Adnan Mizher tritt seit Jahren als Arzt auf. Gegenüber Patienten und Medien – auch dem Beobachter – gibt sich der Chef des Zürcher Rehabilitationszentrums Dynasom als «Dr. med.» aus. Und wirbt in Zürcher Trams und Bussen für seine Rückentherapie.

Doch Adnan Mizher ist kein Arzt. Besonders peinlich: Die Ärztevereinigung FMH hatte ihn dennoch aufgenommen. «Das war eine Panne», räumt Christoph Hänggeli, Geschäftsführer des Bereichs Fortbildung bei der FMH, ein. «Mizher konnte eine Sachbearbeiterin davon überzeugen, dass er Arzt sei. Die erforderlichen Bescheinigungen wollte er später nachliefern.» Im Februar entzog ihm die FMH die Mitgliedschaft.

«Ab 2005 plötzlich Arzt»

Dass die Ärztevereinigung Gesuchsteller allein aufgrund vager Versprechungen aufnimmt, ist besonders bedenklich, weil die Mitglieder in einem öffentlichen Register geführt werden. Patienten und andere Ärzte konnten bisher davon ausgehen, dass die Qualifikationen der Aufgeführten auch überprüft wurden. «Wir haben Konsequenzen aus dem Fall gezogen», versichert Hänggeli. Künftig werde niemand mehr provisorisch aufgenommen. Hänggeli weist darauf hin, dass die Aufsicht über Ärzte grundsätzlich bei den kantonalen Gesundheitsdirektionen liegt.

Die Zürcher Gesundheitsdirektion ist erst aktiv geworden, nachdem sich Mizhers ehemaliger Geschäftspartner Dr. med. Anton Stadelmann im letzten Herbst beschwert hatte. «Der aus dem Irak stammende Mizher hatte sich ursprünglich als Bewegungswissenschaftler mit Doktortitel ausgegeben. Ab 2005 trat er dann plötzlich als Arzt auf», so Stadelmann.

Ein Papier aus Bagdad

Er und andere Ärzte untersuchten Patienten und verordneten Therapien, die Mizher dann auf Kosten der Krankenkassen durchführte. «Ich verlangte von Mizher Belege für seine ärztliche Ausbildung. Ausser einem Papier aus Bagdad, das ich nicht kopieren durfte, habe ich aber nie etwas gesehen», sagt Stadelmann.

Die Zürcher Gesundheitsdirektion bestätigt, dass Mizher nie eine Berufsausübungsbewilligung erhalten hat. Und: «Wir haben in diesem Fall ein Verfahren eröffnet», so Sprecher Urs Rüegg. Adnan Mizher spricht von «delikaten Gesprächen», die er mit der Gesundheitsdirektion führe. Er sei aber sehr wohl Arzt. Entsprechende Dokumente blieb er aber auch dem Beobachter schuldig.

Mizher will seine Werbeaktion bis in den Herbst weiterführen. Zum Ärger von Anton Stadelmann, der in Prospekten als leitender Arzt des Dynasom-Zentrums erwähnt wird. «So werden Patienten weiter in die Irre geführt. Dass die Gesundheitsdirektion nicht sofort einschreitet, ist ein Skandal.»