Beobachter: Pharmafirmen veröffentlichen ihre Geldzahlungen an Ärzte und Spitäler. Allerdings werden diese Daten ganz unterschiedlich präsentiert, und Laien haben Mühe, herauszufinden, ob ihr Arzt Geld erhalten hat oder nicht. Ist das Absicht?
Peter C. Gøtzsche: Diese Praxis hat nur ein Ziel: Die Pharmaindustrie will verhindern, dass die Medien darüber schreiben. Wer herausfinden will, ob ein bestimmter Arzt Geld einer Pharmafirma erhalten hat, gibt auf. Die Suche ist viel zu mühsam. Die Pharmaindustrie hat es geschafft, ihr eigenes Transparenzsystem unbrauchbar zu machen.


Letztes Jahr überwiesen in der Schweiz 60 Firmen über 187 Millionen Franken an Ärztinnen und Ärzte, Apotheker, Spitäler, Patientengruppen und andere Organisationen des Gesundheitswesens. Ist das wirklich nötig?
Aus meiner Sicht sind diese Geldüberweisungen eine Art von Korruption. Es ist für mich beängstigend, wie viele Ärzte auf der Lohnliste von Pharmaunternehmen stehen. Allein der Umstand, dass so viele Ärzte als Berater tätig sind oder in einem Beirat einer Firma sitzen, macht klar: Diese Unternehmen versuchen, die Ärzte zu korrumpieren. Pharmaunternehmen benötigen gar nicht derart viele Ratschläge und Beratungsdienstleistungen von Ärzten.