«Elle a écrit, il est allé, tu as fini», sagt Laura und füllt die Lücken auf dem Übungsblatt aus. «Très bien», lobt die Nachhilfelehrerin und nickt zufrieden. Das «passé composé» sitzt. Ein Mal pro Woche hat Laura Einzelunterricht in Deutsch und Französisch. «Für mich war es die einzig richtige Entscheidung», sagt die 16-Jährige. In der Regelschule habe sie sich oft nicht getraut, Fragen zu stellen, wenn sie nicht mitkam. «Ich hatte das Gefühl, dass alle anderen es längst begriffen hatten und ich mit meinen Fragen nur den Unterricht aufhielt.» Das Resultat: schlechte Noten, wenig Motivation. Statt zu resignieren, entschloss sich Laura für Stützunterricht in ihren zwei Problemfächern.

So wie Laura geht es vielen Schülerinnen und Schülern in der Schweiz.

Kurzfristig und zielgerichtet

Sinnvoll ist das Pauken beim Privatlehrer jedoch längst nicht immer. Nachhilfe sollte stets nur kurzfristig und dann eingesetzt werden, wenn ein Kind beispielsweise viel Schulstoff verpasst hat, weil es länger krank war. Oder wenn es sich aufgrund familiärer Probleme nur schlecht konzentrieren kann. Oder wenn es neu zugezogen ist und bisher nach anderen Lehrbüchern unterrichtet wurde.

Wenn ein Kind regelmässig die Hausaufgaben nicht bewältigen kann, sollte das stutzig machen. In diesem Fall wäre es wichtig, dass die Eltern das Gespräch mit dem Lehrer suchen. Hausaufgaben sollten eigentlich - abgesehen von der elterlichen Unterstützung - ohne Hilfe von aussen lösbar sein. Nachhilfe soll keinesfalls zur Dauereinrichtung werden. Das kann das Kind überfordern, weil ihm so das Gefühl vermittelt wird, nie zu genügen.

Am häufigsten beanspruchen Schülerinnen und Schüler Nachhilfeunterricht nach schulischen Übertritten, etwa von der Unter- in die Oberstufe, wenn sie mit der neuen Situation und den neuen Fächern noch nicht zurechtkommen. Manche setzen Nachhilfe auch vor dem Übertritt ein, um auf eine höhere Stufe zu gelangen, als die bisherigen Noten es zulassen würden. Doch dies birgt die Gefahr, das Kind in einen Bildungsgang zu zwingen, der ihm womöglich gar nicht entspricht. Einer positiven beruflichen Zukunft steht dies eher im Weg, als dass es sie fördert. Wer permanent überfordert ist, hat weder in der Schule noch bei der Arbeit Spass - was sich negativ auf die Leistung auswirkt.

Eltern ist es manchmal peinlich

Kinder sollten nur dann Nachhilfestunden besuchen, wenn sie wie Laura in einzelnen Fächern oder schulischen Teilgebieten nicht mitkommen. Die konkreten Schwächen gilt es vorher mit dem Klassenlehrer abzuklären. Eltern ist es manchmal peinlich, wenn ihre Kinder dauernd schlechte Noten heimbringen. Sie sollten aber unbedingt die Lehrperson darauf ansprechen und gemeinsam eine Lösung suchen. Die Lehrperson sieht das betroffene Kind im Vergleich zum Rest der Klasse und kann objektiver über dessen Schwächen und Leistungsvermögen urteilen. Wichtig ist auch, dass Eltern Kinder nicht zur Nachhilfe zwingen: Das bringt nichts.

Der Einsatz hat sich gelohnt

Bei Laura blieb der Erfolg niemandem verborgen: «Meine Klassenkameraden fragten mich, was los sei mit mir, weshalb ich plötzlich so gut sei in der Schule», erzählt Laura lachend. Ihr Einsatz und Durchhaltewille haben sich gelohnt: Vor kurzem hat sie die Aufnahmeprüfung an die Wirtschaftsmittelschule bestanden - obwohl man ihr in der Schule schlechte Prognosen gestellt hatte. Die Zeit der Nachhilfe ist für sie nun abgeschlossen. Doch Laura ist zuversichtlich, dass sie das erreichte Niveau auch ohne Stützunterricht halten kann.

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