Klar ist: Wer unter dicker Luft in der Firma leidet, sollte aus eigenem Interesse etwas dagegen unternehmen. Unkollegiales Verhalten kann man nur beheben, wenn man es nicht schluckt, sondern klar zum Ausdruck bringt, dass man es nicht akzeptiert.

Erfahrungsgemäss lassen sich die problematischen Kollegen in vier Kategorien einteilen: die Bürodrachen, die Jammerer, die Karrieristen und die Faulenzer. Fachleute betonen aber, dass das Verhalten von Menschen am Arbeitsplatz nicht gottgegeben ist, sondern stark vom Umfeld beeinflusst wird. Jemand kann im Team beispielsweise die Rolle eines Jammerers einnehmen, in einer anderen Gruppe verhält sich die gleiche Person aber vielleicht ganz anders.

Niemand ist also dazu verdammt, seiner Umgebung permanent auf die Nerven zu gehen. Zwar verändern sich persönliche Eigenschaften nicht so schnell, Verhaltensweisen in der Gruppe lassen sich aber erlernen. Und das sind die Strategien:

Gegen Bürodrachen

Wer neue Kollegen schon am ersten Arbeitstag mit abschätzigen Sprüchen eindeckt, hat die Bezeichnung Bürodrachen verdient. Oft sind dies Menschen, die ihr lädiertes Selbstwertgefühl aufbessern wollen, indem sie andere abwerten. Verzichten Sie auf bissige Retourkutschen, denn damit wird das Selbstwertgefühl von aggressiven Personen nur noch stärker beeinträchtigt. Stattdessen empfehlen Experten, kühlen Kopf zu bewahren und dem Bürodrachen Signale der Anerkennung zu senden: Zeigen Sie ihm, dass Sie sich für seine Arbeit und für seine Person interessieren, und nehmen Sie auf Empfindlichkeiten auch einmal Rücksicht.


Ein weiterer Punkt, den es zu bedenken gilt: Vielleicht ist dem Absender sarkastischer Bemerkungen gar nicht bewusst, was er damit auslöst. Möglicherweise sieht der Bürodrachen in seinem Opfer seinerseits eine Bedrohung. Dann muss man ihm signalisieren: Ich bin nicht daran interessiert, dich zu bedrohen, ich möchte nur meinen Job machen.

Gegen Jammerer

Das gemeinsame Jammern über echte und vermeintliche Probleme am Arbeitsplatz gehört häufig zum guten Ton. Wer aber eigentlich gar nichts zu beklagen hat, läuft Gefahr, als Streber ausgegrenzt zu werden. Zunächst sollte man zuhören und Verständnis für die Nöte der Jammerer ausdrücken. Aber halten Sie sich mit voreiligen Ratschlägen zurück. Die anderen werden Ihnen möglicherweise nur beweisen, dass Ihr Vorschlag unmöglich funktionieren kann.


Zu stellen ist auch die Frage nach dem Grund des Gejammers. Vielleicht werden in einem Unternehmen Sparmassnahmen durchgeführt, dann sind die Klagen verständlich. Wem es aber auf die Nerven geht, dass um des Nörgelns willen genörgelt wird, dem sei empfohlen, einen Mittelweg zwischen unkritischem Mitmachen und dem Verweigern des Mitjammerns zu suchen. So können die Zufriedenen der Ausgrenzung vorbeugen.

Gegen Karrieristen

«Bin ich denn der Einzige, der in diesem Laden arbeitet?» Mit solchen Sprüchen treiben übertrieben Ehrgeizige ihre Umgebung zur Weissglut. Doch wer so etwas sagt, ist sich vielleicht gar nicht bewusst, was er damit bewirkt. Ratsam ist, dem Karrieristen zu sagen, warum einen die Frage ärgert – und mit einer Gegenfrage zu kontern: «Hast du den Eindruck, ich mache nichts?»


Eine Firma, die aggressives Verhalten mit Erfolg belohnt, fördert Ellbogentypen. Manchmal sind die Mechanismen, die in einem Betrieb ablaufen, schwierig zu durchschauen. Wenn immer die gleichen Leute gelobt werden, können sich die Übergangenen dazu genötigt fühlen, ihr Selbstwertgefühl aufzupolieren, indem sie andere abwerten.

Gegen Faulpelze

Das exakte Gegenteil zu den Karrieristen sind die Kollegen, die sich ein gemütliches Leben machen, während sich die anderen Teammitglieder umso mehr abrackern müssen. Primär liegen die Aufsichtspflicht und das Kontrollrecht beim Vorgesetzten. Aber falls er von sich aus nichts unternimmt, dürfen Sie ihn durchaus auf die ungleichen Massstäbe aufmerksam machen. Das hat nichts mit Verpetzen zu tun.


Wer den Chef nicht einschalten will, kann den gemütlichen Kollegen direkt auf die Aufgabenteilung ansprechen. Dies aber auf sachliche Art, damit der Angegriffene sein Gesicht wahren kann. Etwa so: «Ich stelle fest, dass ich oft Überzeit mache. Du hingegen scheinst noch Reserven zu haben.» Genau wie übertriebener Ehrgeiz kann auch mangelnde Motivation eine Folge der Arbeitsbedingungen sein. Wenn zum Beispiel in einer Firma keine Aufstiegsmöglichkeiten geboten werden, trägt das dazu bei, dass jemand resigniert.

Generell sollte man bei Knatsch unter Arbeitskollegen flexibel reagieren und sich nicht auf eine einzige Strategie beschränken. Je nach Situation kann es sinnvoll sein, sich durchzusetzen oder nachzugeben. Wer blind zurückschlägt, trägt in den meisten Fällen dazu bei, dass der Konflikt eskaliert.