaue Kreuz belegt haben. Die Händler gelobten Besserung, doch lange passierte nichts. Politische Vorstösse und Strafanzeigen erhöhten den Druck. Inzwischen haben mehrere Anbieter wirksame Alterskontrollen eingeführt. Dazu gehören Migros, Denner, Drinks.ch und Drinks of the World.

Rückblick auf die gefragtesten Themen an der Beobachter-Hotline

  • Fast 40’000-mal haben sich Ratsuchende dieses Jahr telefonisch oder per E-Mail ans Beobachter-Beratungszentrum gewandt. Die rund 30 Beraterinnen und Berater der acht Fachbereiche decken nicht nur fast alle Rechtsgebiete ab – sie haben auch ein offenes Ohr, wenn jemand in einer Krise steckt. 
  • 7000 Anfragen gingen allein zum Thema Wohnen ein. Das war der gefragteste Fachbereich. Am meisten Sorgen machten den Leuten Mängel am Mietobjekt. Etwa was zu tun ist, wenn die Heizung kaputt ist oder der Nachbar Kettenraucher ist und der Qualm durch den Boden drückt. Es gab zudem mehr Fragen zu Mietzinserhöhungen: 498, im Vorjahr waren es 114 gewesen. 
  • An zweiter Stelle steht mit über 5500 Beratungen der Bereich Konsum. Fragen wie «Was gilt, wenn der Gärtner die Hecke nicht wie gewünscht frisiert?» oder zu Premium-SMS auf der Telefonrechnung beschäftigten die Leute.
  • Über 4700 Anliegen bearbeitete der Fachbereich Familienrecht. Thema Nummer eins: das Erbrecht. 1388 Fragen betrafen Testamente, Erbverträge oder die Übertragung von Liegenschaften an die Kinder. 
  • Mehr als 4100 Anfragen erreichten die Beratenden zum Thema Arbeit. Topthema mit über 700 Anfragen ist die Kündigung.
  • Nur je eine Frage gab es zur Lehrstellensuche, den Regeln beim Überholen oder zu Glücksspielen.

SOS Beobachter: Herzlichen Dank für Ihre Spende!

Die Sammelaktion für die Stiftung SOS Beobachter ist gut angelaufen. Bis Ende Dezember gingen beim Hilfswerk 10'850 Spenden im Wert von 1,71 Millionen Franken ein, etwas weniger als in den beiden Vorjahren, in denen die Stiftung rekordhohe Spenden verzeichnete. «Ich bin überwältigt von der grossen Solidarität. Gerade in diesen sehr unsicheren Zeiten ist das alles andere als eine Selbstverständlichkeit», sagt Beat Handschin, Geschäftsleiter von SOS Beobachter. Die Stiftung ist auf Spenden angewiesen, denn mehr Spenden bedeuten, dass auch mehr Menschen geholfen werden kann, die sich in einer Notlage befinden. Und das sind immer mehr Leute in der Schweiz. Allein dieses Jahr hat das Team von SOS Beobachter 2300 Hilfegesuche bearbeitet.