Heute gekochte Gnagi!» Das Schild steht etwas verloren da – neben all den Ballons mit der Aufschrift «Gratulation unserem Weltmeister!». Die Dorfmetzgerei von Gipf-Oberfrick empfängt Jürg Biland, ihren Chef. Eben ist er aus Carson City, Nevada, USA, zurückgekehrt – samt Pokal. Biland ist 1,76 Meter gross, sein Schnauz hat eine Spannweite von 1,43 Metern: Anfang November hat ihn die Jury der World Beard Moustache Championship in der Klasse «Freestyle» zum Sieger erkoren.

Der «Rössli»-Wirt fährt mit 200 Liter Gulaschsuppe vor. Berti Pellegrini, Bilands Nachbarin, steht auf dem Balkon und winkt. Sie ist 97 Jahre alt. Am Geländer prangt die Schweizer Fahne. Gipf-Oberfrick hat 3000 Einwohner.

Zirka 1970 hat das preisgekrönte Objekt zu spriessen begonnen. An seine erste Rasur kann sich Biland nicht mehr erinnern; «meh us Chalberei» habe er den Schnauz wachsen lassen. Bei seiner Heirat, vor 18 Jahren, mass der Schnurrbart 29 Zentimeter. Seit 1993 wird er auch von den Kinnhaaren gestützt: Dieses Jahr erkor ihn der «Nebelspalter» zum «schönsten Schnauz der Schweiz».

Musikalische Grüsse aller Art


Die Holzbankreihen auf dem Parkplatz füllen sich. Die Dorfmusik wartet, auch die Steelband «Pancake» mit Bilands Schwager und Schwester. Der Oldtimer der Feuerwehr fährt mit Blaulicht vor. Das Martinshorn hupt. Kuhglocken läuten. Am Steuer sitzt Bilands Cousin, der Weltmeister steht im offenen Gefährt und winkt. Die Schnauzspitzen vibrieren. Bilands Schwager, Blumen in der Hand, öffnet die Arme: «Mir hend en Weltmeister! En Sou-Cheibe-Applaus!» Die Trachtenvereinfrauen strahlen.

Baard, barbe, beard, brada, barba. 120 Männer aus neun Ländern traten zur sechsten WM an. Die Kategorie Schnurrbart hat sechs Kategorien: «naturale», «ungarisch», «englisch», «kaiserlich», «Dalí», «Freestyle». Nur bei letzterer sind Hilfsmittel erlaubt, die da sind: Bartwachs, Haarspray, Haarlack, Haargel oder Schaumfestiger. Um sein Stück auf Vordermann zu trimmen, braucht Biland mindestens 30 Minuten. Nachts und an den gewöhnlichen Tagen bindet er ihn «wie einen Rossschwanz» unters Kinn, ringelt ihn ums Ohr oder bettet ihn ins Netzchen. Das Objekt wird zweimal täglich gewaschen.

Biland wurde 1996 Schweizer Meister, 2002 Europameister. Und jetzt? Es scheint, als habe der Weltmeister genug. Der Empfang sei wunderschön gewesen, sagt er. Aber sie seien «nüt als lästig», diese Haare.

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