Margrit Steiner erinnert sich an jenen Sommertag, als wäre es gestern gewesen. Vor fünf Jahren stand plötzlich ein Ingenieur der BLS-Bahn samt Anwalt mitten in ihrem blühenden Garten und sagte: «Ihr Haus steht im Weg. Es muss weg.» Sie sei in Tränen ausgebrochen. Ihre Heimat, das beschauliche Leissigen am Thunersee, sollte für immer verändert werden.

1000 Seelen zählt das Dorf zwischen Spiez und Interlaken. Vom See unten bis weit in den Hang hoch reiht sich Chalet an Chalet. Das Postpaket bringt man zum Volg, der «Hirschen» serviert Pizza. Der Stolz von Leissigen ist seine Zugverbindung. Vor knapp 130 Jahren bekam man einen eigenen Bahnhof. Dafür nahm man in Kauf, dass die Gleise den Ort in zwei Teile schnitten.