Ein schwarzes Toypudeli muss es sein!» Mit der klaren Vorstellung von ihrem künftigen Vierbeiner antwortete Elsbeth Sidler auf ein Zeitungsinserat, in dem solche Hundebabys samt Stammbaum angeboten wurden. Zwar seien unzählige Hunde in der Wohnung der Züchterin rumgewuselt, und unangenehm gerochen habe es auch, erzählt die Wilerin. Dennoch kaufte Sidler einen der Welpen für stolze 1600 Franken.

Ein völlig überrissener Preis, denn wie sich später herausstellte, war der Stammbaum, den Sidler nach dreimaligem Nachfragen Wochen später per Post erhielt, wertlos: Die Papiere werden vom Dachverband der Schweizer Hundezüchter, der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft (SKG), nicht anerkannt.

Für die Zucht kommt ein «papierloser» Hund nicht in Frage, weil der Stammbaum, auch Ahnentafel oder Pedigree genannt, über die genetische Herkunft des Tieres Auskunft gibt zwingende Informationen für die Zucht. Zudem ist ein Tier ohne Pedigree mehrere hundert Franken weniger wert als eines mit. Doch damit nicht genug: Beni, so taufte Elsbeth Sidler ihr Toypudeli, hatte auch noch Ohrmilben, eine vererbte Kniescheibenerkrankung und eine wunde Stelle am Rücken. Zum überrissenen Kaufpreis kamen schliesslich noch Arztkosten von knapp 180 Franken hinzu.

Haustiere nicht auf Märkten kaufen

«Ich bin eben ganz naiv und gutgläubig an die Sache herangegangen», sagt Sidler. Diese Unwissenheit machen sich unseriöse Hundezüchter und -händler zunutze. Denn wer sich mit Hunden und dem Züchten von Rassetieren auskennt, hätte sich angesichts der Umstände von dieser Züchterin schnell und ohne Hund verabschiedet.

Delia Bettinaglio aus Wettingen erging es beim Kauf ihres Hundes ähnlich. Auch ihr Apricot-Pudel Pulce ist «papierlos». Dies obwohl im Inserat stand, der Welpenrüde besitze einen Stammbaum. Auch hier die Ausrede der Züchterin: Die Papiere seien noch nicht bereit, sie werde sie per Post nachschicken. Der Ahnenpass, der mit zwei Wochen Verspätung bei Bettinaglio eintraf, ist laut Auskunft der SKG «völlig wertlos». «Solche Fälle sind fast unser täglich Brot», erklärt SKG-Präsident Peter Rub.

«Weit über die Hälfte der Inserate, die in einschlägigen Publikationen wie der Tierwelt erscheinen, sind unseriös», sagt Tierfürsorgerin Cristina Ricciardi vom Tierschutzbund Zürich. Besser ist es daher, sich vorgängig bei der SKG eine Liste der anerkannten Züchter zu besorgen. «Hände weg vom Hundekauf auf Raststätten, in Bahnhöfen oder auf Märkten!», warnt zudem SKG-Präsident Rub.

Seriöse Züchter erkennt man nicht zuletzt daran, dass sie sich dafür interessieren, unter welchen Bedingungen das Tier künftig leben wird. Wenn man den Hund schon nach einem kurzen Verkaufsgespräch sofort mitnehmen kann, liegt der Verdacht nahe, dass es sich um einen unseriösen Hundehändler handelt.

Obwohl die Pudelliebhaberinnen übers Ohr gehauen wurden, haben sie ihre vierbeinigen Gefährten dennoch lieb gewonnen. Elsbeth Sidler und Delia Bettinaglio würden sich jedenfalls nicht mehr von ihren Lieblingen trennen trotz fehlendem Stammbaum und hohen Arztkosten.

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