Beobachter: 17-Jährige können nicht mal mehr eine Salatsauce zubereiten, klagen Hauswirtschaftslehrerinnen. Und Sie haben den Hauswirtschafts-Internatskurs, die sogenannte Rüebli-RS, abgeschafft. Wieso?
Regine Aeppli: Ein 17-Jähriger kann derartige hauswirtschaftliche Defizite auch in einem dreiwöchigen Internatskurs nicht nachholen.

Beobachter: Aber geht es nicht auch darum zu zeigen: «Hey, Hauswirtschaft ist uns wichtig, deshalb behalten wir sie im Lehrplan!»?
Aeppli: Es geht hier nur um die zwölf Prozent aller Schülerinnen und Schüler, die das Langzeitgymnasium besuchen. Die anderen 88 Prozent haben ein Jahr lang Hauswirtschaftsunterricht an der Sek, dem kann ich sehr viel mehr Sinn abgewinnen.
Beobachter: Die Husi sei «nice to have», sagten Sie. Herzig, aber unnötig. Was entgegnen Sie, wenn viele Leute das als akademikerhaft, als von oben herab empfinden?
Aeppli: Dann sage ich: Mittelschulen haben den Auftrag, die Schüler zur Hochschulreife zu führen. Hauswirtschaft ist in der Maturitätsverordnung nicht vorgesehen. Ich besuchte auch keine Husi und führe seit 30 Jahren einen Haushalt. Meine Familie und meine Gäste attestieren mir, dass ich gut koche. Ich kann auch die Maschinen im Haushalt bedienen, was zeigt, dass es auch ohne Husi geht.

Beobachter: Zählen denn heutzutage nur noch schulische Leistungen und harte Fächer wie Mathematik und Physik?
Aeppli: Überhaupt nicht. An den Mittelschulen wird grosser Wert auf Gemeinschaftspflege gelegt. Denken Sie an die Gesangschöre, Theatergruppen und Orchester, die es an den Mittelschulen gibt.

Beobachter: In der Zwischenzeit haben Sie bereits das Husi-Mobiliar verscherbelt. Nun müssen Sie es teuer wieder einkaufen. Wie konnten Sie den Widerstand so unterschätzen?
Aeppli: Ich musste nicht damit rechnen, dass die SVP, die immer neue Sparmassnahmen verlangt und die Steuern senkt, plötzlich sagt: 4,2 Millionen jährlich für die Husi - was ist das schon? Wenn das Geld fehlt, muss man Prioritäten setzen und nicht einfach Schulden anhäufen. Dass meine eigene Partei für die Beibehaltung der Husi ist, wusste ich. Die SP war immer gegen Steuersenkungen und Sparen in der Bildung.

Beobachter: Gäbe es Alternativen zur Husi, um die Jungen für Hauswirtschaft zu interessieren?
Aeppli: Es interessieren sich doch enorm viele Junge fürs Kochen. Ich beobachte das an meinen eigenen zwei Kindern. Wir haben die Abmachung, dass jedes einen Abend unter der Woche kocht. Sie müssen auch ihre eigene Wäsche waschen. Es ist viel nachhaltiger, wenn die Kinder das zu Hause lernen und üben.

Beobachter: Eines Ihrer Hobbys ist auswärts essen, steht auf Ihrer Homepage. Kochen zu Hause immer Ihre Kinder?
Aeppli: Mein Mann und meine Kinder kochen unter der Woche - ich am Wochenende, weil ich nur dann Zeit habe.

Quelle: Christine Bärlocher