Der Schlangenmann aus Egg bei Zürich ist ein optischer Verschnitt aus Indiana Jones und Crocodile Dundee. Inmitten seiner 200 Schlangen, Spinnen, Echsen, Krokodile, Skorpione und Äffchen fühlt sich Marc Jaeger wohl. Er kennt alle Namen seiner Tiere, jede Schlafposition, weiss, wie sie angefasst werden wollen und wann man sich ihnen besser nicht nähert. Jaeger hat die grösste Giftschlangensammlung Europas.

Heute steht der 38-Jährige hinter der Kasse seiner «ReptilEXPO.ch» in Egg – als Kind hatte er vor seinem Zimmer eine Dose mit der Aufschrift «Futterkasse» aufgestellt. Jeder Gast konnte etwas spenden, wenn er durch Jaegers Revier lief, in dem statt Burgen Terrarien standen und anstelle von Playmobilfiguren Schlangen, Spinnen, Skorpione und Echsen hausten.

«Bald kannte ich jede Schlange»

Mit dem Vater auf Grosswildjagd in Afrika, kam Jaeger schon als Dreijähriger mit exotischen Tieren in Kontakt. Wenige Jahre später hatten Jaegers ihre erste Schlange zu Hause, bald die zweite, und für jede gute Schulnote bekam er eine weitere. Bücher über Schlangen verschlang er schon, bevor er lesen konnte: «Die Eltern zeigten mir Bilder und lasen mir vor – bald kannte ich jede Schlange im Buch auswendig.»

Wissen ist das Wichtigste bei der Haltung von Exoten, sagt der Fachmann. Zu oft würden Schlangen aus einer Laune heraus gekauft, weil jemand sich ein «cooles» Tier wünsche. Die tiefen Preise förderten das zusätzlich, ärgert sich Jaeger. Der Schock kommt dann meist später, wenn der unwissende Halter viel Geld für UV-Lampen, Strom und Futter ausgeben muss. «Wer sich aber ausreichend mit dem Tier auseinandersetzt und weiss, worauf er sich einlässt, für den ist eine Schlange ein super Haustier – macht keinen Lärm, braucht nicht übermässig viel Platz, muss nur einmal die Woche gefüttert werden und hat keine Haare, die Allergien auslösen.»

Quelle: Christian Schnur

Seine Frau hat noch nie eine Vogelspinne berührt. Und das findet Bastian Rast auch in Ordnung. «Wer ein Tier zum Streicheln und Herumzeigen will, soll sich einen Hamster kaufen. Vogelspinnen hingegen sollte man ihre Ruhe lassen und sie möglichst selten berühren», erklärt der Hobby-Arachnologe. 500 haarige Achtbeiner hat er mittlerweile zu Hause – mehr als 50 davon sind ausgewachsene Tiere. Namen haben sie keine. Bis auf eine: Madame Mim. Das war die Idee seiner Frau.

Rast selbst benutzt hingegen stets die wissenschaftlichen Namen. Der 28-jährige Kantonspolizist aus Neuenhof will mit den Spinnen nicht etwa seine Mitmenschen schrecken oder als besonders harter Kerl wirken. Er hat sich seine Haustiere vor allem aus Neugier angeschafft: «Ich kann Spinnen stundenlang beobachten und mich mit ihren Verhaltensweisen beschäftigen.» Mit herkömmlichen Haustieren seien seine Mitbewohner kaum zu vergleichen, schon deshalb nicht, weil sämtliche Versuche, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen, unerwidert bleiben.

Fachsimpeln am Spinnenstammtisch

Umso mehr Zeit verbringt Bastian Rast damit, sich neues Wissen über seine Exoten anzueignen und es an andere Vogelspinnenhalter weiterzugeben. Vor fünf Jahren gründete er deshalb den Vogelspinnenstammtisch. «Als ich meine erste Spinne kaufte, war es schwierig, an Informationen zu kommen. Das wollte ich ändern», erklärt Rast. Und das Interesse ist vorhanden. 25 Vogelspinnenhalter aus der ganzen Schweiz treffen sich regelmässig, um sich über ihre Tiere auszutauschen, Fragen zu stellen und Neues zu lernen. Damit die am Stammtisch gesammelten Informationen nicht verlorengehen, hat Bastian Rast zudem eine Internetseite für Vogelspinnenhalter kreiert.

Rast selbst ist mittlerweile zum Vogelspinnenexperten avanciert, hilft immer wieder bei Forschungsarbeiten oder Maturaprojekten und geht sogar hie und da mit einer Spinne in den Schulunterricht, wenn ein Schüler einen Vortrag hält. 

Quelle: Christian Schnur

Am tückischsten sind die Heuschrecken. Eine falsche Bewegung, und die Tiere verfangen sich in Silvia Michels Haaren. Dabei wären die Hüpfer eigentlich für die Bartagamen-Dame Devi gedacht, die sofort hervorkriecht, kaum merkt sie, dass es Fressen gibt. «Die Insekten richtig anzufassen hat anfangs etwas Überwindung gekostet», erzählt Michel, die sich vor sieben Jahren ein Bartagamen-Pärchen zugelegt hat. Es war eine Freundin, die Jungtiere abzugeben hatte. Kaum hatte Michel die Echsen gesehen, war es um sie geschehen. «Ich konnte gar nicht anders, als sie zu nehmen», schwärmt die 25-Jährige. Zum Glück hatte sie sich in ein Schuppentier verguckt. Ausser Michel selbst leiden nämlich alle in ihrer Familie an einer Tierhaarallergie. 

Vor dem grossen Tag, an dem die junge Frau die Reptilien abholen durfte, hiess es allerdings erst einmal: lesen, lesen, lesen. Sämtliche Informationen, die für den Echsen-Neuling relevant waren. So auch das wichtige Detail, dass die exotischen Haustiere bis zu 20 Jahre alt werden können. «Dessen muss man sich bewusst sein, bevor man sich für Bartagamen entscheidet.»

«Primär wollen sie fressen»

Auch die Anschaffungskosten sind nicht ganz ohne. Rund 1500 Franken gab Michel für Terrarium, Wärmelampen, Sand, Steine, Futter und die Tiere selbst aus. Ist die Grundausstattung erst einmal vorhanden, hält sich der finanzielle und zeitliche Aufwand in Grenzen. «Regelmässig Essensreste und Kot aus dem Terrarium nehmen und halbjährlich den Sand komplett erneuern. Damit hat es sich», erklärt Michel.

Obschon die Tiere gut ohne den Menschen auskommen und nur eine geringe Bindung aufbauen können, verbringt Michel gern Zeit damit, ihre Echsen an sich zu gewöhnen. Nicht ganz einfach, aber auch nicht unmöglich. Mittlerweile reagieren die Tiere auf ihre Stimme. «Na ja, man darf sich keine Illusionen machen. Primär hoffen sie darauf, etwas zu fressen zu bekommen. Der Mensch ist ihnen dabei wohl ziemlich egal.» Michel nimmts mit Humor. 

Quelle: Christian Schnur

Nenzlingen, ein verschlafenes Dorf in idyllischer Landschaft. Grillen zirpen, Kühe grasen und – Kängurus hüpfen. Dank Jeanette Egli gibt es in Baselland 500 Quadratmeter Australien. Neun Kängurus und ihre Jungen haben den Vorgarten von Eglis Einfamilienhaus fest im Griff. Zu ihren ersten Beuteltieren kam die 54-Jährige wie die Jungfrau zum Kind. Eine Bekannte aus der Zirkusbranche wanderte aus und wusste nicht, wohin mit ihrem Känguru-Pärchen. Egli, die seit ihrer Jugend beim Zirkus arbeitet und Tiere gern hat, konnte nicht anders und nahm die zwei bei sich auf.

Von da an war Egli nicht nur Mutter von zwei Kindern, sondern trug auch regelmässig ein Känguru-Baby mit sich herum. «Es entwickelte sich eine Eigendynamik. Verschiedene Privathalter, aber auch Zirkusse und Zoos meldeten sich, wenn sie Jungtiere hatten, die sie nicht aufziehen konnten.»

Plötzlich guckt ein Fuss aus dem Pullover

Für Egli gab es nur eins: Wickeltuch umbinden und rein mit dem Känguru-Baby. Besonders kompliziert wurde es, wenn sie in die Stadt oder zur Arbeit fuhr. «Stress kann für Kängurus tödlich sein. Also musste ich die Jungtiere vor neugierigen Blicken schützen», erzählt Egli. Ein grosser Pullover sollte das Problem lösen. Als sich Eglis vermeintlicher Babybauch einmal heftig zu bewegen begann und dann auch noch ein felliger Fuss aus dem Pullover guckte, wurde es ihrer Mitfahrerin im Bus zu bunt. Sie starrte sie entgeistert an und fragte, was sie da unter ihrem Pullover verstecke. «Solche Momente sind herrlich», strahlt Egli. «Die Leute rechnen mit allem, nur nicht mit einem Känguru.»

Doch die Haltung von Kängurus ist aufwendig. Neben einer Haltebewilligung und einem Sachkundenachweis brauchen fünf Tiere mindestens 250 Quadratmeter Auslauf. Die Kängurus sollten zudem ausreichende Rückzugsmöglichkeiten haben. Auch ihr Appetit kann einen Haufen Geld verschlingen. Ob sich der Aufwand lohnt, ist für Egli keine Frage. Sie und ihre Kängurus gehören einfach zusammen.

Quelle: Christian Schnur

Es war eine Fernsehreportage, in der Monica Hermann zum ersten Mal von Minipigs – also von Minischweinen – hörte. «Die will ich», dachte sich Hermann damals. Und sie bekam sie – allerdings erst, nachdem sie bei ihrem Mann mehrere Wochen Überzeugungsarbeit geleistet hatte. Rocky und Mila sind mittlerweile zwei Jahre alt und wohnen in Hermanns Garten im luzernischen Pfeffikon.

Täglich verbringt die 57-Jährige rund zwei Stunden bei ihnen im Gehege, füttert sie und spricht mit ihnen. «Minipigs sind sehr selbständige Tiere, aber ich beschäftige mich eben gerne mit ihnen», erklärt sie. Kein Wunder, dass Mila und Rocky zu ihr rennen, kaum ruft sie ihren Namen.

Als Bauerntochter ist Hermann früh mit Schweinen in Kontakt gekommen und hat schnell gemerkt, wie intelligent und zutraulich die Tiere sind. «Als kleines Mädchen habe ich einmal mein Bäbi aus dem Kinderwagen geworfen und ein Säuli reingelegt, weil ich das viel herziger fand», erinnert sie sich.

Ein Highlight für kleine Kinder

Diese Faszination für Borstentiere hat sie nicht nur an ihre Kinder, sondern mittlerweile sogar an ihre zwei Grosskinder weitergegeben. «Zu den Minipigs zu gehen ist für meine Kinder und Enkel immer wieder ein Highlight, wenn sie zu Besuch kommen», verrät die stolze Grossmutter.

Pro Minipig braucht es mindestens 25 Quadratmeter eingezäunte Fläche. Darüber hinaus hält sich der finanzielle Aufwand in Grenzen. Für das Futter muss Monica Hermann je nach Jahreszeit bloss 50 bis 100 Franken monatlich ausgeben. Die Tiere sind nämlich nicht nur niedlich, sondern auch praktisch: Tischabfälle wie hartes Brot und Gemüsereste sind für sie ein Leckerbissen. «Vor allem im Sommer, wenn im eigenen Garten viel gedeiht, muss ich kaum zusätzliches Futter kaufen», erklärt Hermann. Mittlerweile sind ihre Schweinchen im ganzen Dorf bekannt. So bringen Nachbarn immer wieder Essensreste vorbei, um bei dieser Gelegenheit die Säuli zu beobachten und zu streicheln.