Es war ein sehr kalter Morgen Ende Februar in Zürich-Kloten. Agnes Hergers Flug nach Teneriffa sollte um 6.05 Uhr starten, was eine eingefrorene Toilette aber verhinderte. Erst mit zwei Stunden Verspätung landete der Flieger auf der Ferieninsel.
Agnes Herger eilte sofort zur Autovermietung und wollte ihren Mietwagen in Empfang nehmen, den sie per Internet gebucht hatte. Doch die Mitarbeiterin bei der Autovermietung Interrent winkte ab: Der Wagen sei bereits weitervermietet, schliesslich sei die Kundin viel zu spät gekommen. Sie könne warten, bis ein ähnliches Modell verfügbar werde.
Herger war fassungslos. «Schliesslich hatte ich das Auto bereits bezahlt!» Auch nach stundenlangem Warten konnte man ihr keinen Ersatz anbieten. Die einzige Option war: ein anderes Auto mieten, noch mal zahlen. Nach längeren Diskussionen liess sich die Schwyzerin darauf ein. «Ich sah keine andere Möglichkeit.» Schrecklich aufgeregt habe sie sich – vor allem, weil ihr die Vermietung einen schlechteren Vertrag anbot. Sie zahlte mehr und war schlechter versichert.
Probleme mit Autovermietungen gebe es immer wieder, sagt Sara Stalder von der Stiftung für Konsumentenschutz. «Manchmal sollen Kunden vor der Schlüsselübergabe weitere Gebühren zahlen. Und der im Internet gefundene vermeintlich tiefe Preis stimmt nicht mehr.»
Wer im Netz bucht , muss darauf achten, was im Tarif inbegriffen ist und was nicht. Idealerweise liest man auch die Mietbedingungen genau durch – sie sind von Land zu Land unterschiedlich. «Das ist in der Praxis schwierig», weiss Stalder. «Im Ausland sind die allgemeinen Geschäftsbedingungen nicht immer auf Deutsch erhältlich.» Zudem seien sie oft gut versteckt. Stalder empfiehlt, vor der Buchung im Netz nach Erfahrungen anderer Reisender zu suchen. «In Foren wird man oft fündig.»
Worauf sollte man achten, wenn man ein Mietauto für die Ferien im Ausland buchen möchte? Beobachter-Abonnenten erhalten in der Checkliste «Mietwagen im Ausland» weitere Tipps, wo man sparen kann und wo versteckte Gebühren lauern.
Wichtig ist auch, bei Online-Buchungen die Ankunftsinformationen anzugeben. Wenn man mit Flugzeug oder Bahn anreist, sollte man unbedingt die Flugnummer oder die Ankunftszeit eintragen. Der grösste Teil der Vermietungen hat dafür ein Feld vorgesehen.
Die meisten Mietagenturen warten bis zu einer Stunde nach der tatsächlichen, allenfalls auch verspäteten Ankunft eines Flugzeugs oder Zugs. Schliesslich trifft den Kunden keine Schuld an der Verzögerung, und oft kann er die Vermietung nicht einmal informieren. Wer kann, soll es jedoch möglichst tun.
Auch Agnes Herger hatte bei der Buchung auf Teneriffa ihre Flugnummer angegeben. Dennoch vergab Interrent ihren Wagen an einen anderen Kunden. «Ich traf weitere aufgeregte Kunden, denen das Gleiche passiert war», sagt Herger.
Interrent ist ein Tochterunternehmen von Europcar. Die Geschäftsbedingungen von Interrent in Spanien sprechen für Herger. «Wenn Sie uns Ihre Flugdetails bekanntgeben, werden wir bis zu einer Stunde nach dem offiziellen Schalterschluss auf Sie warten», heisst es dort auf Englisch. Der fragliche Flug traf am Vormittag ein, der Schalter wäre also noch sehr lange geöffnet gewesen. Das Verfahren zur Geldrückerstattung läuft.
«Es ist wichtig, das Auto bei der Übernahme genau anzuschauen.»
Doris Huber, Beraterin beim Beobachter
Ärger mit der Automiete hatte auch der Fotograf Michael Würtenberg, als er im März mit Easyjet von Basel nach Kopenhagen flog. Weil es so einfach schien, buchte Würtenberg mit dem Flug auch ein Auto für zehn Tage. Die Abwicklung sollte über Europcar erfolgen. Er plante, von Dänemark aus nach Südschweden zu fahren, wo noch ziemlich viel Schnee lag.
Überraschung jedoch am Flughafen in Kopenhagen, wo es bitterkalt war: Der Europcar-Mitarbeiter eröffnete dem Schweizer, das gemietete Auto sei nicht mit Winterreifen ausgerüstet. Die brauche er aber für Schweden dringend – das koste 10 Euro zusätzlich pro Tag. «Ich wies darauf hin, dass wir uns in Nordeuropa befinden und die Jahreszeit Winter heisst. Dass es also erstaunlich sei, ein Auto ohne Winterreifen zu bekommen», sagt Würtenberg. Als er das Auto online gebucht hatte, war ihm kein Zusatz für Winterreifen oder eine entsprechende Warnung begegnet.
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Schliesslich bekam er bei der Konkurrenz ein Auto – mit Winterreifen. Von Europcar verlangte er das Geld zurück. Doch die Autovermietung verwies ihn an die Airline. Diese spielte den Ball umgehend zurück. «Ich rate jedem, direkt bei der Vermietung zu buchen, damit wenigstens die Zuständigkeiten geklärt sind», sagt Würtenberg. Nach einigen wütenden E-Mails hat er sein Geld zurückbekommen.
Martin Helg von Europcar Schweiz sagt zur Sache: «In Dänemark sind Winterreifen nicht obligatorisch.» In Schweden allerdings schon, deshalb müssten die Kunden für diesen Zusatz zahlen. Nicht alle Vermietungen handhaben das so. Deshalb lohnt es sich, bei der Buchung die Bedingungen für die jeweilige Destination bei den verschiedenen Anbietern zu vergleichen.
Immer wieder kommt es mit Autovermietern auch zu Auseinandersetzungen, weil man Kunden für Schäden verantwortlich machen will. «Es ist wichtig, das Auto bei der Übernahme genau anzuschauen und bestehende Schäden und Kratzer zu dokumentieren – respektive, sich diese im Vertrag bestätigen zu lassen», sagt Doris Huber vom Beratungszentrum des Beobachters. Am besten fotografiere man sie mit dem Handy. Genauso entscheidend sei es, bei der Rückgabe an Ort und Stelle darauf zu bestehen, dass ein Mitarbeiter das Auto kurz inspiziert und bescheinigt, dass alles in Ordnung ist. «Manchmal muss man ein bisschen insistieren, aber das lohnt sich.»
Die Stiftung für Konsumentenschutz empfiehlt bei Auslandsmieten zudem den Abschluss einer Vollkasko-Versicherung, um sich vor finanziellen Forderungen zu schützen. Wer in den USA ein Auto mietet, muss unbedingt darauf achten, dass die Haftpflicht (Liability) eingeschlossen ist. Schadensforderungen bei Unfällen können in den Staaten astronomische Höhen annehmen.
Es lohnt sich auch, Besonderheiten abzuklären. Solche, die Verkehrsvorschriften betreffen. Oder Gegenstände, die man im Auto mitführen muss – zum Beispiel eine orange Weste. In Skandinavien gelten sehr tiefe Promillegrenzwerte. Sie zu überschreiten, kann sehr schnell sehr teuer werden.
1 Kommentar
Das Automieten ist nicht nur im Ausland ein Risiko. Wenn man sich mal die Mühe macht das Kleingedruckte in den Verträgen genau zu lesen, dann findet man viele Sachen mit Risiko z. B. Selbstbeteiligunssätze von 10.000 CHF oder zusätzliche Kosten, die man oft erst bei Rückgabe zahlen muss wie z. B. der Trick mit dem Volltanken.