«Die Haltestelle Basel St. Jakob geht in die Schweizer Eisenbahngeschichte ein», frohlockte SBB-Geschäftsleitungsmitglied Daniel Nordmann bei der Eröffnung der Station im Sommer 2001. Stimmt. Aber kaum so, wie sich das Nordmann gedacht hat.

Für stolze sechs Millionen Franken wurden in unmittelbarer Nähe des neuen St.-Jakob-Parks ein Perron, vier Treppen, ein Lift und die einzige schwenkbare SBB-Anzeigetafel der Schweiz erstellt. Dank dieser so genannten Bedarfshaltestelle können die Besucher von Grossanlässen mit Fernverkehr-Extrazügen direkt zum «Joggeli» fahren. Die Haltestelle soll den öffentlichen Verkehr attraktiver machen und dient gleichzeitig als Trumpf bei der Vermarktung der neuen Anlage. Soweit die ursprüngliche Idee.

Auf Umwegen zum Match

Zehn Monate nach der Einweihung sieht die Bilanz ernüchternd aus. Einzig bei den beiden Cupspielen (FCB gegen YB und GC) setzten die SBB Fernverkehr-Extrazüge ein. Gut 3000 Passagiere machten vom Angebot Gebrauch. Genaue Zahlen über Gewinn oder Verlust geben die SBB nicht bekannt, doch die Extrazüge seien profitabel gewesen. Trotzdem wurde beim ausverkauften U21-EM-Spiel Schweiz–Italien kein Extrazug aufgegleist. Folge: Statt mit der Bahn reisten die Fans im Auto an, und vor dem Stadion kams zu einem riesigen Stau. Fehlanzeige auch bei den geplanten Extrazügen für Open-Air-Konzerte: Aus den erhofften Veranstaltungen ist bisher nichts geworden.

Auswärtige Stadionbesucher, die mit dem Zug anreisen, fahren deshalb weiterhin an der neuen Haltestelle vorbei zum Bahnhof SBB. Von dort können sie – wie die Basler Fans auch – im «Joggeli-Shuttle» zurück zum Stadion fahren.

Bestellt und zu 80 Prozent finanziert wurde die Station vom Kanton Basel-Stadt. «Ich musste Finanzdirektor Ueli Vischer zuerst davon überzeugen, dass man heute einen Bahnhof nicht einfach bei den SBB bestellen kann, sondern auch dafür bezahlen muss», sagt der Basler Regierungsrat Ralph Lewin. Doch wie oft die SBB die neue Station mit Extrazügen bedienen, wurde vertraglich nicht geregelt. «Wir fahren die Haltestelle nicht zum Vergnügen an», so SBB-Sprecher Ruedi Estermann.

Bleibt nur der «Joggeli-Shuttle», der dort hält. Aber das ist eine Verlegenheitslösung. Der Shuttle verbessert zwar die Auslastung der Haltestelle, spielt aber die Kosten für den Extrazugdienst nicht ein. Der Verlust beträgt zwischen 5000 und 8000 Franken pro Anlass. Über die Finanzierung haben der Kanton und die SBB noch keine Einigung erzielt.

Stärker ins Gewicht fallen jedoch die Amortisations-, Zins und Betriebskosten der neuen Station. Basel-Stadt hat zwar die 4,8 Millionen für die Haltestelle sofort als Investitionsbeitrag abgeschrieben. Rechnet man aber für Zins und Abschreibung mit den üblichen neun Prozent, so ergibt das für den Kanton Basel-Stadt Kosten von 430'000 Franken pro Jahr.

Zahlen für auswärtige Fans

Und dann wäre da noch der Unterhalt. Im Voranschlag rechneten die SBB laut «Basler Zeitung» mit 182'000 Franken pro Jahr. Jetzt solls nur noch ein Bruchteil sein. Wie viel genau, kann SBB-Sprecher Estermann (vorläufig) nicht sagen.

So oder so: Die Haltestelle kostet den Kanton jährlich rund 500'000 Franken. Selbst wenn dadurch 10'000 Personen vom Auto auf den Zug umsteigen, ergibt das eine Subvention von 50 Franken pro auswärtigen Passagier. Regierungsrat Ralph Lewin gibt aber auch den Nutzen für heimische Fans zu bedenken: «Das ist nicht primär eine Investition in den öffentlichen Verkehr, sondern eine Ergänzung zu einer Anlage, in die private Geldgeber 300 Millionen Franken investiert haben.»

Übrigens: Nur wenige hundert Meter neben der neuen Station bauten die SBB schon einmal eine Haltestelle. Anlass war damals die Gartenschau «Grün 80». Der Minibahnhof wurde mittlerweile abgerissen – wegen Nichtgebrauchs.