Dennis Hövel, herrscht an den Schweizer Schulen ein Notstand?
Im Gegenteil, wir machen einen guten Job, das zeigen die neuesten Pisa-Daten, die hervorragenden Matheergebnisse, die überdurchschnittlichen naturwissenschaftlichen Leistungen. Hinzu kommt die tiefe Drop-out-Quote – nur wenige Jugendliche finden nach der Schule keine Anschlusslösung. Wären so viele Lehrkräfte gestresst, sähen die Resultate anders aus.


Die Lehrkräfte, mit denen ich gesprochen habe, beklagen sich über eine zunehmende Zahl von verhaltensauffälligen Kindern. 
Die psychische Auffälligkeit von Kindern und Jugendlichen ist seit 70 Jahren stabil. Wir sprechen von 20 Prozent. Früher wie heute. Was sich verändert hat, ist der gesellschaftliche Druck, diese 20 Prozent volkswirtschaftlich «zu verwerten». Stichwort Knappheit in der AHV, Knappheit auf dem Arbeitsmarkt. Diese Anspruchshaltung, alle mitzunehmen und später in den Arbeitsmarkt zu integrieren, könnte Druck bei den Lehrkräften erzeugen.

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